Neue Eurocity-Verbindung

Großer Empfang für den ersten Direktzug aus Prag

Großer Empfang für den ersten Direktzug aus Prag

Großer Empfang für den ersten Direktzug aus Prag

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Flensburg
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Der erste Direktzug aus Prag ist in Flensburg angekommen. Foto: Marcus Dewanger, SHZ

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Flensburg freut sich über eine neue Anbindung an den Fernverkehr. Täglich können Reisende nun von der Fördestadt aus direkt und ohne Umstieg in die tschechische Hauptstadt Prag fahren. Auch Berlin und Dresden sind Teil der Verbindung.

19.07 Uhr am Sonntagabend. Simone Lange steht bereit, ein Eimer voller Rosen zu ihren Füßen. Aber zunächst heißt es warten. Um 19.22 Uhr ist es dann so weit: Mit 15-minütiger Verspätung fährt der erste Eurocity der neuen Direktverbindung zwischen Prag und Flensburg in den Bahnhof ein.

Die meisten Fahrgäste schauen verdutzt, als sie aus dem Zug steigen und im Blitzlicht von Kameras von der Oberbürgermeisterin und Mitgliedern der Flensburger Lokalpolitik mit Rosen begrüßt werden. Vielen scheint nicht klar zu sein, in welchem Zug sie da bis eben saßen.

Internationale Direktverbindung für Flensburg

Es ist die Jungfernfahrt auf der neu eingerichteten Fernverkehrslinie, die Flensburg mit Berlin, Dresden und der tschechischen Hauptstadt Prag verbindet. Mit dem Beginn des Sommerfahrplans hat die Deutsche Bahn ihr Angebot im Fernverkehr ausgebaut – und Flensburg die erste internationale Direktverbindung beschert, wenn man von den Zügen ins benachbarte Dänemark absieht.

„Damit ist erstmals auch die Mittelachse wieder angebunden an den Fernverkehr“, freut sich Dr. Arne Beck, Geschäftsführer von NAH.SH. Die Mittelachse, das meint die Bahnstrecke von Flensburg über Schleswig und Rendsburg bis Neumünster. Die neue Verbindung sei bedeutsam sowohl für den Tourismus als auch für Geschäftsreisende, so Beck, der vor allem die direkte Anbindung an Berlin hervorhebt.

In vier Stunden ohne Umstieg nach Berlin

In rund vier Stunden erreicht der Eurocity von Flensburg aus die deutsche Hauptstadt und braucht damit in etwa genauso lange wie bisherige Verbindungen nach Berlin. Mit der neuen Direktverbindung sparen sich die Fahrgäste allerdings den Umstieg in Hamburg. Man habe damit eine „hoch attraktive Verbindung“ geschaffen, sagt Arne Beck und findet: „So wird Verkehrswende Realität.“

Seine Freude teilt auch Oberbürgermeisterin Simone Lange. „Wir haben immer für unseren Standort geworben“, sagt sie. Umso größer sei ihre Freude, dass die Bahn sich nun für die Anbindung Flensburgs entschieden habe. Die Möglichkeit, von Flensburg aus nun direkt und ohne Umstieg nach Berlin, Dresden und bis nach Prag fahren zu können, sei ein Gewinn für die Stadt. „Wir wünschen uns mehr davon“, sagt Lange.

Neue Fernverkehrsverbindung verkehrt einmal täglich

Die neue Direktverbindung verkehrt in jede Richtung einmal täglich. Wer dann morgens um 8.31 Uhr in Flensburg in den Zug steigt, der erreicht ohne Umstieg nach rund neun Stunden um 17.35 Uhr die tschechische Hauptstadt – oder steigt auf dem Weg in Berlin, Dresden oder auch dem im Elbsandsteingebirge gelegenen Bad Schandau aus.

Die Fahrt in Richtung Flensburg beginnt täglich um 10.25 Uhr in Prag und endet abends um 19.07 Uhr in der Fördestadt. Innerhalb von Schleswig-Holstein können Reisende jeweils auch in Schleswig, Rendsburg und Neumünster zu- und aussteigen.

Wen auf der Fahrt dann der Hunger überkommt, der kann sich nach Angaben der Bahn im Bordrestaurant auf ein abwechslungsreiches Angebot an tschechischen Spezialitäten freuen.

Den Fahrgästen der Premierenfahrt war dieser Genuss allerdings noch nicht vergönnt. Auf der Anzeigetafel am Gleis prangt am Sonntagabend der Hinweis: „Heute ohne Bordrestaurant“.

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Cornelius von Tiedemann
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