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Minderheiten sprechen über das Thema Sexismus

Minderheiten sprechen über das Thema Sexismus

Minderheiten sprechen über das Thema Sexismus

Apenrade/Flensburg
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Die deutsche Minderheit setzt sich seit 2019 mit dem Thema Gleichstellung auseinander. Foto: Unsplash/Tim Mossholder

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Die deutsche und die dänische Minderheit sind sich einig: Sexismus gibt es sowohl nördlich als auch südlich der Grenze, und es muss etwas dagegen getan werden. Ein grenzüberschreitender Austausch soll dazu beitragen.

Besonders in kleinen Gruppen, wo jeder jeden kennt, wie zum Beispiel in Minderheiten, ist es schwer, das Thema Sexismus anzusprechen, findet die Vorsitzende der Jungen Spitzen, Katharina Kley. Sie ist eine von 14 Teilnehmerinnen und einem Teilnehmer, die sich am Mittwochabend bei einem virtuellen Treffen der deutschen und der dänischen Minderheit über Gleichstellung und Sexismus ausgetauscht haben.

Besonders in kleinen Gruppen, wo jeder jeden kennt, wie zum Beispiel in Minderheiten, ist es schwer, das Thema Sexismus anzusprechen.

Katharina Kley

Initiiert haben den Austausch das Kvindeforum – das gleichstellungspolitische Forum des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) – und die Arbeitsgruppe Gleichstellung aus der deutschen Minderheit.

Sexismus – Bedeutungen

1. Vorstellung, nach der eines der beiden Geschlechter dem anderen von Natur aus überlegen sei, und die (aufgrund dieser Vorstellung für gerechtfertigt gehaltene) Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung von Menschen, besonders der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts

2. etwas, was auf Sexismus beruht, sexistische Verhaltensweise

Hauptvorstand verabschiedet Gleichstellungspolitik

Erst kürzlich hat der Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) ein von der Arbeitsgruppe Gleichstellung ausgearbeitetes Papier verabschiedet, das künftig vorgibt, wie sowohl auf hauptamtlicher als auch auf ehrenamtlicher Ebene innerhalb der Minderheit mit Sexismus und sexueller Belästigung umgegangen wird und wie dem vorgebeugt werden kann. Betroffene in der deutschen Minderheit können sich an die Mitglieder der Arbeitsgruppe wenden.

Die Arbeitsgruppe Gleichstellung

Die Arbeitsgruppe Gleichstellung wurde 2019 vom Hauptvorstand des BDN gebildet. Ihre Aufgabe ist es, die Arbeit mit der 2019 beschlossenen Gleichstellungspolitik in der deutschen Minderheit zu begleiten und Maßnahmen zu unterstützen. Der AG gehören an: Uwe Jessen (BDN), Käthe Nissen (DSSV), Ruth Candussi (SP), Katharina Kley (Junge Spitzen), Karin Müller (Sozialdienst), Anne-Sofie Dideriksen (extern), Marion Petersen (BDN), Lasse Tästensen (DJN), Lene Jepsen (BDN).

Die deutsche Minderheit berichtete bei dem virtuellen Treffen, wie sie bei der Erstellung der Gleichstellungspolitik vorgegangen ist, dass sie für alle Vereine und Verbände der Minderheit gilt, aber auch von Widerstand, den es bei dem Thema gegeben hat.

Wir sind weit entfernt von den Themen, die in Nordschleswig besprochen werden, obwohl es sie bei uns auch gibt.

Jette Waldinger-Thiering

In der dänischen Minderheit setzt sich das SSW-Kvindeforum für innovative Betreuungsmodelle, Frauenberatungsstellen und Frauen in der Politik ein. Der Umgang mit Sexismus steht in der Partei nicht im Vordergrund.

Das soll sich nach den Wünschen der dänischen Arbeitsgruppe in Deutschland ändern. „Wir sind weit entfernt von den Themen, die in Nordschleswig besprochen werden, obwohl es sie bei uns auch gibt“, so Landtagsabgeordnete Jette Waldinger-Thiering (SSW).

 

Doch auch in der deutschen Minderheit ist die Umsetzung der Gleichstellungspolitik „kein Selbstläufer“, wie Ruth Candussi, Parteisekretärin der Schleswigschen Partei und Mitglied der Arbeitsgruppe Gleichstellung, verriet.

Umsetzung der Gleichstellungspolitik wichtig

„In Wirklichkeit fängt die Arbeit jetzt erst an“, ergänzte Karin Müller vom Sozialdienst. Das Besprochene müsse nun umgesetzt werden.

Dabei gehe es nicht nur darum, dass mehr Frauen in Führungspositionen arbeiten sollen, sondern darum, dass beispielsweise auch mehr Männer im Schulbereich tätig werden. Es sei wichtig, gesellschaftliche Strukturen aufzubrechen, sind sich beide Minderheiten einig.

Wie in den 70er Jahren

Besonders die Corona-Krise habe verdeutlicht, dass die Gleichstellung sich noch in den 70er Jahren befinde, wenn die Frauen sich neben ihrer Arbeit im Homeoffice auch um den Heimunterricht der Kinder und den Haushalt kümmern müssen.

Maylis Roßberg (SSW) machte in dem grenzüberschreitenden Austausch ebenfalls deutlich, dass Frauen die Gleichstellung einfordern sollten und dass Diskriminierung in verschiedenen Facetten geschieht – als Beispiele nennt sie unterschiedliche Redeanteile von Männern und Frauen bei Diskussionen.

Gemeinsame Arbeit

Damit sich daran etwas ändern kann, müssen Frauen und Männer zusammenarbeiten, denn auch Männer werden diskriminiert, warf Thiemo Koch (SSW) ein. „Ohne Männer brauchen wir keine Gleichstellung“, fasste Jette Waldinger-Thiering zusammen.

Nach dem Treffen waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig: Es gibt beim Thema Gleichstellung noch viel Handlungsbedarf.

 

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