Tønder Festival 2019
Festival-Juwelen
Festival-Juwelen
Festival-Juwelen
Seit Mitte der 80'er Jahre berichtet Chefredakteur Gwyn Nissen vom Tønder Festival. Auch das diesjährige Festival bietet für jeden etwas – hier sind seine Tipps.
Es gibt einen Grund, weshalb ich immer wieder zum Tønder Festival zurückkehre. Ich habe letztes Jahr nicht alles gesehen und gehört, was ich erleben wollte, und deswegen muss ich einfach wieder hin. Auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich es auch dieses Jahr nicht schaffen werde, denn immerhin stehen 170 Veranstaltungen und Konzerte auf dem Programm. Festival-Juwelen sozusagen. Einige werde ich mir aussuchen, denn wie immer ist für jeden etwas dabei. Hier sind einige Tipps, was man – meiner Meinung nach – unbedingt im Laufe der vier Festivaltage erleben muss.
Donnerstag
Auf keinen Fall verpassen
The Savage Rose eröffnet sozusagen das Tønder Festival mit einem Konzert auf der Open Air Bühne. Zum einen ist Savage Rose ein Stück dänische Musik- und Kulturgeschichte, zum anderen herrscht am Donnerstag immer eine erwartungsvolle Jetzt-geht-es-los-Stimmung. Gegen Abend tritt Irish Mythen im Klubzelt auf – auch dort herrscht immer eine ganz besondere und intime Stimmung (weil packend voll). Die Sängerin aus den USA hat genau so viel Humor wie Kraft in ihrer Stimme.
Das lohnt sich auch
Birds of Chicago ist ein für Tondern neues Americana-Duo. Die beiden amerikanischen Musiker spielen im Bolero (für Karten muss man anstehen). Es ist eine der stimmungsvollsten Spielstätten des Festivals, von der selbst die Musiker oft schwärmen und hier über sich selbst hinaus wachsen. Das prophezeie ich auch für dieses Konzert. Darüber hinaus gibt es drei Gründe, unter freiem Himmel zu bleiben: Das Festival hat ein starkes Donnerstags-Programm auf der Open-Air-Bühne auf die Beine gestellt: französischer Roots-Blues mit Delgres (14.15 Uhr), kanadischer Folk mit The East Pointers (19 Uhr) und schließlich die Festival-Lieblinge Folkeklubben (20.45 Uhr), die man gar nicht ankündigen muss. Also einfach vor der Open-Air-Bühne stehen bleiben – es passiert schon was.
Freitag
Auf keinen Fall verpassen
Frühaufsteher (also ab 10.30 Uhr) können das abwechslungsreiche Schüler-Konzert mitverfolgen: Hier spielen das FolkBaltica Ensemble (das man mindestens einmal im Laufe des Festivals gesehen haben muss), The Tweed Project, Folkeklubben und die Festival-Lieblinge Hudson Taylor vier Mini-Konzerte. Festival–Kompakt sozusagen.
Wenn ich nur ein Konzert wählen dürfte, dann wäre es das Filmkonzert der Band Jonah Blacksmith auf der Open-Air-Bühne. Vor einigen Jahren waren sie schon einmal mit ihrem Film über ihre Heimat Thy auf dem Festival. Ich bekomme heute noch Gänsehaut – ein musikalisches Erlebnis für die Ewigkeit.
Das lohnt sich auch
Ein Highlight am Freitag wird ganz sicherlich das Niels-Hausgaard-Geburtstagskonzert im Zelt 1. Hausgaard muss man zumindest einmal in seinem Leben erlebt haben. Ansonsten muss man im Laufe des Festivals einfach auch die kleinen, intimen Spielstätten aufsuchen: Julie Fowls im Bolero oder den Bluesmusiker Luke-Winslow-King im Visemøllen – dort wo alles vor über 40 Jahren begann. Man kommt den Musikern in den kleinen Konzertsälen ganz nah.
Sonnabend
Auf keinen Fall verpassen
2018 habe ich drei Songs von William Crighton im Visemøllen erlebt und mir gleich die Musik geholt. Groß war daher die Freude, dass der Australier in diesem Jahr einem größeren Publikum gezeigt wird (und ich diesmal ein ganzes Konzert erleben kann) – mit Folk, Rock und zwischendurch Punk- und anderen schrägen Elementen.
Ich will aber unbedingt Plantec hören: bretonische Folkmusik mit Electronica, Beats und Samples gemischt. Meine Vorhersage: Das wird das schrägste und wildeste Konzert. Viele werden vor den Dudelsack-Klängen flüchten. Passt mir gut – dann ist vorne mehr Platz.
Das lohnt sich auch
Lion Bear Fox wäre auch ein Muss auf meinem Festival-Planer, aber Sonnabend. Jetzt kommt nur Ryan McMahon vom Trio und singt zwar auch die Lieder der Band – ob er aber genau so überzeugen kann? Ich gebe ihm eine Chance...
Zum Abschluss des Tages höre ich mir Daniel Norgreen an. Bei den späten Konzerten herrscht immer eine besondere Stimmung. Das wird zu dem Schweden passen: Mit seinem meditativen nordischen Blues wird Norgreen das Zelt 2 in eine musikalische Mitternachtsmesse verwandeln.
Spätestens jetzt auf musikalische Entdeckungsreise gehen und überall hereinschauen. Meine Tipps sind mein persönlicher Geschmack, der nicht auf alle trifft. Also einfach in die Spielstätten gehen und sich von neuer Musik überraschen lassen.
Sonntag
Auf keinen Fall verpassen
Es lohnt sich bis zum Ende zu bleiben: Am Abend spielt Jacob Dinesen. Das Tonderaner Eigengewächs steht diesmal allein mit seiner Gitarre auf der Bühne – so wie es seinerzeit für den jungen Mann begann. Der 24-Jährige ist in der Zwischenzeit erstaunlich professionell und gut geworden, ohne dabei seinen Charme zu verlieren.
Das lohnt sich auch
Wer es vorher nicht geschafft hat: Vormittags sind das FolkBaltica Ensemble und Plantec noch einmal auf der Bühne. Zum Aufwachen am Sonntag perfekt. Später spielt auch Daniel Norgreen nochmals und richtigen schottischen Highland-Folk(pop) gibt es sowohl von Skippinish als auch von den Skippinisch-Aussteigern in Tide Lines.