Tønder Festival 2023

Alle rufen nach Møffe: René Terp ist in diesen Tagen ein gefragter Mann

Alle rufen nach Møffe: René Terp ist ein gefragter Mann

Alle rufen nach Møffe: René Terp ist ein gefragter Mann

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
In dieser Pose trifft man René Terp immer wieder an. Sein Mobiltelefon ist sein wichtigstes Werkzeug. Foto: Brigitta Lassen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der 41-Jährige erlebt in diesem Jahr das Tønder Festival erstmals als Platzverantwortlicher. Ihn kann ein dauernd klingendes Mobiltelefon nicht aus der Ruhe bringen. Doch seine Arbeitstage sind zurzeit sehr lang.

Gibt es noch Sandsäcke fürs Zelt? Was sollen wir bei diesen Toilettenwagen machen? Wie machen wir das beim Eingang beim Museum? Solche und viele andere praktische Fragen von Freiwilligen beantwortet René Terp zurzeit von morgens bis abends. Der 41-Jährige ist seit dem 1. Februar Platzverantwortlicher auf dem Tønder Festivalplatz. Unentwegt klingelt sein Mobiltelefon, denn bei ihm laufen alle Fäden zusammen.

Doch der vierfache Vater nimmt es – zumindest nach außen hin – gelassen und beantwortet jedem freundlich seine Fragen. Kaum ist das eine Gespräch beendet, schon hängt der nächste an der Strippe. Und wenn er über den Platz geht, wird er immer wieder angesprochen: René – in seinem Freundeskreis nur Møffe genannt – ist ein gefragter Mann. Doch er nimmt sich die Zeit, und hat ein offenes Ohr und ein freundliches Wort für alle Freiwilligen des Festivals, auch wenn sie nicht gerade etwas von ihm wollen. Jeden grüßt er freundlich.

Und wieder gibt es für René Terp eine Frage zu beantworten. Foto: Brigitta Lassen

René Terp lässt sich nicht aus der Ruhe zu bringen, obwohl es noch viel auf dem Festivalplatz zu tun gibt, bis das musikalische Großereignis am Donnerstag um 12 Uhr losgeht.

Der Platz wird fertig

„Ich verspreche dir: Der Platz wird fertig sein. Da bin ich mir ganz sicher“, erklärt Terp, bis das Telefon erneut bimmelt. Ein deutscher Lieferant des Festivals ist an der Strippe.

Zurzeit wird auf Hochdruck gearbeitet. René Terp kommt bereits um 6 oder 6.30 Uhr auf den Platz. „Dann habe ich meine Ruhe und das Telefon klingelt nicht unentwegt.“ Nach Hause kehrt er erst gegen 20 oder 21 Uhr zurück und dann dauere es auch gar nicht lange, bis er geschafft in die Federn geht, erzählt er.

René Terp ist froh, Bert Schultz (l.) an seiner Seite zu haben. Schultz ist ein alter Festival-Hase und hat in diesem Jahr kommissarisch die Rolle des Geschäftsführers übernommen. Foto: Brigitta Lassen

Was hat dich in deinem hauptberuflichen Job überrascht? „Die Weitläufigkeit des Platzes“, antwortet der neue Platzchef prompt. Daher hat er auch seinen kleinen John-Deere-Crossover mitgebracht, mit wehender Totenkopf-Fahne vom FC St. Pauli und dem Namen Møffe an der Frontscheibe.

Für ihn ist das Arbeiten auf dem Festival kein Neuland. In den vergangenen sechs bis sieben Jahren zählte er noch zu den Freiwilligen. Nun gehört er zu den sieben Vollzeitangestellten und einer Teilzeitkraft des Festivals.

„Ich bin froh, dass ich mit Bert Schultz und Knud Erich Jensen zwei alte Festivalhasen an meiner Seite habe“, freut sich der neue „Platzhirsch“, der in seiner Freizeit gerne auf die Jagd geht.

Mit dem Hausmeister der Museen, Troels Normann Tønder (r.) wird über die nächtliche Schließung des Eingangsbereichs bei den Museen gesprochen. Foto: Brigitta Lassen

Im Frühjahr begann das Projektieren des Platzes und die Einteilung. Im Juni fanden die ersten Arbeitstreffen statt. Seit April ist ein sogenanntes Dienstagsteam auf dem Platz, erfahrene Festivalhelfer im Rentenalter. Von morgens um 9 bis nachmittags wirbeln sie über den Platz.

„Das ist nicht nur ihr Hobby, sondern auch ein Lebensstil. Es ist ein Teil ihres Lebens. Sie genießen das gemeinsame Arbeiten und das Miteinander“, freut sich René Terp. Die Seniorinnen und Senioren hätten es wie Zirkuspferde, die aufgeregt mit den Hufen scharren, wenn sie den Geruch von Sägespänen in der Arena riechen.

René Terp ist dankbar über das große Entgegenkommen vieler Firmen in der Kommune Tondern. Sie seien dem Festival sehr wohlgesonnen. Foto: Brigitta Lassen

In seinem etwa 50-köpfigen Team, in der er das Kommando hat, wurden im Gegensatz zu anderen Arbeitsbereichen keine zusätzlichen Freiwilligen gesucht. In der Gastronomie hapere es, da man dort teils bis 3 Uhr nachts arbeiten muss, erzählt der 41-Jährige.

 

Kinder und Jugendliche: die Freiwilligen von morgen

 An den vergangenen zwei Wochenenden hieß es Großeinsatz auf dem Festivalplatz. „Wir waren täglich etwa 500 Kräfte im Einsatz.“ Seine zwei ältesten Töchter und sein Sohn Johan sind auch Freiwillige beim Festival. „Die Kinder können beispielsweise streichen, Schilder malen oder laminieren. Johan ist an meiner Seite und hilft. Es gibt mehrere Freiwillige, die ihre Kinder mitbringen. Es ist wichtig, ihr Helfen zu einem Erlebnis zu machen. So erziehen wir uns vielleicht die Freiwilligen für die Zukunft. Auch wenn sie die Kommune nach der Schulzeit verlassen werden, kommen sie dann als Gast oder Helfer am letzten Augustwochenende wieder nach Tondern.“

Jugendliche malen Fahrräder. Foto: Bjarne Lund Henneberg
Es werden keine halben Sachen gemacht. Foto: Bjarne Lund Henneberg
An den vergangenen zwei Wochenende wurde ordentlich geklotzt. Foto: Bjarne Lund Henneberg

Welche Eigenschaften sind als Platzverantwortlicher wichtig? 

Man muss einen guten Überblick haben und diesen bewahren. Und dann muss man Aufgaben verteilen können. Auch muss man es beherrschen, mit mehreren Bällen zu jonglieren“, weiß René Terp schon jetzt, der in einem kleinen Notizblock die bevorstehenden Aufgaben aufschreibt.

Ihm mache die Arbeit Spaß, auch weil es den Freiwilligen Spaß macht. Auf dem Platz herrsche eine ungemein gute und positive Stimmung. „Keiner ist eingeschnappt, wenn ihr oder ihm eine nicht sonderlich populäre Aufgabe zugeteilt wird. Sie wird einfach erledigt.“

Zelt zum Ausruhen

Der Ruhebereich ist urgemütlich. Foto: Brigitta Lassen

Das Arbeitsteam, das auf dem Platz die gemütliche Atmosphäre schafft, bekommt ein großes Lob vom Platzchef. „Was denen nicht alles einfällt. Eine Idee haben wir vom Smukfest in Skanderborg übernommen. Wir haben in diesem Jahr ein Zelt zum Ausruhen. Wir wollen ein barrierefreies Festival sein. Dies gilt für Menschen mit physischen und psychischen Leiden, die sich in dieses Zelt zurückziehen können. Oder eine Mutter, die ihr Kind in ruhiger Atmosphäre stillen will", erzählt René Terp über diese neue Initiative.

 Von der kommunalen Hilfsmittelzentrale leiht das Festival Betten und einen Lift, wenn jemand aus dem Rollstuhl ins Bett gehoben werden soll. 

Die neuen Zelte der gehobenen Klasse. Die mehr als 100 Luxus-Behausungen sind alle vermietet. Foto: Bjarne Lund Henneberg

In seinem Cross-Over-Gefährt begibt sich René Terp zum Campingplatz. Am großen Anreisetag am Sonnabend und Sonntag gab es in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr mit ziemlich chaotischen Zuständen und langen Wartezeiten keine Probleme, erzählt Terp erleichtert. Aus den Erfahrungen vom Vorjahr habe man gelernt.

Glamping: die feinere Art des Campens

Auf dem Campingplatz, wo in diesem Jahr auch laut Vorschrift der Umweltbehörde Müllabgabestellen platziert sind, in denen der Abfall lin zehn Fraktionen entsorgt werden kann,,stehen nicht nur Campingwagen, Zelte in allen Größenordnungen, Tippis und halbrunde „Holzfässer“, die von einigen auch Schweinehütten genannt werden. Das Festival geht mit der Zeit und bietet jetzt auch das beliebte Glamping (Glamourous Camping) an. Zelte mit Betten und Tisch für zwei oder vier Personen und mit Stromversorgung. Und die mehr als 100 Zelte sind alle vermietet.

„Es gibt schließlich auch Leute, die mehr Komfort wünschen. Sie wollen anstelle einer Isomatte oder Luftmatratze lieber in einem richtigen Bett schlafen“, lacht Terp, während sein eigenes Bett zu Hause in Toft bei Tondern noch viele Stunden warten muss, bevor sich der müde Besitzer dort hineinlegt.

Das 49. Tønder Festival

Am Donnerstag, 24. August, wird das 49. Festival auf der Open-Air-Bühne um 12.30 Uhr von Bürgermeister Jørgen Popp Petersen eröffnet. Dies ist die größte von sieben Bühnen des Festivals. Bis Sonntagabend wird Musik gemacht.

Im kommenden Jahr, wenn das Festival sein 50-jähriges Bestehen feiert, wird der Termin für das Musikspektakel vorverlegt. Es wird künftig schon mittwochs starten und läuft bis Sonnabendabend. Damit macht man es den anderen Festivals gleich. Der Abschlussabend kann zum großen Fest werden, ohne dass man daran denken muss, am nächsten Tag zur Arbeit zu müssen, glaubt die Festivalleitung.

Am Wochenende sind schon viele Gäste angereist, die am Programm für die 4 Tage vor dem Festival teilnehmen.

Das Tønder Festival ist eine Non-Profit-Organisation. Mit dem Gewinn werden kulturelle Veranstaltungen vornehmlich in der Kommune veranstaltet.

Fast 3.000 Freiwillige packen vor, während und nach dem Festival mit an.

Mehr lesen

Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
„Vertrauenskrise in den Medien“