Protest

Demonstranten trotzten Wind und Wildschweinzaun

Demonstranten trotzten Wind und Wildschweinzaun

Demonstranten trotzten Wind und Wildschweinzaun

Krusau/Kruså
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Rund 250 Menschen von beiden Seiten der Grenze nahmen an der Demonstration gegen den Wildschweinzaun teil. Foto: kjt

Rund 250 deutsche und dänische Gegner des Wildschweinzauns beteiligten sich am Sonnabend an einer Kundgebung und einem Protestmarsch von Krusau durch den Kollunder Wald. Auch Politiker südlich der Grenze gaben Statements ab.

Die Botschaft war unmissverständlich: Der Wildschweinzaun muss weg! 

Er schadet der Natur und den Tieren. Und er schadet auch dem grenzenlosen und harmonischen Miteinander der Menschen.

In Anlehnung an den legendären Satz des US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy „Ich bin ein Berliner“ zur damaligen Teilung Berlins durch eine Mauer,  sagte Børge Petersen: „Ich bin ein Nordschleswiger“. Als Nordschleswiger sei er Grenzlandbewohner und als solcher brauche er keinen Zaun.

Initiator Børge Petersen bei der Begrüßung der Demonstrationsteilnehmer in Krusau. Foto: kjt

 

Børge Petersen, der mittlerweile auf der Halbinsel Djursland lebt, war Mitinitiator einer Kundgebung gegen den Wildschweinzaun, den der dänische Staat aus Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest errichtete. Die Demonstration hatte er zusammen mit dem SSWer (Südschleswigscher Wählerverband) Bodo Neumann aus der Gemeinde Harrislee und Henrik Boye, Politiker der Partei SF aus Apenrade/Aabenraa auf die Beine gestellt.

Nachricht von Flensburgs Oberbürgermeisterin

Rund 250 Teilnehmer kamen zum Ausgangspunkt in Krusau. Dort verlas Bodo Neumann ein Grußwort und eine Stellungnahme von Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone  Lange (SPD). Sie hatte die Teilnahme an der Kundgebung wegen eines Trauerfalls kurzfristig absagen müssen.

Es muss eine andere und effektivere Lösung geben, die Afrikanische Schweinepest einzudämmen. Der Zaun ist nicht nur ein physisches Hindernis für Tiere, sondern vor allem auch eine psychische Barriere für die Menschen, so der Tenor der übermittelten Botschaft der Oberbürgermeisterin.

Protestmarsch durch den Wald bei Krusau Foto: kjt

 

Vertreter dänischer und deutscher Parteien, der deutschen Naturschutzorganisation BUND, des Radwanderklubs aus Flensburg und weitere Interessenorganisationen meldeten sich bei der rund zweieinhalbstündigen Protestwanderung von Krusau durch den Kollunder Wald bis zum Übergang Schusterkate bei Wassersleben zu Wort.

Hindernis mit Symbolpolitik

Alle brachten zum Ausdruck, dass der Zaun ein unnatürliches und gefährliches Hindernis für Tiere ist und für Menschen trotz passierbarer Öffnungen eine Barriere darstellt. Immer wieder wurde der Begriff „Symbolpolitik“ genannt mit dem Hinweis darauf, dass der Zaun im Kielwasser der Flüchtlingspolitik als Abschottung gedacht war und ist.

„Das belegt in meinen Augen die Beschaffenheit des Grenzzauns. Im Gegensatz zu Zäunen in anderen Ländern, die gegen die Schweinepest schützen sollen, gibt es in  Dänemark diesen Gitterzaun. Es ist ein Industriezaun. Solche Zäune sollen Menschen von Betriebsgeländen fernhalten“, so Henrik Boy am Rande der Demonstration zum „Nordschleswiger“. Dass der Wildschweinzaun  nur 1,5 Meter hoch ist,  ändere an seiner Ablehnung nichts, so Boye.

Mitorganisatoren der Demonstration und ebenfalls Gegner des Wildschweinzauns: Henrik Boye aus Apenrade (l.) und Bodo Neumann aus der Gemeidne Harrislee. Foto: kjt

 

Auch Harrislees Bürgermeister Martin Ellermann zog den Nutzen des Wildschweinzauns in Zweifel. Am Zielort der Demonstration am Übergang Schusterkate sagte Ellermann, dass der Zaun unverhältnismäßig ist, da er keine Garantie als Schutz gegen die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist.

Nur Zaungast

Er hätte sich ein früheres Miteinbeziehen der dänischen Grenzkommunen gewünscht, und er kritisierte, dass die deutschen Grenzkommunen vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. „Wir waren buchstäblich Zaungäste“ so Ellermann.

Es habe einen faden Beigeschmack hinterlassen und im Jubiläumsjahr der Grenzziehung vor 100 Jahren, trübe der Zaun die gemeinsamen Veranstaltungen, ergänzte der Bürgermeister.

War ebenfalls nicht gut auf den Wildschweinzaun zu sprechen: Harrislees Bürgermeister Martin Ellermann. Foto: kjt

 

Gegner des Wildschweinzauns südlich der Grenze können ihren Protest in einer Petition verankern, die von den Flensburgern Tilla Rebsdorf und Nicolas Jähring ins Leben gerufen worden ist.

Pendant zu Dänemark

Jähring wies zum Abschluss der Kundgebung auf die Petition hin. Die Unterschriften sollen im Sommer dem dänischen Botschafter in Berlin übergeben werden. Es ist ein Pendant des dänischen Bürgervorschlags, den Zaun wieder zu entfernen. Diesem Vorschlag in Sinne einer Petition kann man sich nur mit Stimmrecht in Dänemark anschließen.

„Bei unserer Petition kann sich jeder eintragen, egal welcher Nationalität“, so Initiatorin Tilla Rebsdorf. Sie ist Dänin, ist wegen des Wohnsitzes in Flensburg aber in Dänemark nicht stimmberechtigt.  

Tilla Rebsdorf und Nicolas Jähring haben auf deutscher Seite eine Petition gegen den Wildschweinzaun ins Leben gerufen. Foto: kjt
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Kommentar

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