Thema der Woche: Museen
Legan-Pumpwerk: Technik, Natur und Wissen auf einen Blick
Legan-Pumpwerk: Technik, Natur und Wissen auf einen Blick
Legan-Pumpwerk: Technik, Natur und Wissen auf einen Blick
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Das Schöpfwerk, Baujahr 1929, kurz vor dem Grenzübergang Mühlenhaus/Aventoft, ist zu neuen Ehren gekommen und dient heute als Minimuseum, erfüllt aber immer noch seine ursprüngliche Aufgabe. Corona machte eine frühere Öffnung nicht möglich.
Für wen die Gezeiten, die Marsch, Landgewinnung und Entwässerung ein Buch mit sieben Siegeln ist, der könnte das alte, aber noch in Betrieb befindliche Schöpfwerk Legan/Lægan direkt am Grenzübergang Mühlenhaus/Møllehus und Aventoft besuchen, um zumindest schlauer zu werden.
Der frühere Werksverantwortliche Jacob Lorenzen hatte dort schon jahrzehntelang historische Bilder von der Entwässerung der Tonderner Marsch aus den Jahren 1927 bis 1930 gesammelt und ausgestellt. Gern führte er auch Gäste durch das alte Werk, Baujahr 1929.
Heute dient die Pumpstation als kleines Museum, dabei ist der historische Rahmen bewahrt worden. Besonders authentisch ist, dass das Werk im Betrieb ist und die Tonderaner bei großen Niederschlagsmengen ohne es nasse Füße in Folge von Überschwemmungen bekommen würden. Unentwegt laufen die Motoren der großen Pumpen und saugen Wasser aus den Wasserläufen in das Werk, das es wiederum in die Wiedau weitertransportiert, um letztendlich durch die Wiedauschleuse in der Nordsee zu landen.
Ausgeklügeltes System
Gäbe es nicht dieses ausgeklügelte System, das damals zu den größten Ingenieursprojekten Dänemarks zählte, würde die Marsch wie in früheren Jahrhunderten im Winter überschwemmt werden. Erst als Binnendeiche entlang der Wasserläufe gebaut und die Tonderner Marsch entwässert wurde sowie neue Be- und Entwässerungskanäle gebaut wurden, erhielten Menschen und die Feldfrüchte Schutz vor Überschwemmungen.
Im Rahmen des Millionenprojektes Initiative Tonderner Marsch hat sich das fast 100 Jahre alt Bauwerk zu einem kleinen Museum entwickelt. Sehr passend auch gelegen, an dem neuen 54 Kilometer langen Marsch-Wanderweg, der ebenfalls im Rahmen des Vorhabens angelegt wurde.
Natur pur
Bevor man überhaupt in das Pumpwerk geht, wird man von der umliegenden Natur überwältigt. Schön und friedlich an einem sonnigen Frühjahrstag herrscht hier wohltuende Stille, auch am kleinen Bootshafen. Nur die Motoren der Pumpen sind zu hören. Auf dem „Marsksti“ wandern vier Besucher, im nahe gelegenen Nørresø steht ein Angler, und die Vögel zwitschern um die Wette. Ansonsten gibt es hier: Natur pur, abgesehen von den Motorgeräuschen der Autos der Dänen, die zum Billigeinkaufen in Aventoft fahren.
Sogar einem eingefleischten Ostküstenfan verschlägt es den Atem.
Draußen vor dem Gebäude liegt eine alte Kreiselpumpe, die seit Ende der 1920er Jahre in der Pumpstation in Nordermühle/Nørre Mølle im Einsatz war. Neben diesen beiden Bauwerken wurden entsprechende Stationen in Hoyer/Højer und am Seiersbæk bei Hoyer im Rahmen der Entwässerung der vor etwa 3.000 Jahren gebildeten Tonderner Marsch gebaut, bei der 12.000 Hektar Land vor Überschwemmungen gesichert werden sollten. Durch Rotation hebt sie das Wasser so hoch, dass es über die Wiedau gen Hoyer laufen kann.
Die Pumpenwerke befinden sich im Besitz des Deichverbandes der Tonderner Marsch. Vorsitzender ist der Deichgraf (zurzeit Friedrich Hindrichsen). Im Vorstand sitzen die Inspektoren der Köge, die die 2.500 Hektar große Kulturlandschaft ausmachen, die ein Eldorado für unzählige Vögel ist.
Auf einer Erinnerungstafel am Haus wird des damaligen Deichgrafen Dethlef Dethlefsen gedacht, der auf energische und tüchtige Weise die Arbeit zur Entwässerung vorangetrieben hat, um so eine mit Deichen gesicherte Marschenlandschaft auch für die Landwirtschaft zu bewahren. Er, der von 1922 bis 1954 die Geschicke der Tonderner Marsch führte, wurde 1954 für diesen Einsatz zum Ritter des Dannebrogorden geschlagen.
Ohne die Pumpwerke und Binnendeiche würde die Marsch wie früher jeden Winter unter Wasser stehen. 1947 kam es nach viel Regen und schwerem Frost zur Überschwemmung. Gleiches wiederholte sich 1963, als der Wiedau-Deich im Ruttebüller Koog nach starken Regenfällen brach. Ein Loch von 22 Metern Länge und drei Metern Höhe wurde in den Schutzwall gerissen. Erst nach acht Tagen war der Koog wieder wasserfrei.
Corona: Ausstellung fertig – keine Eröffnung
Mit einer Zuwendung in Höhe von 16,5 Millionen Kronen sollte diese Natur den Besuchern nähergebracht werden. Unterwegs sollten Informationszentren eingerichtet werden, das Schöpfwerk in Legan ist zu einem solchen geworden und konnte erst vor Kurzem eröffnet werden, obwohl es schon lange fertig war. Aber die Corona-Pandemie ließ eine frühere Öffnung nicht zu.
Doch seit der schrittweisen Wiedereröffnung des gesellschaftlichen Lebens kann das Minimuseum besucht werden – und das sogar kostenlos. Auf eine Einweihungsfeier musste aufgrund von Corona verzichtet werden.
Im Untergeschoss werden den nicht Ortskundigen auf verständliche Weise das Abpumpsystem und die anderen natürlichen Vorgänge in der Marsch erklärt, auch dargestellt in einem kleinen Modell. Über eine Wendeltreppe und mit einem Fahrstuhl gelangt man in den Maschinenraum im 1. Stockwerk, quasi dem Herz der Pumpstation. Große Motoren stehen hier und treiben die Pumpen an.
Riesige Stromisolatoren für die Hochspannung für den Antrieb der Pumpen zeugen davon, dass das Aufsichtsführen im Schöpfwerk ein gefährlicher Job sein kann. Ein tragischer Unfall ereignete sich 1952, als der damalige Verantwortliche Thomas Christensen von einem Stromschlag getroffen verstarb.
Seitdem werden die fünf Pumpen – vier vertikale und eine 200 PS starke Tauchpumpe – ausschließlich von Elektrikern gewartet. Drei von ihnen sind noch aus dem Baujahr des Werkes 1929. Die vierte, die es auf 190 PS bringt, wurde bei besonders hohem Wasserstand eingesetzt. Die Hubkraft der fünf Pumpen bringt es auf maximal zwei und vier Metern bei einer Gesamtleistung von 18 Kubikmetern pro Sekunde.
Dass hier nicht immer sauberes Wasser hingelangt, zeigt der Wohlstandsmüll von der Bier- und Trinkflasche, oder dem Babyschnuller oder einer Sitzunterlage aus Schaumgummi. Aber Gott sei Dank nur in kleineren Mengen. Dieser Müll und das Treibsel werden von einer großen Kralle gefischt, bevor es sich in den Pumpen festsetzt.
Von oben kann man in diesen Maschinenraum schauen, bevor man sich in das obere Stockwerk begibt, wo neue Dachfenster einen unglaublichen Panorama-Blick freigeben.
Dort gibt es wieder Informationen am laufenden Band und ein kleines Modell der Tonderner Marsch mit eingezeichneten Sehenswürdigkeiten. Im Kleinformat sind nicht nur Schackenburg, die Mühle in Hoyer oder der Tonderner Wasserturm zu erkennen. Man hat sich auch die Mühe gemacht, den ungewöhnlichen Grenzübergang mit Grenzstein in Ruttebüll ( Rudbøl), der quer über die Straße verläuft, im Miniformat nachzubilden und Warften zu erfassen, auf denen Höfe zum Schutz vor Überschwemmungen gebaut wurden.