Prävention
Von wegen Kasperletheater: Wie Verkehrserziehung heute funktioniert
Von wegen Kasperletheater: Wie Verkehrserziehung heute funktioniert
Von wegen Kasperle: Wie Verkehrserziehung heute funktioniert
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Die Landespolizei Schleswig-Holstein zu Besuch in Nordschleswig: In dieser Woche hat die Handpuppenbühne aus Flensburg deutsche Institutionen im Landesteil besucht. Wie vermitteln sie Kindern Sicherheit im Straßenverkehr? Die Profis erzählen.
Eine große Straße und ein Kind, das sie zum ersten Mal überqueren muss. Wie funktioniert das – sicher? Die Handpuppenbühne der Landespolizei Schleswig-Holstein aus Flensburg bringt es den kleinen Verkehrteilnehmenden bei.
Theaterpädagoge Stephan Jelkmann, Erzieherin Petra Ehlers und Atem-, Sprech- und Stimmlehrer Christian Böhnke waren am Donnerstag zu Besuch auf dem Kindercampus Lunden, um den Kindergartenkindern sowie den Klassen 0 und 1 den richtigen Weg zu weisen.
Handpuppenbühne aus Flensburg unterwegs in Nordschleswig
Während früher Polizistinnen und Polizisten das Puppentheater bedienten, sind es mittlerweile Tarifangestellte, die vom Fach sind.
Derzeit ist die Handpuppenbühne aus Flensburg unterwegs in Nordschleswig – unter anderem auch an der Förde-Schule, an der Deutschen Schule Hadersleben und an der Deutschen Schule Sonderburg.
Die Kinder können mit dem Kasper überhaupt nichts mehr anfangen. Es waren eher die Erwachsenen, die sehen wollten, wie der Kasper das Krokodil verprügelt.
Stephan Jelkmann, Theaterpädagoge
Wie bringt man Kindern bei, sicher eine Straße zu überqueren? Stephan Jelkmann ist Dramaturg des Stücks. Er erzählt, wie die Gruppe arbeitet. „Das klassische Kasperletheater von früher, mit Polizist, Kasperl und Krokodil, das gibt es heute nicht mehr“, sagt er.
Wer identifiziert sich mit einem Krokodil?
„Wir wollen, dass sich die Kinder mit den Figuren identifizieren – und ich denke, die wenigsten haben sich damals beispielsweise mit dem Krokodil oder dem Seppel identifiziert“, sagt er.
„Die Kinder können mit dem Kasper überhaupt nichts mehr anfangen. Es waren eher die Erwachsenen, die sehen wollten, wie der Kasper das Krokodil verprügelt“, stellt der Theaterpädagoge lachend fest.
Die Kinder sollen selbst mitdenken, anstatt andauernd auf einen erhobenen Zeigefinder zu treffen und bevormundet zu werden.
Im aktuellen Stück „Kantsteinhelden“ ist es die fünfjährige Pauli, die den Kindern als Vorbild dient. Sie ist mutig, aber vorsichtig. Sie darf im Stück erstmals einen Brief zum Postkasten bringen – und muss dafür eine große Straße überqueren.
Kinder werden zu Ratgebenden
„Die Kinder im Publikum sollen der Pauli helfen – so werden sie zu den Experten. Sie merken sie gar nicht, dass sie lernen und sozusagen erzogen werden.“
Wie war das nochmal – wie geht man sicher über die Straße?
Das Verkehrsgedicht muss her. Zusammen mit den Kindern sagt Pauli es wieder und wieder auf. Sätze, die hängenbleiben. „Können wir das Gedicht nochmal zusammen aufsagen?“, fragt Pauli die Kinder, und die helfen gerne mit, damit Pauli sicher über die Straße kommt.
Das Abenteuer Straßenüberquerung verbindet
„Will ich über die Straße gehen, bleibe ich einen Schritt vor dem Kanststein stehen. Zu beiden Seiten muss ich schauen, links, rechts, links, dann kann ich mich gerade über die Straße trauen.“
Die Kinder in der Aula sind voll bei der Sache, die Augen leuchten und wenn mal wieder ein Auto überraschend neben Pauli auftaucht, ist der Schreck groß. Gemeinsam erleben sie das Abenteuer Straße überqueren – und prägen sich die Sätze ein, die sie später sicher durch den Straßenverkehr bringen.
„Es ist eine großartige Aufgabe, den Kindern das richtige Verhalten im Straßenverkehr beizubringen. Auch wenn nur ein Kind auf diese Weise vor einem Unfall bewahrt wird, wäre unsere Arbeit schon ein Erfolg“, sagt Stephan Jelkmann.
Zurück blieben nach der Vorstellung der Handpuppenbühne am Kindercampus viele neue Kantsteinheldinnen und -helden, die mit dem Verkehrsgedicht durchs Leben gehen werden – um möglichst sicher über die großen Straßen dieser Welt zu gelangen.