Coronavirus
Ein kleiner Pikser, auf den große Hoffnung gesetzt wird
Ein kleiner Pikser, auf den große Hoffnung gesetzt wird
Ein kleiner Pikser, auf den große Hoffnung gesetzt wird
Der 93-jährige Kresten Tøttrup hofft, dass er mit der Impfung seine Urenkel wiedersehen kann. Der große Impftag wurde in den Pflegeeinrichtungen als Festtag begangen. Indes zeigt der Infektionsdruck in der Kommune Tondern keine rückläufige Tendenz an.
Zu den 63 Bewohnern aus der 69-köpfigen Bewohnerschaft des Pflegecenters Richtsens in Tondern die sich für eine Impfung gegen Covid-19 entschieden hatten, gehörte Kresten Tøttrup.
Der 93-Jährige war sich nicht im Zweifel gewesen und war am Freitagvormittag der Erste in der Einrichtung, der den Oberarm für die Spritze hinhielt.
Ach, war ich der Erste? Das habe ich gar nicht so mitbekommen. Wir standen ja Schlange.
Kresten Tøttrup, Pflegeheimbewohner
„Ach, war ich der Erste? Das habe ich gar nicht so mitbekommen. Wir standen ja Schlange“, sagt er mit einem Lachen zu Leiterin Pia Bonde Duus.
Er stellt sich nach der Impfung inklusive nachfolgender Ruhezeit auf dem roten Läufer beim Haupteingang den Fragen der Presse.
Kein Kostverächter
Der kleine Pikser war für ihn nicht der Rede wert. „Das ist Quatsch, das tut nicht weh. Ich habe es überhaupt nicht gespürt“, so Tøttrup, der seit etwa drei Jahren in der Pflegeeinrichtung wohnt.
„Wir haben Gebäck, Schokolade und ein Glas Baileys bekommen. Das schmeckte gut. Man ist ja kein Kostverächter“, sagt er mit einem Schmunzeln.
„Ich habe lange auf die Impfung gewartet. Ich möchte gerne meine Enkel und meine vier Urenkel sehen. Das gibt dem Leben Würze“, so Tøttrup, dessen ältester Urenkel etwa fünf Jahre alt ist.
Eingeengt durch die Corona-Regeln
Laut den derzeitigen Corona-Bestimmungen darf er seit kurz vor Weihnachten in seiner Wohnung von zwei nahen Angehörigen Besuch empfangen. Eine weitere Bezugsperson darf ihn draußen oder im Besucherpavillon besuchen.
Der alte Herr bedauert die coronabedingten Einschränkungen in seinem Alltag.
„Das ist nicht gut und schade. Wir wollen viel lieber mit den Leuten schnacken und umhergehen“, sagt er.
„Ja, ihr vermisst eure Freiheit“, sagt Pia Bonde Duus.
Tøttrup, der aus Salling stammt, betrieb ab Mitte der 1940er Jahre einen Bauernhof in Kummerleff (Kumled) zwischen Lügumkloster (Løgumkloster) und Bredebro.
„Das war nach Kriegsende. Mit Kühen, Schweinen, Ländereien und allem, was dazugehörte. Das war ein richtiger Gemischtwarenhandel“, so der rüstige Senior, der seinerzeit in der Politik in Bredebro mitgemischt hat.
Zur Frage, ob anschließend das Mittagsessen auf ihn wartet, erklärt er: „Ja und dann ein Mittagsschlaf und um 14.30 Uhr gibt es Nachmittagskaffee und um 18 Uhr Abendbrot. Uns geht es gut."
„Zweite Impfrunde wird auch ein Festtag"
„Wir haben mit Erwartung auf diesen Tag geblickt, den wir zum Festtag erklärt haben. Das werden wir auch bei der zweiten Impfrunde tun“, kündigt Pia Bonde Duus an.
„Ach, wir müssen noch mal ran. Das war mir nicht klar. Das habt ihr euch wohl nicht getraut, uns vorher zu verraten, damit wir nicht kneifen“, scherzt der 93-Jährige. Die Impfungen werden jeweils von Ärzten aus dem Lokalbereich, die auch sonst die Pflegestätten besuchen, durchgeführt.
In Richtsens Pflegecenter waren 23 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bereit, geimpft zu werden. Sollten die Impfportionen für mehr Menschen reichen, waren weitere Kollegen abrufbereit, wie die Leiterin erläuterte.
„Wir sind etwas mehr als zur Hälfte mit den Impfungen durch. Es läuft richtig gut, und wir erwarten, dass wir gegen 17 Uhr fertig sind“, erläutert Jan Præstholm, kommunaler Direktor für die Ressorts Kinder und Schulen sowie Pflege und Fürsorge gegen 14.30 Uhr.
Etwa 180 Pflegekräfte geimpft
Letzte Station der freitäglichen Impftournee durch die Pflegezentren bildete „Mosbølparken“ in Scherrebek (Skærbæk).
Das Tagespensum mit der Impfung von insgesamt 320 Pflegeheimbewohnern und 150 bis 180 Pflegekräften hatte in Leos Pflegecenter in Tondern begonnen.
Im Pflegecenter Lindevang in Lügumkloster (Løgumkloster) war das Impf-Prozedere nach eineinhalb Stunden bewältigt.
Die Kommune Tondern gehörte zu den letzten Kommunen, wo die Impfspritze in den Pflegenzentren gezückt wurde.
War dies dem verhältnismäßig niedrigen Infektionsgeschehen um Weihnachten herum zuzuschreiben, so fällt die Infektionszahl mittlerweile in den anderen nordschleswigschen Kommunen, während die fallende Tendenz in Tondern auf sich warten lässt.
Inzidenzwert von 155,4
Am Freitag lag der 7-Tage-Inzidenzwert (Infizierte pro 100.000 Einwohner) bei 155,4, und es gab mit 58 Neuangesteckten eine Steigerung von drei Personen im Vergleich zum Donnerstag.
Mit 58 Neuinfizierten wird an die bisherige Höchstmarke vom 24. und 25. November 2020 angeknüpft.
Die Infektionszahl hält seit Neujahr einigermaßen den Status quo. Das ist aber ziemlich nervig, da sie anderswo leicht zurückgeht, was bei uns nicht entsprechend der Fall ist.
Jan Præstholm, Direktor
„Die Infektionszahl hält seit Neujahr einigermaßen den Status quo. Das ist aber ziemlich nervig, da sie anderswo leicht zurückgeht, was bei uns nicht entsprechend der Fall ist“, so Præstholm.
Kein Nachlassen bei den guten Gewohnheiten
Er ist zuversichtlich, dass das Infektionsgeschehen auch in der Kommune Tondern den rückläufigen Gang einschalten wird.
„Es zeigt aber, dass es noch lange nicht vorbei ist, und wir weiterhin an den guten Gewohnheiten unter anderem mit Handhygiene und Abstandhalten festhalten müssen“, erklärt der Direktor.