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Klostermarkt: Wie bekommt man einen Politiker zum Schweigen?

Klostermarkt: Wie bekommt man einen Politiker zum Schweigen?

Klostermarkt: Wie bekommt man einen Politiker zum Schweigen?

Lügumkloster/Løgumkloster
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Jørgen Popp Petersen (l.) und Jens Møller (r.) hatten den Mund voller Bonbons und mussten sprechen. Ole Caspersen sieht und hört amüsiert zu. Foto: Brigitta Lassen

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Bei der Eröffnung am Donnerstagabend versuchte Spaßmacher Ole Caspersen mit einer zuckersüßen Herausforderung Bürgermeister Jørgen Popp Petersen und den früheren politischen Lokalmatator in Lügumkloster, Jens Møller, zu überlisten. Ihnen wuchsen Hamsterbäckchen. Für Caspersen gab es zum Schluss auch eine Überraschung.

Was muss man tun, um einem Politiker „den Mund zu stopfen“. Eine Methode meinte der Spaßmacher des Klostermarktes in Lügumkloster, Ole Caspersen, zu haben. Nach dreijähriger Pause trat der frühere Tierarzt wieder in die Rolle des unterhaltsamen Monologredners auf und begeisterte erneut das mehr als 300-köpfige Publikum im vollen Festzelt. 

Alle bogen sich vor Lachen, als er Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) und den früheren Politiker Jens Møller (Venstre) herausforderte und nach vorn bat. Mittels Bonbons sollten sie mit vollem Mund Sätze sprechen, die ihnen auch ohne Süßigkeiten im Mund schwer über die Lippen gegangen wären. 

Keine Hold-Kæft-Bum für Politiker

Sie mussten sich nicht die Riesenbonbons, die in Nordschleswig als Hold-Kæft-Bum genannt werden, in den Mund schieben. Dennoch wuchsen den Politikern richtige Hamsterbacken. Auch sie konnten sich kaum vor Lachen halten, als sie 13 Bonbons im Mund hatten. Fast bis zuletzt konnte man verstehen, was sie sagten. Das beweist doch, dass die Politiker in Tondern doch ganz süß sind“, so Caspersens Abschlusssalut an seine beiden „Opfer“.

Als Belohnung bekamen sie im Zeichen der Olympischen Spiele eine Medaille, als Marktsekretärin Vera Warncke ihnen eine Tüte Bonbons um den Hals hängte.

 „Scheinbar ist es aber so, dass man Schweinezüchter sein und wie ein Verrückter Fahrrad fahren muss, um hier Bürgermeister zu werden“, so Caspersen. Er hegte auch den Verdacht, dass man im Königshaus Popps sønderjysk nicht verstehe. Vielleicht war es auch ein Missverständnis, dass der Glockenturm und das Refugium ihre royalen Schirmherren verloren haben.

 

Marktsekretärin Vera Warncke überreichte den beiden tapferen Politikern Jørgen Popp Petersen (l.) und Jens Møller (r.) ihre Medaillen. Ole Caspersen lachte sich ins Fäustchen. Foto: Brigitta Lassen
Warten auf die Grillwürste Foto: Brigitta Lassen

Gauklerkreuz für Ole Caspersen

Für den Alleinunterhalter, der in seinem Monolog mit viel Humor unter anderem wieder die Politik in Kopenhagen und Tondern (Tønder) sowie die Kommunikation und das Gebaren seiner Landsleute unter die Lupe nahm, gab es vor dem Abschluss der geselligen Eröffnung auch eine Überraschung. Er wurde vom dänischen Tivoliverein mit dem goldenen Gauklerkreuz geehrt, eine Würdigung, die zuletzt 2017 dem im Januar verstorbenen Zeitungsverleger Günther Brag zuteilwurde.

Marktsekretärin Vera Warncke (l.), Jørgen Popp Petersen und der Marktvorsitzende Jakob Tästensen Foto: Brigitta Lassen

Von Brag hatte Bent Beim die Rolle als Sprechstallmeister bei der Markteröffnung übernommen. Mit Anekdoten und Witzen unterhielt Beim das lachende Publikum. Für die musikalische Unterhaltung sorgten erneut die Center-Royal-Band und die beiden Straßenmusikanten Jakob Hogrebe und Sonni Blom Christensen. In die Fußstapfen seiner Eltern war der Sohn Sonni getreten. Das Paar (Herman und Ulla) traf sich zum allerersten Mal beim Klostermarkt, während der Großvater Adolf Christensen seine feste Basis in Lügumkloster hatte.

Jørgen Bork Hansens letzter Arbeitsplatz als Pastor war die Sct. Catharinæ-Kirke in Ribe.. Foto: Brigitta Lassen

Eine feste Basis in der Klosterstadt hat jetzt wieder Pastor emer. Jørgen Bork Hansen, Sohn des namhaften Pastors Anders Bork Hansen, der in Lügumkloster von 1951 bis 1978  als Seelsorger wirkte. Ihm war es unter anderem mit den 1953 eingeführten Gauklergottesdiensten im Rahmen des Klostermarktes gelungen, eine Bande zwischen Gauklerinnen und Gauklern sowie dem fahrenden Volk zur lokalen Bevölkerung zu knüpfen und warb damit um eine Anerkennung für die Gäste der Stadt. 

Jørgen Bork Hansen bei der Statue von Alice Buchhave, die Pastor Anders Bork Hansen, den Rattenfänger Cibrino und einen unbekannten Landstreicher aus Schweden mit einem Leierkasten zeigt. Foto: Brigitta Lassen

Mit diesen Gottesdiensten wurde Anders Bork Hansen, der 1993 verstarb, zum Gauklerpastor (Gøglerpræsten). Bork Hansen lebte daher auch für den Klostermarkt, obwohl seine Eltern aus dem Raum Egtved kamen. Er war auch Primus Motor, als die Stadt unter anderem einen Glockenturm, die Volkshochschule und das Refugium bekam.

Schwäche für die Schwächsten

„Seine Stärke war die Schwäche für die schwachen Menschen“, erzählte Jørgen Bork Hansen, der für die verhinderte Gastrednerin, Wirtschaftsministerin Stephanie Lose, kurzfristig eingesprungen war. Jørgen Bork Hansen berichtete von den menschlichen Vorzügen seines Vaters.

Mit viel Begeisterung erzählte Jørgen Bork Hansen von seinem ungewöhnlichen Vater. Foto: Brigitta Lassen

Mit vielen lustigen Anekdoten über seinen Vater unterhielt Jørgen Bork Hansen das Publikum, erzählte aber auch von den früheren Gauklerinnen und Gauklern sowie Weissagerinnen, die beim Klostermarkt aufgetreten sind. Ihm war es ein Anliegen, dass alle Menschen glücklich waren und schlug dabei auch untraditionelle Wege ein. Sein Motto lautete: „Tue, was du nicht wagst.“

5.000 Kronen für Pfadfindergruppe

Als Vertreter des dänischen Tivolivereins überreichte Kjeld Christensen der örtlichen KFUM-Pfadfindergruppe einen Scheck in Höhe von 5.000 Kronen und 30 Freikarten für die Fahrgeschäfte des Klostermarktes. Christensen wunderte sich über die wenigen Anträge und hoffte, dass in Lügumkloster mehr Werbung gemacht werde.

 

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