Grenzüberschreitende Übung

Ernstfall auf dem Meer geprobt

Ernstfall auf dem Meer geprobt

Ernstfall auf dem Meer geprobt

Havneby
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Die leicht- oder unverletzten Passagiere verlassen die Fähre, während die Rettungskräfte sie betreten. Foto: Elise Rahbek

Schiffskollision auf der Nordsee: 157 deutsche und dänische Rettungskräfte aus mehreren Instanzen haben am Mittwoch an einer grenzüberschreitenden Übung in Havneby teilgenommen.

Die Teilnehmer

Folgende Instanzen beteiligen sich an der Aktion:
• Verteidigung des Militärs
• Bereitschaftsbehörde
• Brand og Redning Sønderjylland
• Kommune Tondern
• Region Süddänemark
• Interregprojekt: Bereitschaft ohne Grenzen
• Polizei für Süddänemark und Nordschleswig

Blaulicht-Gewitter und eine durch Sirenengeheul  geprägte, höhere Geräuschkulisse  als gewöhnlich bestimmten gestern ab dem frühen Nachmittag das Bild am Hafen in Havneby. Dort probten mehrere Instanzen eine Sicherheits- und Umweltübung auf der Nordsee und stellten eine Schiffskollision nach. Dreh- und Angelpunkt war die Syltfähre, die mit einem  kleineren Tanker kollidierte. Dabei kam es laut Drehbuch  zum Austritt von Öl und es entfachte ein Feuer. Insgesamt waren etwa 320 Personen in die Übung eingebunden, davon 163 „Zivilisten“, die Passagiere spielten. Fünf Mitarbeiter der Bereitschaftsbehörde in Tondern sorgten für die Verpflegung.

Das Oberkommando hatte die Polizei von Nordschleswig- und Süddänemark. Die Kommandozentrale der verschiedenen Behörden, die im  lokalen Bereitschaftsstab vereint waren, war in Esbjerg eingerichtet. „Bei der Übung geht es auch den maritimen Einsatz auf dem offenen Meer zu trainieren, um das Feuer zu löschen. Das birgt besondere Herausforderungen, wenn  man für den Löscheinsatz von oben durch das Feuer muss“, erklärte Polizeisprecher Torben Møller, während der  deutsche Rettungshubschrauber Kurs auf das Hafengelände nahm. Auch militärische Helikopter mit einem höheren Lärmpegel waren über dem Meer und auf der Insel im Einsatz. Eine  Person wurde vom Helikopter auf die Fähre gelassen und wieder hochgeholt.

Indes rückte die Bereitschaftsbehörde mit mehreren Lastern an, um ein Zelt als erste Versorgungsstelle für die Verletzten aufzubauen. Während die deutsche Luftrettung mit dem ersten Schwerverletzten den Einsatzort fliegend verließ, gingen die  leicht verletzten, oder unversehrten Patienten mit Rettungswesten ausgestattet von Bord. Rettungskräfte wiederum eilten mit Tragen auf die Fähre. 

Drei deutsche Krankenwagen

„Wir haben erstmals drei Krankenwagen aus Deutschland dabei und damit dann auch einen deutschen Einsatzleiter. Das ist ganz spannend zu sehen, wie das läuft“, erklärte Kenneth Ravnholt, Bereitschaftskoordinator bei der Region Süddänemark. „Die in Dänemark praktizierte einheitliche  Ausbildung der Einsatzleiter innerhalb der Polizei, der Feuerwehr und dem Gesundheitsbereich ist einzigartig“, erläuterte Ravnholt, der zum gestrigen Führungsteam gehörte.  

Beim Eintreffen der Syltfähre am Fähranleger  standen elf Krankenwagen bereit. Diese fuhren die Patienten alle zur früheren Feuerwache, die die Rolle als Krankenhaus einnahm.  Die Krankenwagen kehrten erst zurück, wenn die Transportzeit für die auf dem Papier vorgegebene Anlaufstelle verstrichen war, um es  so authentisch wie möglich zu gestalten, sei es  zum Beispiel Esbjerg,  Apenrade, Aarhus, oder südlich der Grenze. „Das wird alles von Esbjerg aus koordiniert, wo die einzelnen Krankenwagen  hinfahren müssen“,  erklärte Jesper Hansen vom Bereitschaftsstab, der zum Führungsteam gehört und die   Übung mit geplant hatte. 

Die „verletzten“ Patienten waren glaubhaft geschminkt. Foto: Elise Rahbek

„Die Kommunikation mit der Besatzung der Fähre lief auf Dänisch, da einer von der Seerettung aus Aarhus das Kommando auf dem Schiff hatte und es mit der  Bereitschaft und der Polizei koordinierte.  Ich bin erst verantwortlich, wenn das Schiff am Kai angelegt hat“, erklärte Thomas Lund Sørensen, der  Einsatzleiter von Brand og Redning Sønderjylland in Tondern. 

Evakuierung in der Schule

Die evakuierten Personen  wurden in die ehemalige Schule am Engvej gebracht. Dort hatten neun Sturmflut-Assistenten die Evakuierung vorbereitet. „Wir müssen jetzt wissen, ob die Fähre leer ist“,sagte Ravnholt um 14.35 Uhr zu einem Kollegen, damit die  Syltfähre wieder ihren geregelten Betrieb aufnehmen konnte.  Wegen der Übung waren die Abfahrten um 12.30 aus Havneby und 13.30 Uhr ab List abgesagt worden. Die Fähre  kam nicht wie geplant um 14.30 Uhr, sondern mit einiger Verspätung  vom Fähranleger los.  Die Insassen in den heranrollenden Autos staunten nicht schlecht über das Riesen-Aufgebot an Rettungskräften auf dem Hafengelände.

163 Statisten spielen mit

Neben den hauptberuflichen Akteuren und der freiwilligen Inselfeuerwehr waren 163 Zivilisten in das gestrige Rettungs-Szenario im Hafen in Havneby eingebunden. Sie stellten verletzte und unverletzte Passagiere auf der verunglückten Syltfähre da, die mit einem Frachter kollidiert war.  Bei den Figuranten handelte es sich um Schüler der Nachschule in Hoptrup und  der Sportnachschule Sine in Lügumkloster.   Mit von der Partie waren auch Vertreter von Handicap Tønder,  Danske Veteraner, der Bundeswehr und Promedica. Die verletzten Passagiere  waren mit Schminke präpariert worden, um realistische Verletzungen aufzuweisen. Damit sollte die Übung den Ärzten und dem Rettungspersonal eine realistische Herausforderung bieten. Die unverletzten Passagiere spielten eine aktive Rolle, damit die Aufgabe für Polizei und Besatzung so wirklichkeitsnah wie möglich war.

In der Luft und auf dem Wasser

Die Verteidigung des dänischen Militärs brachte sich u. a. mit verschiedenen  Fahrzeugen für den Einsatz auf dem Meer und in der Luft ein. Das  Marinefahrzeug Sleipner stellte den Frachter da, von dem Öl austritt. Drei Hubschrauber wurden für die Seenotrettung, die Überwachung des Fahrwassers, und den Transport  eingesetzt. Die militärische Kommandozentrale, die im Dialog mit der Polizei den Einsatz der militärischen Einheiten steuerte, war in Krarup plaziert. Ein Überwachungs-Flieger war ebenfalls im Einsatz. 

Am Donnerstag geht es mit dem Eindämmen des Öl-Austritts weiter, um eine Umwelt-Katastrophe zu verhindern. Popcorn schlüpft in die Rolle des Öls, da es die gleichen Eigenschaften hat. 

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