Kulturtage

Michael Reiter wurde in Tondern von seiner Kindheit eingeholt

Michael Reiter wurde in Tondern von seiner Kindheit eingeholt

Michael Reiter in Tondern von seiner Kindheit eingeholt

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Michael Reiter und sein früheres Kindermädchen Heidi Iwersen. Foto: Brigitta Lassen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Deutschland-Korrespondent vom Fernsehsender DR bekam sein altes Pumuckl-Buch zurück und begegnete seinem früheren Kindermädchen.

Nach seinem Vortrag über die aktuelle Situation in Deutschland wartete eine Überraschung auf den früheren Deutschland-Korrespondenten Michael Reiter im Tonderner Brorsonhaus. Er wurde sozusagen von seiner Kindheit eingeholt, als ihm sein Kinderbuch „Pumuckl und das Schlossgespenst“ von seinem ehemaligen Kindermädchen Heidi Iwersen überreicht wurde, die im Publikum saß.

Michael Reiter wurde zwar in Sonderburg (Sønderborg) geboren, verbrachte aber große Teile seiner Kindheit und Jugendzeit in der Wiedaustadt. Dort waren seine Eltern Lehrkräfte an der Handelsschule, die Heidi Iwersen damals besuchte, bevor die Tonderanerin ans Deutsche Gymnasium in Apenrade (Aabenraa) wechselte. Von 1975 bis 1977 hat sie den jungen Michael gehütet.

Ein Wiedersehen nach vielen Jahren: Michael Reiter und Heidi Iwersen Foto: Brigitta Lassen

Bis jetzt hat Heidi Iwersen Reiters Kinderbuch gehütet. Sie hatte diesen Klassiker an sich genommen, als einer ihrer Bekannten das Haus von Siegfried Reiter an der Uldgade erwarb. Auf dem Dachboden fand der neue Hausbesitzer eine Kiste mit Büchern, darunter auch das besagte Kinderbuch, das Reiter freudestrahlend in Empfang nahm.

Michael Reiter nannte Tondern sein zweites Zuhause. Daher war es für ihn auch etwas ganz Besonderes, dort einen Vortrag halten zu dürfen. Bei seiner Ankunft habe er die Vergangenheit und die Gegenwart im selben Moment erlebt. 

Die Uldgade in Tondern ist vielleicht nicht das beste Pflaster, um das Fahrradfahren zu erlernen (Archivfoto). Foto: Monika Thomsen

Als seine Eltern geschieden wurden, zog er mit seiner dänischen Mutter nach Herning. Jedes zweite Wochenende wurde er dort von seinem in Deutschland geborenen Vater abgeholt und sonntags wieder nach Hause gefahren.

Für mich als Kind wirkte Deutschland wie ein Schlaraffenland.

Michael Reiter

„Ich habe gute Erinnerungen an meine Zeit in Tondern. Das Highlight war, wenn mein Vater mich zum Einkaufen in Aventoft und Süderlügum mitnahm. Als angeblich armes Scheidungskind wurde ich mit Süßigkeiten und sogar manchmal auch mit einem kleinen Spielzeugauto verwöhnt“, erinnerte er sich.

In der mit Kopfstein gepflasterten Uldgade lernte er das Fahrradfahren, er habe unzählige Tønder Festivals miterlebt und hat dort auch zum ersten Mal ein Mädchen geküsst.

Aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer fand Michael Reiter. Foto: Brigitta Lassen

„Für mich als Kind wirkte Deutschland wie ein Schlaraffenland“, berichtete er. Das Land sei verrückt und fantastisch zugleich. Hier lebt man im Überfluss. Das war mein erster Eindruck vom Land“.

Zwischenstopp Hamburg

Die Faszination für das südliche Nachbarland hatte Bestand. Sofort nach seinem Abitur zog er zunächst nach Hamburg und später nach Berlin. 

Heute sei Deutschland kein Schlaraffenland mehr aufgrund mehrerer Faktoren, bedingt durch die wirtschaftliche und politische Entwicklung, meinte er.

Michael Reiter war zehn Jahre Auslandskorrespondent in Deutschland, elf Jahre arbeitete er als Freelance-Journalist, Schriftsteller und Kommunikationsmitarbeiter an der dänischen Botschaft in Berlin, bis er im Sommer 2023 mit seiner Familie nach Dänemark zurückkehrte. 

Er ist immer noch für DR tätig. Seit einem halben Jahr gehört er zum Team der Sendung 21-Søndag, in der Auslandsredaktion. „Ihr seht mich nicht mehr so oft auf dem Bildschirm, aber hört meine Stimme, wenn ich Beiträge moderiere“, sagte er mit einem Lächeln.

Mit zwei Büchern zurück nach Kopenhagen

Er wird nicht nur mit seinem Pumuckl nach Kopenhagen zurückfahren. Als Dank für sein Kommen überreichte Dirk Andresen im Namen der Veranstalter das Buch „100 Geschichten aus dem Deutschen Museum Nordschleswig“, geschrieben von Museumsleiter Hauke Grella. Und in seinem Gepäck hatte er auch Einkäufe aus den deutschen Grenzläden. So schloss sich der Ring.

 

Mehr lesen