Naturschutz

Zu viel Aufmerksamkeit: Brütender Kranich verlässt Nest

Zu viel Aufmerksamkeit: Brütender Kranich verlässt Nest

Zu viel Aufmerksamkeit: Brütender Kranich verlässt Nest

Lügumkloster/Løgumkloster
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Der Kranich ist verschwunden und beim Bach in Lügumkloster nicht mehr gesehen worden. Foto: Kommune Tondern

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Ole Ottosen, Biologe der Kommune Tondern, bedauert, dass der scheue Vogel sein Gelege im Bach in Lügumkloster verlassen hat. Entstandene Schäden bei Überlaufsperre werden im Juni behoben.

Im März entbrannte auf Facebook ein Shitstorm. Sportangler machten die Kommune Tondern dafür verantwortlich, dass der Ockergehalt im Bach in Lügumkloster (Løgumkloster Bæk) viel zu hoch war. Sie bangten um den Fischbestand im Gewässer, nachdem eine Überlaufschelle defekt war, die dafür sorgen sollte, dass Ocker abgefangen wird.

Die Kommune konnte nicht sofort eingreifen, da im Wasserlauf zwischen dem Hydro-Unternehmen und der Pillenfabrik ein Kranich entschieden hatte, ein Nest zu bauen. Zwei Eier hatte der seltene und unter Naturschutz stehende Vogel gelegt. Nun hat er sein Nest verlassen.

Der Biologe der Kommune, Ole Ottosen, geht davon aus, dass die hervorgerufene Aufmerksamkeit den Vogel verscheucht hat. „Ein seltener Vogel, der bis zu 1,90 Meter groß werden kann, weckt Interesse und lockt Vogelkundler an. Ich kann nicht ausschließen, dass dies den Vogel verjagt hat. Damit dies nicht geschah, haben wir darauf verzichtet, den entstandenen Schaden im Bachstauwerk zu beheben und haben eine zwischenzeitliche Lösung gewählt. Eigentlich habe ich bedauert, dass es so viel Aufmerksamkeit um das Kranichnest gab, denn diese Vögel benötigen wirklich Ruhe“, erzählt der Biologe.

 

Der viele Ocker färbte das Wasser des Bachs gelblich-braun. Foto: Kommune Tondern

Um auch den Interessen der Angler und irgendwie auch den Fischen entgegenzukommen, entschied sich die Kommune für ein Provisorium und leitete das Wasser auf eine nahe liegende Wiese ab, wo sich der Ocker ablagern sollte. Es gab einen Interessenkonflikt.

Dass die Arbeiten am Bach eventuell auch den Kranich verscheucht haben könnten, kann Ottosen nicht abstreiten. „Während wir dort arbeiteten, war der Kranich noch da. Die Lastwagen, die dort in der Nähe vorbeifahren, da es sich um ein Gewerbegebiet handelt, störten den Vogel auch nicht“, erläutert er weiter.

Kraniche auf einem Feld bei Hostrup (Archivfoto) Foto: Claus Pörksen

Auch in Kongs Mose bei Lügumkloster brüten Kraniche. Gerade weil diese Vogelart so scheu ist, ist der zentrale Teil des Moors in der Brutsaison im Zeitraum vom 1. März bis 30. Juni für die Öffentlichkeit geschlossen.

Wir hatten im März keine andere Möglichkeit, uns mit dem Provisorium zu begnügen, da Kranichgelege nicht gefährdet oder gar zerstört werden dürfen. Eine Sache hat immer zwei Seiten, aber natürlich taten mir auch die Angler leid.

Ole Ottosen, Biologe der Kommune Tondern

Kraniche zieht es zum Brüten oft in Moorlandschaften. Die Schönheit der Kraniche, ihre spektakulären Balztänze und ihr gut zu beobachtender Zug haben schon in früher Zeit die Menschen fasziniert.

Der Schaden im Wasserlauf soll im Juni behoben und der Ockersee reetabliert werden. „Wir hatten im März keine andere Möglichkeit, uns mit dem Provisorium zu begnügen, da Kranichgelege nicht gefährdet oder gar zerstört werden dürfen. Eine Sache hat immer zwei Seiten, aber natürlich taten mir auch die Angler leid“, erklärt Ottosen.

Ole Ottosen (Archivbild) Foto: Paul Sehstedt

 

Die vorübergehende Lösung zeigte Wirkung. Wasserproben belegten, dass der Ockergehalt um 40 Prozent reduziert wurde. Drohnenaufnahmen zeigten die großen Farbunterschiede des Wassers. „Wir werden bei den Ausbesserungsarbeiten eine Lösung finden, die auch hält. Die Überlaufstelle wurde 1995 gebaut und zehn Jahre später justiert. Die extremen Regenfälle vom Frühjahr haben vermutlich den Schaden ausgelöst“, vermutet der Biologe.

 

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