Mobilität

Dieses neue Verkehrsschild sollten Radfahrende in Dänemark kennen

Dieses neue Verkehrsschild sollten Radfahrende in Dänemark kennen

Neues Verkehrsschild sollten Radfahrende in Dänemark kennen

Kopenhagen
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So könnten die Wegweise des Knotenpunktnetzwerks einmal aussehen. Es ist ein Entwurf von mehreren, die derzeit auf Testrouten ausprobiert werden. Die finale Beschilderung wird auf Basis von Nutzererfahrungen entwickelt.
Werden bald in Dänemark zu sehen sein: neue Wegweiser für ein knotenpunktbasiertes Radwegenetz. Foto: Marco Berends/Dansk Cykelturisme

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Um das Netzwerk von Fahrradknotenpunkten im Land einzurichten, musste ein neues Schild her. Die Verkehrsbehörde hat nun die weiß-grünen Blechtafeln genehmigt, damit künftig fahrradfreundliche Routen zwischen West- und Ostküste ausgewiesen werden können.

Der Fahrradtourismus in Dänemark boomt. Deshalb hat die Verkehrsbehörde (Vejdirektoratet) nun auf Antrag der Kommune Vejle einen neuen Verkehrsschild-Typen genehmigt, mit dem in Zukunft fahrradfreundliche Freizeit- und Ferienrouten in ganz Dänemark ausgewiesen werden können. 

Niederlande und Belgien sind Vorbilder

Die Inspiration für das sogenannte Fahrradknotenpunktnetzwerk (cykelknudepunktsnetværk) stammt aus Belgien und den Niederlanden, wo die Schilder dazu genutzt werden, verschiedene fahrradfreundliche Radrouten dicht miteinander zu verweben. An sogenannten Knotenpunkten können Radfahrende wählen, welchem der durchnummerierten Radnetze sie folgen möchten. 

Fahrradknotenpunkte
Die Zahl oben gibt den Knotenpunkt an, an dem sich der Radfahrende befindet, während die Zahl und der Pfeil unten die Richtung zum nächsten Knotenpunkt angeben. Foto: Illustration: Marco Berends/Dansk Cykelturisme

Drei Jahre Planung

Hinter dem Projekt steht die Organisation Fahrradtourismus Dänemark (Dansk Cykelturisme), die das System seit 2020 gemeinsam mit 29 Kommunen und Tourismusverbänden entwickelt hat. In einer Pilotphase waren die Fahrradknotenpunkte auch in Dänemark ausprobiert worden – unter anderem auf Bornholm und in der Kommune Vejle. Testradlerinnen und -radler konnten die Routen abfahren und halfen damit bei der Ausarbeitung von Schilddesign und Routengestaltung. 

Mit der Genehmigung des Vejdirektorats ist es jetzt möglich, die besonderen Verkehrsschilder auch in Dänemark an öffentlichen Wegen aufzustellen und fahrradfreundliche Routen zu gestalten. Profitieren können davon nicht nur Radtouristinnen und -touristen, sondern auch Einheimische, die verkehrsarme und naturnahe Wege für ihre Tour finden wollen. 

Ziel ist es, das Knotenpunktnetzwerk landesweit auszurollen. Das macht es möglich, Fahrradtouren und -reisen besser zu planen, da man im besten Fall ohne Karte navigieren und einfach den Schildern folgen kann. Das Netzwerk soll außerdem Anreiz sein, längere und weitere Strecken zu fahren. Denn fest steht: Radtouristinnen und -touristen bringen Geld mit nach Dänemark. Der Ausbau hat daher auch einen wirtschaftlichen Aspekt. 

Knotenpunktnetzwerk
Das Knotenpunktnetzwerk während der Testphase auf Bornholm Foto: Geodatastyrelsen/OpenStreetMap/Dansk Cykelturisme

Verpflegung, Unterkunft, Reparaturen

Zahlen der Tourismusagentur „VistitDenmark“ zeigen, dass ein durchschnittlicher Fahrradtourist im Jahr 2022 am Tag rund 1.000 Kronen ausgab. Vor allem ausländische Radtouristen treiben demnach die Ausgaben in die Höhe. 1,5 Millionen Menschen mit Rad kamen 2022 für einen Fahrradurlaub nach Dänemark – 33 Prozent mehr als 2017, als zuletzt Zahlen erhoben wurden. 

Der Anstieg einheimischer Radtouristinnen und -touristen fiel mit 38 Prozent sogar noch höher aus. 1,1 Millionen Menschen machten mit dem Drahtesel Urlaub im eigenen Land.  

Ländlicher Raum und Küsten besonders beliebt

Besonders beliebt ist der Radurlaub im ländlichen Bereich und an den Küsten Dänemarks. Hier stammen 45 Prozent der ausländischen Radfahrenden aus Deutschland, gefolgt von Menschen aus den Niederlanden (4 Prozent), Norwegen (2) und Schweden. In den Großstädten beträgt der Anteil deutscher Radtouristinnen und -touristen 17 Prozent. 

Die Investition in Wegweiser für Radfahrende ist daher gut investiertes Geld. Transportminister Thomas Danielsen (Venstre) betont laut Pressemitteilung, dass mit den Schildern auch eine bessere Auslastung bestehender Fahrradinfrastruktur gefördert werden kann. Staat und Kommunen investieren große Summen in die existierenden Radwege. 

Bestehende Infrastruktur besser auslasten

„Mit den neuen Schildern binden wir die fahrradfreundliche Infrastruktur besser zusammen und geben Radfahrenden einen einfacheren Zugang zu tollen Erlebnissen auf dem Rad“, so Danielsen. Häufig wähle man die schnellste Route, aber mit den neuen Schildern gäbe es die Möglichkeit, den Erlebniswert zu erhöhen und die schönsten Routen in der Natur zu finden. 

Marianne Foldberg Steffensen, Abteilungsleiterin bei der Verkehrsbehörde, wird in der Meldung ebenfalls zitiert: „Die neuen Schilder können nicht nur zur Förderung des Freizeitradverkehrs, sondern auch des Radfahrens im Allgemeinen beitragen, insbesondere außerhalb der großen Städte. Wir wissen, dass es in Ländern wie Belgien und den Niederlanden gute Erfahrungen mit ähnlichen Wegesystemen zur Beschilderung fahrradfreundlicher Routen gibt.“

Die Fahrradknotenpunkte ersetzen allerdings nicht die bereits bekannten lokalen, regionalen und nationalen Routenmarkierungen für Radfahrende, sondern sind als Ergänzung zu verstehen. 

Radwegweiser Heerweg
Bestehende Wegweiser für Radfahrende bleiben erhalten. Radrouten wie der Heerweg (Hærvejen) können aber in Fahrradknotenpunktnetzwerke integriert werden. Foto: Gerrit Hencke

Wir sehen ein großes Potenzial und eine große Nachfrage für die Aktivierung neuer landschaftlich reizvoller Routen, die sowohl den Bürgerinnen als auch den Touristen zugutekommen.

Jesper Pørksen

Initiatoren sehen großes Potenzial

Auch Jesper Pørksen, Direktor von Dansk Cykelturisme, freut sich, dass die mehrjährige Entwicklung der Schilder nun Früchte trägt. Er erwartet, dass das Interesse an der Nutzung in den Kommunen groß sein wird. „Seit 2020 arbeiten wir gemeinsam mit Kommunen, Tourismus- und Interessenverbänden an der Entwicklung des neuen Freizeitradwegenetzes. Wir sehen ein großes Potenzial und eine große Nachfrage für die Aktivierung neuer landschaftlich reizvoller Routen, die sowohl den Bürgerinnen als auch den Touristen zugutekommen.“

Marco Berends, Projektleiter bei Dansk Cykelturisme, spricht auf „Nordschleswiger“-Nachfrage von einem „Meilenstein“, obwohl noch nicht gleich morgen die ersten Knotenpunkte ausgerollt werden. „Wir arbeiten in diesem Frühjahr an den Kriterien, dem Designhandbuch und dem Planer.“ Die weiteren Schritte werden sich 2024 leicht verzögern. 

„Technisch gesehen ist es möglich, dass die Kommunen, beispielsweise Apenrade, mit der Umsetzung loslegen und die Schilder bereits im Herbst aufstellen. Es liegt jedoch an der jeweiligen Kommune, ob und in welchem Umfang sie die Schilder aufstellen will“, so Berends. Bei der Umsetzung seien eine Menge Vorbereitung und Ressourcen erforderlich, die noch nicht gesichert sind.

Augen auf in Nordschleswig

Wann es in Nordschleswig so weit ist, bleibt also noch offen. In der Kommune Apenrade wird das erste Knotenpunktnetzwerk, wie berichtet, voraussichtlich auf der Halbinsel Loit (Løjtland) zu finden sein. In der Kommune Hadersleben liegt ebenfalls eine Route in der Schublade, die von Hadersleben (Haderslev) in Richtung der Insel Aarö (Arø) und über Süder Wilstrup (Sønder Vilstrup) zurück nach Hadersleben führt. 

In künftigen Fahrradknotenpunkten könnten die Projektrouten der beiden Kommunen miteinander verbunden werden, so wie beim niederländischen Vorbild.

Die Kommune Sonderburg (Sønderborg) und die Kommune Tondern (Tønder) wollten zunächst die Ergebnisse der Testphasen sowie die Genehmigung der Wegweiser abwarten.

Mit der Freigabe des Wegweisers kann das Projekt nun in die nächste Phase gehen. Damit Knotenpunktnetze ausgerollt werden können, müssen Kriterien final festgelegt, Design-Handbücher fertig geschrieben und der Online-Routenplaner zu Ende gebaut werden. 

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