Deutsche Minderheit

Pilates, Yoga, Turnen: Sportlehrerin Olga März hat viele Ideen

Pilates, Yoga, Turnen: Sportlehrerin Olga März hat viele Ideen

Pilates, Yoga, Turnen: Olga März hat viele Ideen

Sonderburg/Sønderborg
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Olga März gibt in der Sporthalle der Deutschen Schule Sonderburg mittwochs ab 18 Uhr einen Pilateskurs. Foto: Karin Riggelsen

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Vor einem Jahr hat sich die ehemalige Lüneburgerin mit ihrer Familie Sonderburg angeguckt und sich kurzerhand entschlossen, nach Nordschleswig zu ziehen. Mit im Gepäck hat sie jahrelange Erfahrungen als Pilatesübungsleiterin. Darüber freut sich der Deutsche Jugendverband für Nordschleswig, der die Fitnesstrainerin als neue Sportlehrerin einstellt.

Eine Stunde Pilates bei der Turnerschaft Sonderburg zu unterrichten, war Trainerin Olga März nicht genug. Immer wieder hat sie deshalb bei der Sportlehrerin Susanne Klages vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig nachgefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, mehr Kurse anzubieten.

Jetzt endlich hat es geklappt, und die ehemalige Lüneburgerin bekommt die Möglichkeit, weitere Kurse zu unterrichten: Sie übernimmt in Apenrade den Yogakurs von Anne-Didde Holt und veranstaltet in Sonderburg montags ab 16 Uhr ein Eltern-Kind-Turnen.
 

Doch was verschlägt die lizenzierte Fitnesstrainerin nach Sonderburg? „Der Nordschleswiger“ hat nachgefragt.

„Wir waren mit dem deutschen Schulsystem nicht zufrieden“, berichtet die Mutter von vier Kindern. Hinzu kam die Suche nach einem neuen Haus, weil das alte zu klein war für die sechsköpfige Familie.

Ein Rhönrad-Video lockte die Familie über die Grenze

So kommt es dazu, dass Olga März „Deutsche Schulen“ googelt und das erste Ergebnis Sonderburg ist. „Wir haben das Schulvideo mit dem Rhönrad gesehen, und meine Kinder waren sofort begeistert.“

Familie März entscheidet sich dazu, Sonderburg und die Schule zu besichtigen, und „es ist Liebe auf den ersten Blick“, so die neue Sportlehrerin des Jugendverbandes. „Ich wusste sofort, dass ich hier bleiben will“, fügt sie hinzu.

Ich wusste sofort, dass ich hier bleiben will.

Olga März, Sportlehrerin beim Deutschen Jugendverband für Nordschleswig

Zurück in Lüneburg, packt die Familie die Koffer und meldet die Kinder in Deutschland von der Schule ab und in Sonderburg an der deutschen Schule an. Während die Familie auf Wohnungssuche ist, lebt sie in Ferienhäusern.

Es dauert nicht lange, bis sie ein Haus finden und endlich richtig ankommen können. Ihr Mann arbeitet unter der Woche in Hamburg oder kann, wenn es nötig ist, Homeoffice machen. Die Kinder im Alter von 8, 10, 12 und 14 Jahren fühlen sich in ihrer neuen Umgebung wohl und turnen mittlerweile alle Rhönrad.

In Kasachstan wurde nur hinter verschlossener Tür Deutsch gesprochen

Dänisch zu lernen, fällt Olga März nicht so leicht, wie erhofft. Dreimal die Woche geht sie zur Sprachschule. „Ich habe gedacht, ich habe es schon einmal geschafft, eine andere Sprache zu lernen, dann schaffe ich das jetzt auch wieder“, so die Fitnesstrainerin, die bis zu ihrem siebten Lebensjahr in Kasachstan gelebt hat und als Kind Russisch sprach. Olgas Mutter entschied sich 1990, mit ihr und ihrer Schwester nach Deutschland zu gehen. Zu dem Zeitpunkt war die Sonderburgerin sieben Jahre alt.

Beim Pilates geht es darum, die Muskeln im ganzen Körper zu kräftigen. Foto: Karin Riggelsen

Olga März' Familie gehörte zu den sogenannten Wolgadeutschen, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts aus Deutschland auswanderten und in Olgafeld bei Mariupol eine von vielen kleinen eigenen deutschen Kolonien gründeten. Dort lebte sie in relativer Eigenständigkeit bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges, als ihre Familie gemeinsam mit vielen anderen Deutschen nach Kasachstan deportiert wurde. Ihr Uropa wurde zur sogenannten Trudarmee einbezogen, einer Arbeitsarmee, wo er mit vielen anderen Deutschen Zwangsarbeit leisten musste.

In Kasachstan zog Olga März' Familie gemeinsam mit einigen anderen deutschen Familien in ein kleines Dorf. Aus Erzählungen von ihrer Mutter weiß die Sonderburgerin, dass es unter der russischen Bevölkerung nicht gern gesehen wurde, wenn Deutsch gesprochen wurde.  So kam es, dass sie immer weniger Deutsch sprachen und wenn, dann nur im Privaten, wenn sie mit anderen Deutschen zusammen waren. Organisationen, wie jetzt in Nordschleswig, gab es keine. Umso schöner ist es für die neue Sportlehrerin, die Gemeinschaft und die Zusammengehörigkeit in der deutschen Minderheit in Dänemark zu erleben.

Ich möchte hier nicht selbstständig sein, sondern ein Teil von etwas.

Olga März, Sportlehrerin beim Deutschen Jugendverband für Nordschleswig

Sportprogramm des Jugendverbandes mitgestalten

„Es ist hier so schön familiär, das Gefühl hatte ich in Deutschland bei der Arbeit erst nach sechs Jahren“, berichtet März. In Lüneburg hat sie als selbstständige Fitnesstrainerin gearbeitet. „Ich möchte hier nicht selbstständig sein, sondern ein Teil von etwas.“

In ihren Sportkursen geht Olga März individuell auf die Bedürfnisse ihrer Teilnehmenden ein. Foto: Karin Riggelsen

Die neue Sportlehrerin ist froh, dass ihre Ideen und Vorschläge vom Abteilungsleiter Thore Naujeck ernst genommen werden. Gemeinsam schmieden die beiden bereits an weiteren Plänen. Denn die Pilatesübungsleiterin hat Lust, noch mehr Kurse zu unterrichten. „Das ist erst der Anfang, und ich freue mich auf alles, was da noch kommt.“

Informationen zu den Sportkursen gibt es auf der Webseite des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig unter: www.djfn.dk.

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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