Klimaschutz

So sieht Dänemarks nachhaltigstes Haus von innen aus

So sieht Dänemarks nachhaltigstes Haus von innen aus

So sieht Dänemarks nachhaltigstes Haus von innen aus

Ekensund/Egernsund
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Beim Rundgang im Musterhaus: Der Bau ist komplett aus wiederverwerteten Ziegeln und nachhaltigen Materialien errichtet. Foto: Karin Riggelsen

In Ekensund hat die Ziegelei Matzen ein Haus gebaut, das neue Standards in Sachen Nachhaltigkeit setzt. Es besteht aus Abbruch-Ziegeln des Dorfkrugs und isolierenden Ziegelsteinen aus Glasabfall. Im Inneren reguliert ein Luftfiltersystem Partikel und Luftfeuchtigkeit automatisch.

Nass und feucht ist es an diesem Dienstagvormittag nur außerhalb der Fenster, an denen der Schneematsch hinabgleitet. Im Inneren des Ziegelsteinbaus herrscht vollkommene Ruhe – und das beste Innenklima, das man sich nur vorstellen kann. Die Wände bestehen aus alten Ziegeln des Dorfkrugs und Kalk-Mörtel-Fugen, der Fußboden aus hellen Ziegeln, und in jedem Raum kontrolliert ein Filtersystem, wie viel Staubpartikel oder Luftfeuchtigkeit vorhanden ist – um dann das Raumklima entsprechend zu optimieren.

Höchste Auszeichnung für Nachhaltigkeit

Jacob Bendtsen kennt jeden Winkel des Wohnhauses, das direkt am Havnevej am Nübeler Noor neben der Ziegelei Matzen steht. Er hat das Musterhaus als Projektmitarbeiter der Gravensteiner Ziegelei „Gråsten Teglværk“ mit entworfen und konzipiert – und führt immer wieder potenzielle Kunden, Nachhaltigkeitsexperten und Architekten durch das Haus, das 2019 erbaut und 2020 fertiggestellt wurde.

Jacob Bendtsen ist Projektleiter und betreut das Musterhaus in Ekensund. Foto: Karin Riggelsen

Kaum war das erste rundum nachhaltige Haus Dänemarks errichtet, erhielt es schon eine erste Auszeichnung: das DGNB-Zertifikat vom „Green Building Council Denmark“. DGNB ist die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, deren Nachhaltigkeits-Norm auch für Dänemark übernommen wurde. Das Ziegelhaus in Ekensund hat eine Platin-Auszeichnung erhalten – nachhaltiger geht es nach der DGNB-Norm nicht.

 

Auch im Schlafzimmer regeln Sensoren über die Lüftung Luftfeuchtigkeit und Partikeldichte. Foto: Karin Riggelsen

Das 90-Quadratmeter-Wohnhaus hat mehrere besonders nachhaltige Eigenschaften: In den Wänden stecken großrahmige CleanTechBlock-Ziegel, die zu Teilen aus Altglas bestehen und isolieren. Das Mauerwerk besteht aus den Ziegeln des alten Dorfkrugs, der 2018 abgerissen wurde. Die örtlichen Pfadfinder haben die alten Ziegelsteine gereinigt und für 1 Krone pro Stück verkauft.

„Immer mehr Bauprojekte fordern nachhaltiges Bauen. Wir zeigen hier, wie das gelingen kann“, so Jacob Bendtsen. 

Alle Lampen sind in die Decke integriert. Dort befinden sich auch – nicht sichtbar – die Lüftungsschächte, die automatisch das Raumklima steuern. Für einen perfekten Raumklang sorgen die Holzstreben, die Dezibelstärke liegt bei durchschnittlich 23. Foto: Karin Riggelsen

 

Ein Sensoren-System der Sonderburger Firma Niko sorgt für ein perfektes Raumklima, bei dem höchst effizient gelüftet wird. Das Lüftungssystem stammt von der Haderslebener Firma Genvex. Ob Staub, Schmutz oder Feuchtigkeit – die Raumluft wird über Sensoren in jedem Raum gesteuert und über die Lüftungsanlage in der Decke automatisch optimiert.

 

Warum Wände anmalen, wenn Ziegel schmücken

Das Raumklima ist auch deshalb besonders gut, da keine giftigen Lack- oder Malerfarben verarbeitet worden sind. Die Holztreppe von „Frøslev Træ“ ist mit Wachs imprägniert, die Ziegelwände sind mit Kalkmörtel anstatt mit Betonfugen gebaut.

„Warum die Wände anmalen. Wir haben Ziegel in vielen verschiedenen Farben, und man kann sie gezielt einsetzen“, sagt Bendtsen und zeigt auf den hellen Lichtschacht im Treppenaufgang, in dem hellbeige Steine strahlend Licht reflektieren.

Im Treppenaufgang hängt die einzige Lampe des Hauses. Alle anderen Lichtquellen sind in die Decke integriert, um Staubfänger zu vermeiden. Besonders in größeren Räumen lässt sich so der Reinigungsaufwand minimieren. Foto: Karin Riggelsen

Weitere Besonderheiten: Im Badezimmer filtern Sensoren das Duschwasser. Ist es sauber – beispielsweise nach dem Abspülen von Shampoo und Duschgel – wird es wiederverwendet. Immerhin 80 Prozent des Wassers werden so wiederverwertet. Das „schmutzige“ Duschwasser wird für die Toilettenspülung genutzt. Und auch die Armatur im Bad sowie der Fußboden sind aus recyceltem Material.

Hier können wir zeigen, wie nachhaltiges Wohnen gelingen kann. In Zukunft wird die Nachfrage nach nachhaltigen Häusern steigen. Wir stellen uns darauf ein.

Jacob Bendtsen, Projektleiter
Jacob Bendtsen mit einem CleanTechBlock. Die Demo-Wand im Hintergrund zeigt, wie diese Glas-Ziegelsteine als Isolationsschicht in die Hausmauer integriert werden. Foto: Karin Riggelsen
Im Badezimmer ist der Technik-Schrank integriert. Unter anderem wird das Duschwasser gefiltert und über einen kleinen Wassertank wiederverwendet, wenn es sauber ist. Foto: Karin Riggelsen

Jacob Bendtsen hat seit Fertigstellung des Hauses inklusive Platin-Auszeichnung jede Menge zu tun. „Die Nachfrage ist wirklich hoch. Hier können wir zeigen, wie nachhaltiges Wohnen gelingen kann“, so der Projektleiter.

„In Zukunft wird die Nachfrage nach nachhaltigen Häusern steigen. Wir stellen uns darauf ein. Vor allem wollen wir zeigen, wie unser CleanTechBlock verarbeitet werden kann. Aber wir wollen auch aufzeigen, was für ein fantastisches Raumklima entsteht, wenn man mit Ziegeln baut.“

Unternehmergeist in achter Generation

Die Matzen-Ziegelei und die Ziegelei Gravenstein werden von Peter Matzen in achter Generation der Familie geführt. Unter dem Namen „Egernsund Tegl“ werden die Ziegel der beiden Werke gemeinsam mit den Produkten fünf weiterer Ziegeleien aus Jütland verkauft.

Projektleiter Jacob Bendtsen zeigt das Badezimmer. Auch die Armatur ist aus recyceltem Material hergestellt. Foto: Karin Riggelsen
Der Treppenaufgang zum ersten Stock. Das Holz stammt aus Fröslee, die Ziegel aus dem Ort. Foto: Karin Riggelsen
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