Frühgeschichte
Repräsentatives Gebäude aus der Eisenzeit poppte auf
Repräsentatives Gebäude aus der Eisenzeit poppte auf
Repräsentatives Gebäude aus der Eisenzeit poppte auf
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Die Archäologen haben im Neubauviertel Rosinfelt Spuren eines Bauwerks aus dem 3. bis 5. Jahrhundert freigelegt. Relikte aus der Eisenzeit haben in Tondern eher Seltenheitswert. Am Ausgrabungsort wird Mehl eingesetzt.
„Es handelt sich um ein Gebäude aus der Eisenzeit, das vermutlich für repräsentative Zwecke oder Zeremonien genutzt wurde“, berichtet Archäologin Lene Heidemann Lutz und zeigt auf die Umrisse des Festsaals.
Unweit des Wohngebietes Rosinfelt, wo das Team unter ihrer Leitung auch an diesem frostigen und nebelverhangenen Vormittag buddelt, spielte sich vor unfassbarer langer Zeit das Leben unserer Vorfahren ab.
Dabei muss die Jahresuhr um einiges zurückgedreht werden, um irgendwo in der Zeitspanne zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert zu landen.
Satteldachzaun bot Schutz
Die Hofanlage ist von einem überdachten Zaun eingegrenzt gewesen.
„Richtung Hofplatz ist es offen gewesen, sodass man dort im Trockenen hat arbeiten können“, erläutert die Archäologin des nordschleswigschen Museumsverbands Museum Sønderjylland die Konstruktion mit einem Satteldachzaun.
Dort wurden nicht nur Holz, Stroh, Heu und Saatgut gelagert, sondern auch Gerätschaften und Wagen, die für den ländlichen Betrieb erforderlich waren, hatten dort ihren Unterstand.
Menschen und Tiere unter einem Dach
Südlich des Saals lag das Haupthaus, das zugleich für Wohnzwecke und als Stall genutzt wurde.
Das Langhaus, das etwa 32 Meter lang und 6 Meter breit war, sei mindestens einmal niedergebrannt.
Es handelt sich um ein Gebäude aus der Eisenzeit, das vermutlich für repräsentative Zwecke oder Zeremonien genutzt wurde.
Entnahme von Baumaterial
„Wir dachten erst, dass es sich um ein Werkstattgebäude handeln würde. Diese Theorie hat sich aber nicht bestätigt“, erläutert sie an einer Fläche, wo das Erdreich durch ein Sieb geschüttet worden ist.
Hervor gesiebt wurde die Schlussfolgerung, dass es sich um eine Stelle handelt, wo Material für den Hausbau entnommen wurde.
Mehl für die Markierung
„Es hat zwei Phasen gegeben, bei denen die Hofanlage erweitert oder eingeschränkt worden ist“, erläutert Lene Heidemann Lutz.
Lauter weiße Ringe – aus Mehl – markieren, wo die Pfosten platziert gewesen sind. Das Mehl macht sich auf den Aufnahmen aus der Perspektive der fotografierenden Drohne gut.
Die etwas größeren Löcher verraten, wo die tragenden Pfosten für das Dach gestanden haben. Je tiefer das Loch, desto kräftiger waren die Träger der Konstruktion für den Festsaal.
Reichhaltige Informationsquelle
„Die Pfosten für die Wände standen sehr dicht. Der Abstand zwischen ihnen ist wahrscheinlich nicht mit besonders viel Material gefüllt gewesen“, sagt sie.
Die Löcher der Pfosten sind eine reichhaltige Quelle an Informationen. Um diese zu entschlüsseln, werden die Erdproben im Labor untersucht. Dort kann sich Korn oder Holzkohle verbergen.
Anhand der Restmenge des Kohlenstoff 14 im organischen Material wird die Datierung vorgenommen, wie Lene Heidmann Lutz erläutert. Daher hofft das Team, sehr viel Holzkohle zu finden.
Bereits bei einer Ausgrabung 2016 wurden zwei Hofanlagen freigelegt.
„Es kann sein, dass die Familie, die hier lebte, eine gewisse Bedeutung hatte“, meint die Archäologin mit Blick auf das nun aufgestöberte repräsentative Gebäude der damaligen Zeit.
Eisenzeit nicht so präsent
Funde von Bebauungen aus der Eisenzeit sind in der Gegend um Tondern eher spärlicher gesät.
In Emmerschede (Emmerske) gibt es Spuren aus der Eisenzeit, und auch in Dahler (Daler) wurden die Fachleute im Zusammenhang mit dem Bau des Radwegs zwischen Hoyer (Højer) und Tondern fündig. „Das ist allerdings nicht aus demselben Jahrhundert“, so Lene Heidemann Lutz.
Bestimmung des Typs
Spannend sei auch der Typ der Häuser.
„Wir gehen davon aus, dass es sich um die jütischen Häuser handelt“, so die Archäologin auf dem Feld, das unlängst noch zu den Besitztümern von Schackenborg gehörte.
Inzwischen ist es aber als potenzielles Bauland in kommunaler Hand.
Dort – unweit der früheren Eisenbahnstrecke – sondierten die Archäologen im vergangenen Dezember im Rahmen einer Voruntersuchung das Terrain.
„Das ist eine Art Screening, bei dem wir frühgeschichtliche Fundstätten erkennen können“, so die Fachfrau.
Aus einer Abfallgrube kamen nun drei Monate später Scherben von Tongefäßen und eine grüne Glasperle zum Vorschein.
Tintenfässer jüngeren Datums
Gut erhaltene Tintenfässer aus Glas, die auftauchten, sind jedoch einer anderen Ära zuzuordnen. Sie stammen laut den Experten vermutlich aus der ersten Hälfe des 19. Jahrhunderts.
„Es ist hier sehr interessant für uns“, sagt Lene Lutz mit Blick auf die Ausgrabungsstätte, wo es bereits in der Eisenzeit menschliches Leben gab.
Nach einer Kaffeepause im Bauwagen geht für das Team die Suche nach weiteren Anhaltspunkten für die Siedlung weiter.