Kunst

Das Holz und die Motorsägen sind nach Hoyer zurückgekehrt

Das Holz und die Motorsägen sind zurückgekehrt

Das Holz und die Motorsägen sind zurückgekehrt

Hoyer/Højer
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Steffie Pedersen ist auch selbst Kunstschaffende und kann mit einer Motorsäge umgehen. Foto: Brigitta Lassen

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Drei Jahre lang musste auf sie verzichtet werden. Doch in der 31. Ausgabe des früheren Holzsymposiums, der heutigen Art Jam in Hoyer, fliegen die Sägespäne. Dazu gibt es erneut eine Kunstwanderroute mit 22 Werken unter freiem Himmel.

Sie gaben vor 31 Jahren der Veranstaltung den Namen: Holzbildhauerinnen und -bildhauer aus aller Welt kamen nach Hoyer, um dort ihre Kunst bei der Verarbeitung von Holzstämmen zu zeigen. Genannt wurde dieses Event damals das internationale Holzsymposium. Doch als Steffie Pedersen aus Hoyer im Jahr 2017 das Ruder übernahm, wurde die Veranstaltung aufgepeppt und bekam den moderneren Namen Art Jam.

Seit einer Woche sind sechs Bildhauer und eine Kollegin mit Motorsäge, Meißel und Feilen am Werk und schaffen aus einem dicken Eichenstamm Kunst, bei der sie sich über die Schultern schauen lassen. Ein Franzose, ein Portugiese, ein Däne, ein Russe, ein Tscheche und eine türkische Künstlerin bringen die Welt nach Hoyer.

Der Franzose Dominique Renaud arbeitet an seinem Werk „Der Wächter des letzten Tropfens“. Foto: Brigitta Lassen

Drei Jahre lang musste wegen Corona auf diese Kunstschaffenden verzichtet werden. 2020 und 2021 fiel die Veranstaltung ins Wasser. Im vergangenen Jahr traute sich Steffie Pedersen nicht einzuladen, denn die Corona-Ansteckungsgefahr war ihrer Ansicht nach nicht vorbei.

„Unsere Sponsoren, die uns bereitwillig und großzügig unterstützen, wünschten sich die Holzkünstlerinnen und -künstler zurück – und so kam es“, erzählt Steffie Pedersen, deren Vater Albert bereits viele Jahre Vorsitzender des Symposiums gewesen war.

„Ich glaube, der Schaffensprozess und das Werden des Kunstwerkes interessiert besonders viele“, erzählt die Hoyeranerin, die ihren Geburtsort heiß und innig liebt und diese Veranstaltung fast im Alleingang ehrenamtlich organisiert.

Auch in anderen Teilen Dänemarks und im Ausland ist ihre Expertise bei ähnlichen Kunstevents gefragt. Beim Aufbau des Holzskulptur-Events in Sonderburg (Sønderborg) ist Steffie Pedersen behilflich gewesen. Auch Odense und Kolding wurde unter die Arme gegriffen. „Ich empfinde es aber als schade, dass es in Sonderburg in der gleichen Woche stattfindet. Früher fand es eine Woche nach uns statt. So konnten die Künstlerinnen und Künstler die doppelten Kosten für die Anreise sparen und bekämen das doppelte Gehalt.“

Im vergangenen Jahr gab die zweifache Mutter, die mit dem russischen Holzbildhauer Gleb Dusavitskiy verheiratet ist und ihn auf dem Symposium vor einigen Jahren auch heiratete, der Veranstaltung ein neues Standbein mit der Art Jam Road.

An unterschiedlichen Stationen im Ort kann man Kunst unter freiem Himmel und zu Fuß betrachten. Bis Ende September bleiben die Kunstwerke von dänischen, deutschen, und niederländischen Kunstschaffenden zur weiteren Betrachtung in Hoyer stehen. Das verarbeitete Material reicht von Holz bis zu Stein, Kupfer und was man umgangssprachlich auch Schrott nennen kann.

Verzaubernde Kunst beim Auffangbecken für Regenwasser, geschaffen vom Deutschen Peer Oliver Nau. Foto: Volker Heesch

Die wenigen auf Facebook veröffentlichten kritischen Kommentare zu einigen Werken verletze sie, räumt Steffie Pedersen ein. Schließlich mache sie alles unentgeltlich für Hoyer. „Kritik ist ganz in Ordnung. Ich finde auch nicht alle Werke schön und würde es auch nicht gut finden, wenn sie permanent in Hoyer stehen würden. Man muss sich die Kunst aber näher anschauen und versuchen zu erklären, was die Künstlerin oder den Künstler dazu bewegt hat, ihre Gedanken so zum Ausdruck zu bringen“.

Zum besseren Verständnis kann auch der von ihr entworfene, sehr aufwendige, aber kostenlose Kunstkatalog zur Hand genommen werden. Die Kunstschaffenden und ihre Werke werden Schritt für Schritt erklärt.

„Ich mache diesen Job so gut wie möglich, um mehr Feriengäste nach Hoyer zu locken. Wir haben jetzt nach der großen Stadterneuerung fantastische Rahmen für unsere Veranstaltung“, freut sich Steffie Pedersen.

Kunst mit Steffie Pedersen vor der Mühle in Hoyer Foto: Brigitta Lassen

Sie wurde 1992 geboren, das erste Symposium wurde 1993 durchgeführt. „Ich fühle mich als Kind des Symposiums.“

Dazu ist sie auch noch Patentante. Vor vier Jahren brachte Saila Hasstrup, Künstlerin und Ehefrau des tschechischen Holzbildhauers Jan Lastovicka, während ihres Aufenthalts eine Tochter im Apenrader Krankenhaus zur Welt. Steffie Pedersen wurde Patin des Art-Jam-Babys. Der Geburtstag wird mit einem großen Kuchenmann gefeiert, da Lastovicka auch in diesem Jahr mit der Kettensäge dabei ist.

Abschluss mit Henning Have

Am Sonntag, 25. Juni, endet die Art Jam um 14 Uhr beim Hoyeraner Wasserturm. „Ich werde ein paar Worte sprechen. Dazu habe ich auch den Mann eingeladen, der in Hoyer am meisten verhasst ist“, lacht sie.

Diese Skulptur von Konstantin Evdokimov hat sich Henning Have gesichert. Foto: Brigitta Lassen

Henning Have, der sich schon eine Holzskulptur eines russischen Künstlers gesichert hat, besitzt das Bauunternehmen, das Hoyer unter Beschlag nahm, als Straßen im alten Teil des Orts überall aufgerissen wurden. „Es hat zwar zu Irritationen geführt. Wir haben aber ein Superergebnis bekommen“, freut sich die Hoyeranerin über den neuen, alten Glanz des Orts.

 

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