Kunst an der Westküste
Vielfalt: Ein ungewöhnlicher Mops und ein toter Wellensittich
Vielfalt: Ein ungewöhnlicher Mops und ein toter Wellensittich
Vielfalt: Ein ungewöhnlicher Mops und ein toter Wellensittic
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Witzig und ein wenig skurril ist die Art Jam Road in Hoyer. Einer fliegenden Freiheitsstatue oder einer Frau, die mit sich und ihrem Körper zufrieden zu sein scheint, begegnet man auf der Kunststrecke durch den Ort – und sogar einem Künstler mit royaler Kundschaft.
Geschmunzelt wurde, als Bürgermeister Jørgen Popp Petersen auf dem Hoyeraner Markt ein Kunstwerk enthüllte und das Kunstevent Art Jam Road eröffnete. Unter dem schwarzen Tuch mit Schleife in Orange verbarg sich ein hölzernes Kunstwerk des deutschen Bildhauers Peer Oliver Nau. Keiner hatte damit gerechnet, dass ein Mops zum Vorschein kommen würde. Popp Petersen hatte vor der Enthüllung ein Einhorn unter dem Arm, das er dem Tier aus Holz auf die Stirn setzen sollte, obwohl die meisten wohl dachten, dass jetzt ein Einhorn zum Vorschein käme.
Dieser aus dem Holz herausgearbeitete Hund ist einer von 15 Kunstwerken, geschaffen von zehn deutschen, dänischen, holländischen und russischen Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Werke bis zum 30. Oktober in Hoyer unter freiem Himmel zeigen.
Auch der Bürgermeister schien überrascht über das Stück Kunst. „Kunst soll die Gedanken in Bewegung setzen. Sie wird nicht daran gemessen, ob sie schön oder ästhetisch ist. Es muss für alle Platz sein“, unterstrich er und nannte sich selbst keinen Kunstexperten.
Mitfeiern am 6. August
Hoyer und die Kunst seien aber ein gutes Gespann, wenn sogar so große Künstler und Designer wie Emil Nolde und Hans J. Wegner gesagt hätten, dass sie sich von der Natur der Westküste inspirieren ließen. „Daher verwundert es auch nicht, dass es hier so viele Kunstschaffende gibt und dass hier auch eine Designschule liegt“, meinte Popp Petersen.
30-jähriges Bestehen
„Ihr schafft etwas in Hoyer, und eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen, ist eine große Leistung. Das war vor 30 Jahren schon das erste Symposium für Holzbildhauer. Diese Idee ist seitdem von anderen kopiert worden. In Hoyer ist man jetzt einen Schritt weiter gegangen“, freute sich das Stadtoberhaupt. Er dankte dreien der Väter und Mütter des Symposiums – Knud Hansen, Albert Pedersen und Hanne Sönnichsen – für ihr jahrelanges Mitwirken.
Auch wenn einige Hoyeranerinnen und Hoyeraner jetzt aufgrund der Ortssanierung ungeduldig geworden seien und dem Abschluss entgegenfieberten, freue er sich auf den Besuch von Königin Margrethe am 6. August. Das Programm sieht auch einen Besuch in Hoyer vor. „Dann hoffe ich, dass ihr alle die Fahnen hisst und an diesem Festtag teilnehmen werdet.“
Aufmerksamkeit auf Hoyer lenken
Vor einigen Jahren übernahm die Künstlerin Steffie Pedersen in zweiter Generation den Symposium-Vorsitz nach ihrem Vater Albert. Sie, die selbst als Künstlerin arbeitet, freute sich über die große Unterstützung. Viele Menschen waren zur Ausstellungseröffnung gekommen. Ohne Unterstützung, finanzielle Hilfe der stets wohlgesonnenen Sponsoren und die freiwilligen Kräfte würde es dies Kunstevent nicht geben, bei dem Kunst in die Natur integriert werde. Man wolle damit die Aufmerksamkeit auf den Ort und seine Natur lenken. Und den Gewerbetreibenden ein wenig Geld in die Kassen bringen.
Dass dieses Vorhaben geglückt ist, belegt der von ihr geführte Spaziergang entlang der Kunstroute, die auch Werke bei der alten Schleuse und dem Emmerleffer Kliff zeigt. Mit interessierten Gästen begnügte sich Steffie Pedersen auf die Strecke durch die Ortsmitte, wo die Kunst aus Holz, Beton und Metall unter anderem bei Sehenswürdigkeiten und auf schönen Plätzen platziert worden ist.
Gleich zweimal trifft man auf die Kunst des Holländers Herbert Nouwens aus den Niederlanden. Über ihn konnte die Kunstführerin erzählen, dass er zurzeit eine große Kunstausstellung in Amsterdam hat und sogar die königliche Familie zu seinem Kundenkreis zählt.
Während er in Metall arbeitet, haben sich seine Kollegen, der Russe Gleb Dusavitskiy und der Erschaffer des Mopses auf dem Markt, Peer Oliver Nau, auf Holz spezialisiert. Und Naus witzige Beziehung zu seiner zweiteiligen Kunst zeigt sich in seinem Werk „Ups“ am Auffangbecken für Regenwasser. Ein entsetzt dreinblickendes Mädchen hat mit einer Steinschleuder aus Versehen ihren Wellensittich getroffen.
„Das ist schon tragisch-komisch“, meinte Steffie Pedersen, die ihre Zuhörerinnen und Zuhörer weiter zur anscheinend zufriedenen Frau führte. „Ihr Gesicht strahlt Zufriedenheit mit sich und ihrem Körper aus, doch ihre hinter dem Rücken verschränkten Arme sind verkrampft und sagen etwas anderes.“ Vermutlich ist die Frau mit ihren weiblichen Rundungen in Beton, geschaffen von der deutschen Bildhauerin Yvonne van Hülsen, doch nicht so zufrieden wie vorgegeben. „Auch sie ist wohl ein Opfer der Körperoptimierung geworden“, meinte die Art-Jam-Vorsitzende.
In freie Lüfte hat sich Dusavitskiy begeben, als er seine fliegende Freiheitsstatue Lucy in the Sky with Diamonds erschuf. Auf Drahtseilen schaut sie sich die Welt bei der Nachschule für Design an. Auch in diesem Fall hat der Ehemann von Steffie Pedersen wieder in Holz gearbeitet. Steffie Pedersen meinte: „Sehr passend zur aktuellen Situation. Freiheit bedeutet auch Meinungsfreiheit.“
Werbung für Art Jam
Sie machte Werbung für eine Mitgliedschaft im Verein Art Jam, die 100 Kronen im Jahr kostet. Man verlange dafür rein gar nichts von seinen Mitgliedern. Beim Wasserturm könnten Kunstkataloge über die Ausstellung unter freiem Himmel und Erzählungen von Hoyer für 20 Kronen gekauft werden. Dort ist auch das Jubiläumsbuch zum 25-jährigen Bestehen des Symposiums zu haben.