Grenzkontrollen

Radelnde Schüler mit Wohnsitz in Harrislee haben ein Problem

Schüler mit Wohnsitz in Harrislee haben ein Problem

Schüler mit Wohnsitz in Harrislee haben ein Problem

Pattburg/Padborg
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Mit der Schließung des Pattburger Grenzübergangs in der Corona-Krise dürfen auch Radfahrer und Fußgänger den Übergang nicht mehr passieren. Leidtragende sind vor allem Schüler der Deutschen Schule Pattburg mit Wohnsitz südlich der Grenze. Wenn sie mit Fahrrad zur Schule wollen, dann ginge das nur mit einem Umweg über Krusau. Foto: JV/Ludvig Dittmann

Mit dem Fahrrad nur mit Umweg über die Grenze zur Schule: Schüler und Lehrer der Deutschen Schule Pattburg sind durch den eingeschränkten Grenzverkehr wegen der Corona-Pandemie beeinträchtigt.

Bauern, die ihre Ländereien auf der anderen Seite der Grenze nur schwer erreichen können, Ostergeschenke, die eigentlich nur an den fünf geöffneten Grenzübergängen herübergereicht werden dürfen, keine Besuche der Angehörigen im Nachbarland und Deutsche mit Wohnsitz in Dänemark, die für einen dringenden Arztbesuch fast nicht über die Grenze gelassen werden: Die strikte Schließung der deutsch-dänischen Grenze zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat im Grenzland besondere Einschränkungen nach sich gezogen. Beispiele gibt es so manche. 

Jüngst haben sich die Schleswigsche Partei (SP) und der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) zusammengetan mit dem Ziel, die Passage für Grenzlandbewohner aus praktischen und familiären Gründen zu erleichtern. 

Auch der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, hat eigene Regeln für das Grenzland gefordert.

Ein Grenzproblem

Das wäre auch der Deutschen Schule Pattburg mehr als recht, denn mit der Wiederöffnung am Montag nach der Corona-Zwangspause hat sich auch dort ein Grenzproblem aufgetan.

„Wir haben Schüler und eine Lehrerin, die südlich der Grenze in Harrislee wohnen. Die Schüler können nicht immer von den Eltern gebracht werden und würden daher mit dem Fahrrad über den Übergang Pattburg fahren. Das dürfen sie aber nicht, da der Übergang wegen der Corona-Pandemie offiziell geschlossen ist. Wenn sie aber den geöffneten Krusauer Übergang nehmen müssten, dann würde das einen enormen Umweg bedeuten“ erläutert Vorschulleiterin und Verkehrsfachfrau Anne-Bente Bergsvik von der Pattburger Schule. 

Über die Grenze dürfen Schüler und Lehrer schon, denn sie gelten als Grenzpendler. Das geht bei den momentanen Vorgaben allerdings nur über Krusau/Kruså oder den Autobahngrenzübergang Fröslee/Frøslev.Der Weg über Krusau sei nicht zumutbar und obendrein auch gefährlicher. Man habe sich erst an das Außenministerium gewandt und das Problem dann bei der dänischen Polizei geschildert mit der Hoffnung, dass Schüler und Lehrer mit dem Fahrrad über den Pattburger Übergang dürfen, so Anne-Bente Bergsvik.

Wenn sie aber den geöffneten Krusauer Übergang nehmen müssten, dann würde das einen enormen Umweg bedeuten.

Anne-Bente Bergsvik

 

Warten auf Antwort

 

 Auch „Der Nordschleswiger“ hat am Montag bei der Polizei Südjütland und Nordschleswig nachgefragt, ob eine Sonderreglung in Betracht kommt ähnlich wie bei hiesigen Landwirten, die kleine Übergänge nutzen dürfen.  Eine baldige Antwort wurde versprochen.

Grünes Licht für eine Sondererlaubnis für Fahrradfahrer muss auch die deutsche Polizei geben. Ob und wie schnell hier mit einer Erlaubnis zu rechnen ist, könne er schwer einschätzen, so Hanspeter Schwarz, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Flensburg.

„Die Schulleiterin sollte einen Antrag bei der dänischen Polizei stellen“, so Schwartz. Sollte das Anliegen dort auf Zustimmung stoßen, dann würde die dänische Polizei Kontakt zur deutschen Seite aufnehmen. Eine Lösung könnte dann zustande kommen, so der Sprecher, ohne zu viel versprechen zu wollen.

Erst Kürzlich sorgte die Fahrt des Apenraders Immo Doege zum Augenarzt in Flensburg für Schlagzeilen. Der Arztbesuch wurde von der deutschen Polizei als nicht dringlich eingestuft. Nach Intervenieren konnte der Apenrader mit deutschem Pass schließlich doch noch nach Flensburg.

Unangemessene Vorgaben

Von einem ähnlichen Fall berichtet Gerd Müller aus Kollund. Der Deutsche, der nach eigenen Angaben seit 19 Jahren in Dänemark lebt, wollte seine Frau bereits Ende März zu einer wichtigen Nachuntersuchung nach Flensburg fahren. 

„Meine Frau hat den Oberarm gebrochen und die behandelnde Ärztin in Flensburg wollte meine Frau zur Nachuntersuchung unbedingt  sehen“, berichtet der 78-jährige.

Nach einem Hin und Her mit deutschen Beamten an der Grenze wurden Gerd Müller und seiner Frau die zunächst verwehrte Passage schließlich doch noch erlaubt.

Nicht nur in diesem Fall erachte er die geschlossenen Grenzen, insbesondere für Grenzlandbewohner, für unangemessen.

Die Sicherheitsvorgaben zur Eindämmung der Corona-Pandemie würden doch auch über die Grenzen hinweg eingehalten und die Zahlen der Infizierten im grenznahen deutschen und dänischen Raum seien ein Indiz dafür, dass mit der Gefahr gut umgegangen wird, so der Kollunder.

„Ich habe einen Sohn in Flensburg, der an Asthma leidet. Ich würde mich ins Auto setzen, um ihn zu besuchen. Wir würden uns am Hafen treffen, großen Abstand halten, und wir würden alle Sicherheitsregeln einhalten, so wie auch auf dänischer Seite“, so Müller. 

Die Vorkehrungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hätten ihre Berechtigung. Das mit dem strengen Einreiseverbot könne er allerdings nicht ganz nachvollziehen.

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