Wirtschaft

Corona und Schweinepest gaben den Rest: Landwirt drückt den Reset-Knopf

Schweinezüchter drückt den Reset-Knopf

Schweinezüchter drückt den Reset-Knopf

Gaardeby/Gårdeby
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Die Ställe sind momentan leer. Schweinezüchter Claus Bruun Jørgensen wagt in Krisenzeiten einen Neuanfang und schafft sich neue Zuchtsauen an. Foto: Karin Riggelsen

Schweinebauer Claus Bruun Jørgensen aus Gaardeby wagt einen Neuanfang und tauscht seinen gesamten Schweinebestand aus. Die neuen Zuchtsauen werden weniger, dafür aber größere und robustere Ferkel werfen. Jørgensen erwartet einen gesünderen Betrieb.

2.000 Zuchtsauen sind auf dem Großbetrieb von Claus Jørgensen Geschichte.  Der Gaardebyer hat sich für eine große Umstrukturierung entschieden.

In den kommenden Wochen und Monaten werden sich andere Zuchtsauen in den Stallungen tummeln.

„Wir hatten seit Längerem mit einer Lungenkrankheit bei den Tieren zu kämpfen. Dann kam Corona und drückte den Schweinepreis. Als dann auch noch die Afrikanische Schweinepest nach Deutschland kam, ging die Kurve steil nach unten. Die Verluste waren so hoch, dass ich mich zu diesem Schritt entschloss“, so Jørgensen, der den Hof am Gårdebymarkvej Mitte der 90er Jahre mit 110 Sauen und 17,8 Hektar Land übernahm und den Betrieb mittlerweile auf 2.000 Zuchtsauen und 400 Hektar Land ausgebaut hat. Mehrere Höfe kaufte er im Laufe der Zeit auf.

Hohe Einbußen

Im September machte er den Schnitt. „Im Monat beträgt der Verlust rund eine halbe Million Kronen“, so Jørgensen, dessen Betrieb es im Jahr auf 70.000 Ferkel brachte, die bis zu einem Gewicht von 30 Kilogramm gemästet werden, ehe sie an Mastbetriebe nach Deutschland verkauft werden.

Wegen der Folgen der Schweinepest in Deutschland sind die letzten Tiere aus Gaardeby nach Rumänien gegangen.

 

Das Reinigen der Ställe nehmen derzeit die Mitarbeiter von Claus Bruun Jørgensen vor. Für ein Foto des „Nordschlewigers" griff der Chef aber selbst zum Hochdruckreiniger. Foto: Karin Riggelsen

Claus Jørgensen verspricht sich viel von der Neubesetzung seiner Ställe und hofft, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.  Er greift auf Sauen bekannter Zuchtfirmen zurück. Er schafft sich Sauen mit der Typbezeichnung TN-70 von der Firma Topigs Norsvin und rund 600 Zuchttiere der Firma Dan-Bred an.

„Ich wollte eigentlich ausschließlich Topigs Norsvin-Tiere haben. So viele waren aber nicht zu bekommen, weshalb ich mit Dan-Bred-Sauen ergänze.“ 

Nicht so anfällig

„Beide Sorten sind robuste Tiere, die nicht so anfällig für Krankheiten sind. Sie werfen weniger Ferkel als andere Sauen, dafür sind die Ferkel größer und stärker. Die Versorgung mit Muttermilch ist besser gewährleistet, und es werden durch die Robustheit weniger Medikamente und Arbeitskraft erforderlich. Es hat somit auch einen Gesundheits- und Tierwohlaspekt“, unterstreicht der Gaardebyer.

„Ich erwarte, dass es unterm Strich genauso wirtschaftlich oder noch besser wird“, sagt der erfahrene Landwirt, der im Vorstand des Schweinezüchter-Verbandes ist.

Ich habe nichts zu verbergen. Man kann über diese Art der Tierhaltung meinen, was man will. Ich mag es aber nicht, wenn Unwahrheiten über die Branche erzählt und Fakten verdreht werden. Ich bin daher immer bereit, den Betrieb zu zeigen und darüber zu erzählen.

Claus Bruun Jørgensen

Die ersten 415 Sauen befinden sich bereits auf einem seiner Nachbarhöfe. Die gesamte Umstellung wird sich allerdings bis in den Frühling kommenden Jahres hinziehen.

„Wir sind dabei, sämtliche Ställe gründlich zu reinigen und Bereiche mit besseren Bodenbelägen auszustatten“, so Jørgensen.

Claus Brrun Jørgensen lässt sich von der momentanen Krise in der Schweinebranche nicht unterkriegen und setzt auf einen Neuanfang. Foto: Karin Riggelsen

Laut Plan wird die Produktion nach dem Besamen neuer Zuchttiere im Januar anlaufen. „Wir werden die Besetzung dann nach und nach weiter auffüllen, bis wir im Frühjahr auf die 2.000 Sauen kommen.“

Mitarbeiter weiterbeschäftigt

Sieben feste Mitarbeiter beschäftigt er während der Übergangszeit weiter. Sechs Mitarbeiter haben den Betrieb verlassen. „Von denen waren zwei in der Probezeit. Zwei haben eine andere Anstellung gefunden, und zwei sind vorübergehend nach Rumänien zurückgekehrt, werden aber wiederkommen“, erwähnt der Landwirt.

Einen genauen Überblick, was die Neuausrichtung einschließlich Krise ihn kosten wird, habe er nicht.

„Es wird im Bereich zwischen 5 und 10 Millionen Kronen liegen“, so die Einschätzung des Schweinebauern.

Dass er zwei neue dänische Zuchtrassen anschafft, macht nicht nur ihn neugierig, ob sich ein markanter Unterschied ergibt.

„Mein Projekt stößt in der gesamten Branche auf Interesse, und ich werde sicherlich öfter dazu kontaktiert, wie es so läuft“, erwähnt Claus Jørgensen, der immer schon um Transparenz bemüht war und auf seinem Betrieb gern Gäste empfängt und informiert.

„Ich habe nichts zu verbergen. Man kann über diese Art der Tierhaltung meinen, was man will. Ich mag es aber nicht, wenn Unwahrheiten über die Branche erzählt und Fakten verdreht werden. Ich bin daher immer bereit, den Betrieb zu zeigen und darüber zu erzählen“, betont Claus Jørgensen. 

Noch herrscht gähnende Leere in den Ställen des Gaardebyers. Foto: Karin Riggelsen
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