Bestattung

Abschied von Poul Schlüter

Abschied von Poul Schlüter

Abschied von Poul Schlüter

wt/ritzau
Kopenhagen
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Der Sarg wird aus der Kirche getragen. Foto: Keld Navntoft/Ritzau Scanpix

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Der ehemalige Staatsminister starb am 27 Mai. Die Trauerfeier fand am Sonnabend in Holmens Kirke statt.

Der Ort des Abschieds mit dem ehemaligen Staatsminister Poul Schlüter war nicht zufällig gewählt. Von der Holmes Kirke aus konnten die Trauergäste auf seine Wirkungsstätte Christiansborg blicken.

Bischof Peter Skov-Jaokobsen sprach in seiner Andacht vom Humor und der Bescheidenheit, des Politikers und Familienmenschen Poul Schlüter.

Der Bischof zitierte dabei Schlüter selbst: „Ich möchte gerne wegen Allem in Erinnerung bleiben. Sowohl die kleinen als auch die großen Entscheidungen – auch jene, die ich nicht durchsetzte. Die möchte ich nicht vergessen.“

„Diese Worte besitzen sowohl Behutsamkeit als auch Biss. Nur ein unsentimentaler Mensch wagt sie zu auszusprechen“, sagte Skov-Jakobsen.

Er betonte die Geradlinigkeit des Verstorbenen.

„Er war Mensch, der die Wahrheit gesucht hat, Wegen finden wollte. Er wusste, dass Macht, Verantwortung, Achtung vor der Demokratie und das Leben Hand in Hand gehen müssen“, so der Bischof.

Vier Nachfolger Schlüters im Amt des Staatsministers: Poul Nyrup Rasmussen, Lars Løkke Rasmussen, Helle Thorning Schmidt und Anders Fogh Rasmussen Foto: Keld Navntoft/Ritzau Scanpix

Partei und Land wiederaufgebaut

Der in Tondern (Tønder) geborene und in Hadersleben (Haderslev) aufgewachsene Schlüter ist am 27. Mai im Alter von 92 Jahren verstorben. Er war von 1982 bis 1993 Staatsminister und damit der längste amtierende seit dem Zweiten Weltkrieg. Er war auch der bislang einzige konservative Regierungschef seit dem sogenannten Systemwechsel 1901.

Er hat in Aarhus und Kopenhagen Jura studiert und praktizierte in der Hauptstadt. 1964 wurde er das erste Mal ins Folketing gewählt, insgesamt wurden es 30 Jahre als Parlamentarier.

Schlüter wurde 1974 nach einer katastrophalen Wahlniederlage der Konservativen Vorsitzender der Partei. Acht Jahre später war er Staatsminister.

„Poul Schlüter hat für die Demokratie und unser Land gearbeitet. Er wollte, dass Dänemark eine bedeutende Rolle spielt. Lasst uns, wenn wir die Kirche verlassen, daran erinnern, dass Poul Schlüter wollte, dass wir uns an Alles erinnern“, meinte Skov-Jakobsen.

Die Familie hatte für die Trauerfeier vier Psalmen gewählt: „Morgenstund har guld i mund“, „Det dufter lysegrønt af græs“, „I al sin glans nu stråler solen“ und „Du som har tændt millioner af stjerner“.

Sie begann um 13 Uhr und um 13.45 Uhr wurde der Sarg aus der Kirche getragen, während die Orgel „Dejlig er jorden“ spielte.

„Mann von Format“

Um 15 Uhr veranstalteten die Konservativen eine Gedenkfeier in der ehemaligen Börse. Hier sprach der Vorsitzende der Konservativen, Søren Pape Poulsen, und Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.)

„Er engagierte sich für unser Vaterland, und übernahm den Staatsministerposten in einer schwierigen Zeit. Sein Pragmatismus wird uns in Erinnerung bleiben, ein Pragmatismus, der Resultate schuf“, sagte Frederiksen.

Auch Pape Poulsen betonte Schlüters Bedeutung für das Land.

„Heute haben wir uns von einem Menschen von großem Format verabschiedet. Wir haben uns auch von einer Epoche verabschiedet. Doch so wie ihr in der Familie ein geliebtes Familienmitglied im Herzen trägt, so tragen wir anderen auch Erinnerungen in uns. Denn Poul Schlüters Taten reichen über sein Leben hinaus“, meinte der Parteivorsitzende.

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