Leserinnenbericht

„Kinderheim in Hoyer: Von der Mutter verlassen“

Kinderheim in Hoyer: Von der Mutter verlassen

Kinderheim in Hoyer: Von der Mutter verlassen

Michaela Nissen
Tondern/Tønder
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Karen Thomsen verbrachte ihre Kindheit im Kinderheim in Hoyer. Foto: privat

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Karen Thomsen erzählte beim Sozialdienst, wie sie als Kind eines deutschen Soldaten von Kopenhagen nach Hoyer kam, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Das wenig beachtete Thema im Umgang mit Kindern aus der Besatzungszeit ging den Zuhörerinnen und Zuhörern zu Herzen.

Nach einigen Vorträgen geht man beschwingt nach Hause oder sagt, ja das war ein netter Nachmittag. Nicht so am vergangenen Mittwoch beim Vortrag von Karen Thomsen über ihre Kindheit im Kinderheim in Hoyer (Højer). So manches Mal standen mir bei ihrem eindrucksvollen und emotionalen Bericht Tränen in den Augen. Wie muss sich ein solch kleines Mädchen gefühlt haben, verlassen von der Mutter, Vater angeblich verstorben.

Karen Thomsen lebte von 1948 bis 1961 im Heim in Hoyer, das 1939 auf Initiative des dänischen Gemeindepastors N. P. Nielsen errichtetet wurde.

Mit sechs Jahren allein im Zug

Ihre Anekdote über ihre Reise nach Kopenhagen mit nur sechs Jahren, ganz allein, ließ so manche Großmutter vor Mitgefühl schlucken. Dass sie dann nach vielen Jahren doch ihren Vater finden konnte, war ein schwacher Trost, denn er war bereits gestorben. Zumindest zu seiner Familie, also ihren Halbgeschwistern, hat Karen, die seit 2001 wieder in Hoyer lebt, eine Beziehung aufbauen können.

Mutig und sehr berührend war Karens Bericht, der ausführlich im Nordschleswiger am 27.8.2021 von Volker Heesch referiert wurde und dort nachzulesen ist. 

Das noch wenig beachtete Thema über den Umgang mit Kindern von deutschen Soldaten in Dänemark sollte, so Karens Überzeugung, noch mehr an die Öffentlichkeit gebracht werden. Jedem Verein und jeder Schule sei dieser Einblick empfohlen.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren zum Teil zu Tränen gerührt. Foto: privat

Ein herzlicher Dank an Karen, die uns so offen und anschaulich über ihr bewegtes Leben erzählen mochte.

Die Vorsitzende des Sozialdienstes Tondern, Irene Feddersen (l.), und Karen Thomsen Foto: privat
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