Kommunalpolitik

Einstimmig: Unterirdischer Zugang zum kleinen Hafenmuseum

Einstimmig: Unterirdischer Zugang zum Hafenmuseum

Einstimmig: Unterirdischer Zugang zum Hafenmuseum

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Im Dezember 2021 begannen die archäologischen Ausgrabungen. Foto: Monika Thomsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die angeblichen Breaking News, dass sich die Kommune Tondern über ihre Kompetenzen hinweggesetzt haben soll, bleiben unbestätigt. Kommunalrat wählte geschlossen die Tunnellösung. Mette Bossen Linnet (Venstre) übte dennoch Kritik.

Ein Tunnel, der unter der Straße verläuft, wird zum geplanten, unterirdischen Minimuseum auf der Schiffbrücke führen, das über die Geschichte des 1934 zugeschütteten Tonderner Hafens informieren soll. Auf diesem Weg will die Kommune Einheimischen und Gästen ein Stück Stadtgeschichte vermitteln aus der Zeit, als der Ort noch eine Seestadt war.

Der Stadtrat hat sich auf seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig für die Tunnellösung entschieden. Die Umsetzung wird 8,6 Millionen Kronen kosten. Drei andere – günstigere – Modelle wurden damit verworfen.

Im Minimuseum werden Teile des gefundenen Bollwerks und ein Stein mit eingemeißelten Jahreszahlen zu sehen sein, die bei Ausgrabungen auf der Schiffbrücke zum Vorschein kamen.

Die Hafenmauern waren intakt. Foto: Museum Sønderjylland

Auf der Facebook-Seite von „TønderNyt“ wird als Breaking News die Geschichte verkauft, dass sich die Kommune über ihre Kompetenzen hinweggesetzt hat. Die Staatsbehörde für Kulturerbe habe nie die Erlaubnis erteilt, einen unterirdischen gemauerten Tunnel zuzuschütten. „Slots- og Kulturstyrelsen“ will Teile der Hafenanlage unter Denkmalschutz stellen.

Sie habe aber nur die Erlaubnis gegeben, den Tunnel an einer Stelle zu durchbrechen, um Platz für neue Kanalisationsrohre zu machen. Demzufolge müsse die Kommune den ganzen Tunnel wieder aufbauen, heißt es im Facebook-Eintrag von „TønderNyt“.

Die Archäologen legten viele Reste des Hafenbeckens frei. Foto: Museum Sønderjylland

Weder dem Museumszusammenschluss Museum Sønderjylland noch der Behörde für Kulturerbe oder der Kommune ist dergleichen bekannt. Archäologin Tenna Rejnholt Kristensen von der archäologischen Abteilung in Hadersleben (Haderslev) unterstreicht auf Anfrage, lediglich ein Teil des gefundenen Bollwerks und der Stein mit den eingemeißelten Jahreszahlen  sollten unter Denkmalschutz gestellt werden. Nicht das gemauerte Tunnelrohr.

 

Anders Jon Nielsen von der Kulturerbebehörde reagiert entsprechend: „Wir arbeiten in dieser Sache eng mit der Kommune zusammen. Ich habe zwar nicht die vier Modelle gesehen, die zur Auswahl standen, aber die Kommune hat die Erlaubnis bekommen, den Tunnel zu durchbrechen, obwohl wir natürlich immer daran interessiert sind, dass das meiste von historischen Funden erhalten bleibt“, erklärt Nielsen.

 

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) ist es nicht bewusst, dass die Kommune einen Fehler begangen haben soll. Er und seine 30 Stadtratskolleginnen und -kollegen waren überzeugt, dass die gewählte Tunnellösung die beste sei. Einige Abgeordnete hatten auch mit der einem Amphitheater ähnlichen Alternative geliebäugelt.

Eine Art Amphitheater mit den Hafenresten als Bühne Foto: Effekt

 

Kritik von Venstre-Politikerin

Ganz ohne Kritik ging das Gutheißen des Tunnelmodells im Stadtrat dennoch nicht über die Bühne. Als direkte Nachbarin des Ausgrabungsplatzes wunderte sich Mette Linnet Bossen (Venstre), dass schon ab 14. Februar damit begonnen wurde, Teile der Hafenanlage zu zertrümmern, obwohl der Stadtrat eineinhalb Wochen später Stellung beziehen musste, wie der Hafenfund erhalten und als Stück Stadtgeschichte vermittelt werden solle.

Nicht der Ausschuss hat eine solche Entscheidung zu treffen, sondern der Stadtrat.

Mette L. Bossen, Stadtratspolitikerin von Venstre

 

„Warum wurden uns nur vier Vorschläge zur Auswahl vorgelegt? Wir hatten nur einen begrenzten Spielraum, um zu entscheiden. Wer erlaubte, Teile der Hafenanlage zu zerstören? Hätten wir uns dazu entschieden, alles zu bewahren, könnten wir das nicht mehr tun. Und wenn die Fundstelle wieder zugeschüttet würde, wäre das Ganze nicht nötig gewesen“, fragte sie direkt an den Bürgermeister gewandt.

Er ist auch Vorsitzender des Ausschusses für die Umgestaltung der Tonderner Stadtmitte, Midtbyudvalg. Der Ausschuss habe gemeint, dass ausschließlich das Bollwerk erhalten bleiben sollte, so Popp Petersen, worauf Mette L. Bossen entgegnete: „Nicht der Ausschuss hat eine solche Entscheidung zu treffen, sondern der Stadtrat.“ Doch auch ihre Partei stufte die Tunnellösung als beste ein.

 

Popp Petersen unterstrich, dass der Innenstadtausschuss dazu beauftragt worden sei, Lösungsmodelle vorzubringen. Dabei mussten auch die finanziellen Begrenzungen in Betracht gezogen werden. Ein solches Projekt sei nur in Tondern wegen der Authentizität machbar und deswegen eine Attraktion.

Die Fraktionssprecherin der Schleswigschen Partei, Louise Thomsen Terp, unterstrich, dass die Tunnellösung auch in Bezug auf die Verkehrssicherheit die beste sei. Sie hielt es, wie die Sozialdemokraten, für wichtig, dass die Passage bis zum kleinen Hafenmuseum behindertengerecht eingerichtet wird.

Mehr lesen