Arbeit und Soziales

Flexjobberin droht neun Monate lang kein Einkommen

Flexjobberin droht neun Monate lang kein Einkommen

Flexjobberin droht neun Monate lang kein Einkommen

Paul Sehstedt
Krusau/Kruså
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Rhea-Sophia Raarup aus Krusau wurden die Auszahlungen für ihren Flexjob gesperrt, weil die Kommune ihr unterstellt, ein Verhältnis mit ihrem Mieter und Arbeitgeber zu haben. Foto: Paul Sehstedt

Eine Flexjobberin folgte den Empfehlungen der Kommune Apenrade, die ihr plötzlich die Auszahlungen sperrt. Der Bürgermeister steht einem Gespräch offen gegenüber.

Die finanzielle Zukunft von Rhea-Sophia Raarup aus Krusau sieht düster aus. Die Kommune Apenrade/Aabenraa hat die Flexjobauszahlungen an sie gesperrt, obwohl die alleinstehende Mutter den Anweisungen und Ratschlägen des Jobcenters gefolgt war.

„Ganz aus heiterem Himmel wurde ich von der Sachbearbeiterin mit falschen Anschuldigungen überhäuft“, erzählt die 39-Jährige, die nach einem Unfall 2013 mit Nervenschäden in der rechten Körperseite zu kämpfen hat. Außerdem leidet sie an Multipler Sklerose.

Obwohl die kommunale Verwaltung ihre Einsprüche abweist, signalisiert Bürgermeister Thomas Andresen (V) Gesprächsbereitschaft: „Jeder Bürger kann sich an mich wenden, falls er sich ungerecht von der Verwaltung behandelt fühlt“, so Andresen zum „Nordschleswiger".

Folgenschwerer Unfall

Rhea-Sophia Raarup wurde in Köln geboren und kam 1989 nach Dänemark. Sie ist geschieden und Mutter der vierjährigen Tochter Ava. In Kiel und Kopenhagen studierte sie Betriebswirtschaft und besitzt einen Mastergrad. Bei einem Unfall wurde sie von einem Lastwagen überrollt und konnte danach nur noch bedingt arbeiten.

Im Laufe der vergangenen Jahre hat Rhea verschiedene Flexjobs bestritten.

Die gut bezahlten Anstellungen ermöglichten ihr, etwas zusammenzusparen. Um das Vermögen anzulegen, erwog sie den Kauf eines Mietgebäudes, doch bevor sie kaufte, informierte sie sich bei der Kommune, ob dies Einfluss auf die Auszahlungen von der Kommune haben würde.

Dies wurde von der Kommune verneint, da die Anlage als Vermögensverwaltung betrachtet werden würde.

Absicherung für die Tochter

„Multiple Sklerose-Kranke haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 48 Jahren und ich wollte meine Tochter finanzielle absichern“, berichtet sie. „Gemeinsam mit meinem damaligen Ehemann kaufte ich den Hof meines Vaters in Kitschelund, und dieser sollte anschließend vermietet werden. Die Kommune hieß den Kauf gut.“

„Später kaufte ich den Hof von Lars Kristensen in Krusau“, setzt Rhea-Sophia Raarup fort. „Dort befinden sich zwei eigenständige Wohnungen. Kristensen wohnt in der einen, während ich mit Ava in die andere gezogen bin. Beim Wohnungsbauregister (Bygnings- og Boligregister BBR, red. Anm.) habe ich diese Aufteilung gemeldet.“

Rhea-Sophia Raarup Foto: Paul Sehstedt

Lars Kristensen ist selbstständiger Handwerker, der jedoch nicht viel mit Büroarbeit am Hut hat. Daher bietet er Rhea an, als Flexjobberin die Büroaufgaben zu übernehmen. Die Übereinkunft wird vom Jobcenter akzeptiert.

Angeblich ein Verhältnis

„Doch plötzlich macht die Sachbearbeiterin eine Kehrtwendung, bestreitet Vereinbarungen und unterstellt mir, dass ich ein Verhältnis mit meinem Arbeitgeber und Mieter habe“, sagt Rhea.

„Gegen die Zahlungseinstellung habe ich natürlich geklagt, und da ich mich im Verwaltungsrecht professionell gut auskenne, habe ich darauf hingewiesen, dass die Sachbearbeiterin Entscheidungen getroffen hat, die rechtlich nicht tragbar sind.“

In einem persönlichen Gespräch mit dem Leiter des Jobcenters am Montag ging hervor, dass die Kommune akut keine Entscheidung treffen kann, weil die eingereichte Klage erst von der Schiedsstelle („Ankestyrelsen“) verhandelt werden muss.

Doch plötzlich macht die Sachbearbeiterin eine Kehrtwendung, bestreitet Vereinbarungen und unterstellt mir, dass ich ein Verhältnis mit meinem Arbeitgeber und Mieter habe.

Rhea-Sophia Raarup

Keine Alternativen

Für Rhea-Sophia Raarup bedeutet dies, dass sie wegen der neunmonatigen Bearbeitungszeit so lange ohne Einkommen dasteht.

Das Jobcenter schlug ihr vor, Arbeitslosengeld zu beantragen, doch dies wird ihr von der Kommune verwehrt, da sie einen vom Jobcenter anerkannten Flexjob bestreitet.

Diesen könne sie kündigen, hat der Jobcenterchef laut Rhea vorgeschlagen und er hoffe, dass sie ein gutes Verhältnis zu ihrer Bank habe. Die Jahresbilanz ihrer Gebäude weist eine Null auf und ergibt daher keine Einnahmequelle.

Den Flexjob hat die 39-Jährige inzwischen gekündigt.

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