Einsatz für Umwelt und Natur

Klimaschutz kombiniert mit Schutz seltener Vogelarten

Klimaschutz kombiniert mit Schutz seltener Vogelarten

Klimaschutz kombiniert mit Schutz seltener Vogelarten

Norderseiersleff/Nørre Sejerslev
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Deutlich erkennbar ist der Übergang von der weiter landwirtschaftlichgenutzten Fläche zur vernässten Niederung. Hinter dem Feuchtgebiet liegt das Kuxbüller Moor, das stark verbuscht ist. Foto: Volker Heesch

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In Nachbarschaft zum Vogelschutzgebiet Kuxbüller Moor werden nun weitere 18 Hektar Agrarland in feuchtes Dauergrünland verwandelt. Der Umweltexperte der Kommune Tondern, Simon Fly-Petersen, berichtet über raschen Erfolg der Maßnahmen.

Die Kommune Tondern mit ihrem hohen Anteil von Niederungen und Feuchtgebieten an der Gesamtfläche ist nicht nur interessant als Bereich mit viel Natur.

Eignung für Klimaschutz

Die Niederungen, teilweise sind es auch trockengelegte Moore, finden seit einigen Jahren auch großes Interesse als Landschaftstyp, der sich für Klimaschutzmaßnahmen eignet. Erforderlich sind dabei Wiedervernässungen, um die weitere Zersetzung der Torfschichten zu beenden, die nach der Entwässerung mit dem Luftsauerstoff Kontakt bekommen und unter Austritt von Kohlendioxid zerfallen. Im vergangenen Jahr ist bereits eine Fläche von 34 Hektar in Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Kuxbüller Moor (Kogsbøl Mose) bei Norderseierslev (Nr. Sejerslev) wiedervernässt worden, die zuvor noch intensiv bewirtschaftet wurde. Jetzt kommen weitere 18 Hektar hinzu.

Das Schild am Projektgebiet weist auf das Vorhaben hin, von dem Klima und vor allem Wiesenvogelarten profitieren. Foto: Volker Heesch

 

Nachdem zunächst ein Grundbesitzer seine Fläche zur Verfügung gestellt hat, zeigen nun weitere Interesse. Das berichtet die Kommune Tondern.  „Im Rahmen einer Flurbereinigung wurden und werden Ersatzflächen bereitgestellt“, berichtet der Umweltexperte der Kommune, Simon Fly Petersen, der für das Klimaschutzprojekt zuständig ist. Finanziell gefördert wird das Verfahren durch EU-Mittel und Gelder des dänischen Umweltministeriums. In Dänemark hat die Regierung für Klimaschutz durch Niederungsvernässungen zwei Milliarden Kronen zur Verfügung gestellt. „Wir haben ganz schnell Effekte gesehen, nachdem im vergangenen Jahr die Drainage auf dem ersten Stück entfernt wurde“, so Simon Fly-Petersen.

 

Der Große Brachvogel brütet im Kuxbüller Moor. Er ist auch auf dem wiedervernässten Gebiet zu sehen. Foto: Volker Heesch

 

Es haben sich bereits seit Herbst 2020 dort rastende Watvögel eingefunden, beispielsweise auch Große Brachvögel.  Auch Kraniche, die in der Nachbarschaft brüten, sind dort zu sehen.  Die vernässten Flächen sind von der Kommune erworben worden. Sie werden später zum Verkauf angeboten, damit sie dann künftig als Weideland oder zur Heugewinnung extensiv bewirtschaftet werden. Laut Berechnungen der Kommune Tondern werden auf den 42 Hektar Niederung jährlich 759 Tonnen Kohlendioxid weniger austreten. Das entspreche dem Klima-Fußabdruck von 64 dänischen Durchschnittsbürgern.

 

Simon Petersen, auf dem Foto im Einsatz in der Bredeau, betreut für die Kommune Tondern das Klimaschutzprojekt am Kuxbüller Moor. Foto: Monika Thomsen

 

Simon Petersen berichtet, dass das Klimaschutzprojekt unabhängig vom Naturschutzeinsatz im benachbarten Kuxbüller Moor durchgeführt wird. Dort ist die staatliche Naturschutzbehörde „Naturstyrelsen“ zuständig. Das ursprüngliche Hochmoor ist lange zur Torfgewinnung genutzt worden. Noch zu Beginn der 1970er Jahre wurde im Rahmen eines damals schon umstrittenen Entwässerungsprojektes die Austrocknung des Moores vorangetrieben.

 

Wollgras ist im stark ausgetrockeneten Kuxbüller Moor immer seltener zu finden. h Foto: Volker Heesch

 

Inzwischen gibt es dort kaum noch typische Moorbereiche ohne Gebüsch und Bäume. Sonnentau und Wollgras sind verschwunden. Auch die zu den Schätzen des Kuxbüller Moores zählenden Sprosser, auch bekannt als nordische Nachtigall, lässt immer seltener ihren Gesang in dem Bereich erklingen. Naturschützer setzen darauf, dass im Rahmen der Wiedervernässung der Nachbarschaft des Moores auch dieses sich regenerieren kann.

 

Auf der Kreiskarte aus dem Jahre 1906 ist zu sehen, wie das Kuxbüller Moor vor Entwässerungsmaßnahmen umgeben von Wiesen- und Heideflächen lag. Foto: Volker Heesch

 

Auswirkungen könnte auch das Vorhaben, den nördlichen Seiersbeker Koog wieder zu vernässen, ebenfalls als Beitrag zum Klimaschutz, denn ein am Moor entlang verlaufener Entwässerungsgraben mündet in den Westlichen Ringkanal des Seiersbeker Koogs. Wird dort der Wasserstand erhöht, könnte das auch dem Moor zugute kommen.

Einst ein Adelssitz

In der Nähe des Wiedervernässungsgebietes lieg der Hof Kogsbøl Ladegård. Dort soll einst ein Schloss Cuxbüll gelegen haben. In der Topographie des Herzogtums Schleswig von 1908 wird erwähnt, dass dort 1858 noch ein 18 Meter breiter und 3 Meter tiefer Graben vorhanden war, der den Burgplatz umgeben hat. das Schloss soll im 14. Jahrhundert durch Blitzschlag eingeäschert worden sein. Nach dem Wiederaufbau wurde es im dänisch-schwedischen Krieg 1657 niedergebrannt, 1544 wird Iven Erichsen als Besitzer des Adelssitzes genannt, 1591 Karsten Rosenkranz, 1643 Graf Christian Rantzau und 1686 Albrecht v. Ahlefeldt. Nach Verkauf an Angehörige der Famlie Hansen erwarb Boy Feddersen 1828 den damals noch vorhandenen Besitz durch Einheirat und errichtete am heutigen Standort den Hof Kogsbøl Ladegaard. 

Die Naturbehörde plant, Moor und Wiedervernässungsgebiet für Besucher besser als derzeit zugänglich zu machen. 

 

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