Tønder Bank

Gläubigerkreis zieht im September vor Gericht

Gläubigerkreis zieht im September vor Gericht

Gläubigerkreis zieht im September vor Gericht

Abel/Abild
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Etwa 20 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Foto: Monika Thomsen

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Die Anlegerinnen und Anleger, die 2009 in Hybrides Kernkapital investierten, fordern 25 Millionen Kronen von der Konkursmasse. Anwalt: „Wir haben gute Argumente."

Am 2. November ist es zehn Jahre her, dass die Tønder Bank mit Hauptsitz in Tondern in Konkurs ging.

Seither kämpft eine Schar der geschädigten Anlegerinnen und Anleger, um aus der Konkursmasse ihr investiertes Geld zurückzubekommen.

Nun steht endlich ein Termin für den Prozess im Stadtgericht in Sonderburg (Sønderborg) mit drei Richtern fest, wie der Vorsitzende des Zusammenschlusses Tønderinvestor 2009, Bjarne Laugesen, Montagabend auf der Generalversammlung des Vereins im Krug in Abel (Abild) erläuterte.

Sechs Prozesstage im September und Oktober

Die Verhandlung erstreckt sich über sechs Tage, und die Forderung des Gläubigerkreises beläuft sich auf 25 Millionen Kronen. Der Prozess ist für den 12., 13., 26. und 29. September sowie 3. und 4. Oktober anberaumt.

„Wir haben gerade heute den neuen Termin erhalten“, so Laugesen. Bislang sei die Zeitspanne vom 26. bis zum 30. September vorgesehen gewesen.

„Wir blicken mit Erwartung darauf, dass unser Fall vom Gericht geprüft wird. Wir sind guten Mutes. Nachdem wir das Material vom Kammeradvokaten ausgehändigt bekommen haben, stehen wir stärker da“, so Laugesen.

Die Entwicklung

  • 2. November 2012: Die Tønder Bank geht kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen in Konkurs, das Eigenkapital ist futsch. Die staatliche Finanzbehörde hatte die Bank bei einem Kontrollbesuch gezwungen, als Folge von deftigen Verlustgeschäften, Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Kronen vorzunehmen. Ihr Eingreifen wurde vom Aufsichtsrat und dem Bankdirektor als eigentlicher Grund für die Pleite genannt. Schließlich kenne man seine Kunden besser als die Behörde.
    Die Sydbank übernimmt das Geldinstitut und die Kunden für 118 Millionen Kronen. Deren Spareinlagen werden damit zumindest gerettet. Das gilt nicht für Aktien und die Wertpapiere, die in hybrides Kernkapital angelegt worden waren. 9.300 Aktionärinnen und Aktionäre verlieren ihr Geld. Die Aktionäre haben einen Rechtsstreit aufgegeben.
  • Die Kundinnen und Kunden, die 2009 in hybrides Kapital (Zertifikate mit Kapitalgarantie) investiert hatten, schließen sich zum Verein Foreningen Tønderinvestor 2009 zusammen, um eine Entschädigung vor Gericht zu erstreiten. Die Kunden, die 2012 – also im Jahr der Pleite – ebenfalls ihr Geld in Hybrid-Kapital gesteckt hatten, wurden von der Sydbank entschädigt. 
  • Der erste Vorsitzende des Vereins war Palle Christiansen. Nach seinem Tod übernahm Bjarne Laugesen den Vorsitz des Zusammenschlusses.
  • Drei Jahre vor dem Konkurs hatten 308 Kundinnen und Kunden 38 Millionen Kronen in hybrides Kapital investiert. Davon einigten sich 147 Anteilseigner, die Forderungen in Höhe von zusammen fast 25 Millionen Kronen vor Gericht zu erstreiten. Sie meinen, von der Bank bei ihrer Investition hinters Licht geführt worden zu sein, da das Geldinstitut schon vor 2009 in Schwierigkeiten gesteckt hat, so ihr Argument.
  • Der Kurator, Kammeradvokat Boris Frederiksen, lehnt ihre Forderungen ab und weigert sich, Unterlagen mit Transaktionen öffentlich vorzulegen, die zum Fall der Tønder Bank führen. In zwei Instanzen erreicht der Verein, dass das Material vorgelegt werden muss.
  • Der Kurator bezweifelt, ob diese Kundschaft überhaupt entschädigungsberechtigt ist.
  • Frederiksen fordert eine Wiedergutmachung in Höhe von 179 Millionen Kronen von Bankdirektor Mogens Mortensen, dem Aufsichtsrat der Bank und dem Revisor. Zu einem Prozess kommt es nie, da ein Vergleich mit dem Kurator ausgehandelt wird. Die Versicherung des Aufsichtsrats zahlt 40 Millionen Kronen in die Konkursmasse ein. Der Vergleich ist mit der Einhaltung der Schweigepflicht verknüpft.
Anwalt Henrik Gislev (stehend) und der Vorstand Foto: Monika Thomsen

„Keine zweite Wüstenwanderung“

Zur Frage aus der Versammlung, ob das Gerichtsurteil angefochten werden kann, antwortete Gislev: „Ja, das kann es. Das Landgericht behandelt die Fälle aber zügiger, und es wird keine Wüstenwanderung werden, wie es bisher der Fall ist“, versicherte er.

„Schockierender Lesestoff“

„Es ist schockierend zu lesen, wie schlecht und verantwortungslos der Bankdirektor, der Aufsichtsrat und der Revisor gehandelt und damit die Bank heruntergewirtschaftet haben. Insbesondere die Vorladung des Kurators gegen die Leitung, die 616 Seiten und Unterlagen umfasst, zeigt eine viel zu große Risikobereitschaft“, sagte Bjarne Laugesen in seinem Bericht.

„Eine viel zu lange Leine“

Dem Bankdirektor sei eine viel zu lange Leine gewährt worden, und er habe die Kreditpolitik der Bank und die Gesetzgebung vernachlässigt. Ein extrem passiver Aufsichtsrat sei seiner Aufgabe nicht gewachsen gewesen. Zudem sei eine fehlende korrekte Revision mit ausschlaggebend für den Konkurs.

Die Gerichtsverfahren
2015:
Bankdirektor Mogens Mortensen wird zu einer Geldstrafe in Höhe von 25.000 Kronen verurteilt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass er grob fahrlässig gehandelt hat. Ihm wird vorgeworfen, die brisante finanzielle Situation der Bank verschleiert zu haben, auch zu einem Zeitpunkt, als noch Investoren Geld in das Unternehmen steckten.
2016: Dem Revisor der Tønder Bank, Carsten Petersen aus Hadersleben (Haderslev), wird vom standesrechtlichen Gremium der dänischen Revisoren ein Bußgeld in Höhe von 200.000 Kronen auferlegt, da er bei der Revision zu unkritisch vorgegangen sein soll.
2020: Der Anlegerkreis Foreningen Tønderinvestor 2009 gewinnt in zwei Instanzen einen Sieg gegen den Nachlassverwalter, der bis Ende Januar 2021 sämtliche Papiere vorlegen muss, aus denen hervorgeht, warum es 2012 zum Zusammenbruch der Bank gekommen ist.
2022: März: Der Prozess des Anleger-Kreises ist für den 12., 13., 26. und 29. September sowie den 3. und 4. Oktober anberaumt.
2022: September: Der Prozess ist auf Wunsch des Anlegerkreises, der einen Vergleich anstrebt, vertagt worden.
2022: 20. September: Der Anlegerkreis, der mit der Hamburg Commercial Bank einen Kompromiss eingehen will, beschließt, dass der Gerichtsprozess abgesagt werden soll.
2023: 7.Juli:Das Gericht in Sonderburg unterstützt die Gehaltsforderungen des Vermögensverwalters Boris Frederiksen in Höhe von 31,5 Millionen Kronen.

 

„Bankdirektor handelte eigenmächtig“

Die Vorladung spiegele das Bild des täglichen Betriebs von Tønder Bank in den letzten Jahren bis zur Pleite 2012 wider.

„Direktor Mogens Mortensen hat unter anderem Kredite an nahestehende Verwandte und Freunde vergeben, ohne den Vorstand zu informieren. Große Engagements – einige von etwa 80 Millionen Kronen – an verhältnismäßig kleine Handwerksbetriebe sind mit der einen Hand abgeschrieben und mit der anderen Hand vom Bankdirektor eigenhändig als Blanko-Anleihen ohne Sicherheit wieder in die Höhe geschraubt worden“, so der Vorsitzende.

„Große Kredite an kränkelnde Betriebe“

Er wirft der Leitung unverantwortliches Handeln vor. Statt diese „zum Tode verurteilten“ Unternehmen in Konkurs gehen zu lassen, seien sie mit dem Geld der Aktionäre am Leben gehalten worden.

„Die meisten der größten Wirtschaftskunden fuhren durch eine Reihe von Jahren mit Unterschuss und negativem Eigenkapital“, erklärte Bjarne Laugesen.

Der zweite Vorsitzende Niels Mengel (r.) Foto: Monika Thomsen

Dokumente bestärken Vorstand

Der Vorstand sei sich nie im Zweifel gewesen, dass die Tønder Bank auf eine unverantwortliche Art und Weise geführt worden sei.

„Mit der Einsicht in die vielen Dokumente, die wir empfangen haben, sind wir darin bestärkt worden, dass die Bank extrem schlecht geleitet und dass die Gesetzgebung vernachlässigt worden ist. Und das auch vor 2009“, so Laugesen.

Kurator nicht an Dialog interessiert

Er erwähnte, dass die Anwälte des Vereins während des vergangenen Jahres versucht haben, mit dem Kurator einen Dialog aufzunehmen, um eventuell einen Vergleich einzugehen.

„Unsere Forderung ist die einzige, die noch fehlt, um das Konkursverfahren abschließen zu können. Der Kurator ist aber überhaupt nicht an einem Dialog interessiert gewesen“, teilte der Vorsitzende mit.

Keine Möglichkeit für Aktionäre

Indes haben die Aktionäre ihre Vorhaben aufgegeben, ihr Geld durch einen Rechtsstreit wiederzubekommen.

„Es ist eine sehr traurige Tatsache, dass es nicht möglich ist, mit den Forderungen der Menschen, die ab 2009 bis zum Konkurs Aktien gekauft haben, weiterzukommen. Das ist unter anderem ein Ergebnis davon, dass der Kurator in dem Prozess gegen die frühere Leitung und den Vorstand einen Vergleich eingegangen ist“, so Laugesen.

Die 179-Millionen-Kronen schwere Forderung des Konkursverwalters endete mit einem Vergleich von 40 Millionen Kronen, die von der Versicherung des Aufsichtsrats gezahlt wurde.

Außerordentliche Versammlung erforderlich

Von dem Verein Tønderaktionær 2010 waren auf der Generalversammlung nur fünf Stimmberechtigte anwesend, die der Auflösung zustimmten. Das reicht aber nicht für diesen Schritt.

„Es müssen zwei Drittel aller Mitglieder sein. Daher müssen wir zu einer außerordentlichen Generalversammlung einberufen. Auf dieser reicht die einfache Mehrheit der anwesenden Stimmberechtigten“, erklärte Henrik Gislev.

 

Der Vorstand von Tønderinvestor 2009
• Bjarne K. Laugesen, Vorsitzender
• Niels Mengel
• Anneliese Bucka
• Karl Østergaard (er wurde wiedergewählt)

 

 

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