Natur und Umwelt

Die Natur erkämpft sich im Mühlenteich ihr Revier zurück

Die Natur erkämpft sich im Mühlenteich ihr Revier zurück

Die Natur erkämpft sich im Mühlenteich ihr Revier zurück

Tondern/Tønder
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Ein Blick in den „Urwald“ mit Weidenröschen, Gilbweiderich und Echtem Mädesüß Foto: Brigitta Lassen

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Die Tonderanerinnen und Tonderaner diskutieren über den Wildwuchs entlang des Kongevejs. Die einen nennen den Anblick eine blühende Schönheit, die anderen schämen sich für den Unkrauthaufen.

Am aktuellen Aussehen entlang des Mühlenteichs am Tonderner Kongevej scheiden sich die Geister. Die eine Seite schwärmt davon in den höchsten Tönen auch als ein Teil der Biodiversität. Die andere findet die Verhältnisse einfach nur peinlich gegenüber Feriengästen. Beim Anblick könnte vermutet werden, die Stadt sei bettelarm.

Viel wird sich an diesem jetzt versperrten Anblick auf den Mühlenteich und den dahinter liegenden Park mit Skulpturen und der neuen Schwebebrücke nicht ändern, versichert Christian Kjær Andersen von der Abteilung Straßen und Parks der Kommune Tondern.

Sogenanntes Unkrautentfernen am Ufer gibt es nicht, nur wenn Pflanzen nicht in einen solchen Wasserlauf gehören.

„Schilf und Binsen werden im Teich entfernt, da sie die Strömung negativ beeinträchtigen. Wir würden dort gerne zweimal im Jahr entkrauten. Bislang müssen wir uns mit einem Einsatz begnügen, und so wird es wohl auch bleiben, erläutert Kjær Andersen weiter.

In Ripen (Ribe), wo es auch einen Mühlenteich gebe, sei der Kommune erlaubt worden, zweimal zu entkrauten, was aber vom Protest von Naturschützern und Ornithologen gebremst wurde“, berichtet er weiter.

Am Tonderner Mühlenteich hat es in diesem Sommer ordentlich geblüht. Doch so viel Pflanzenwuchs war einigen Bürgerinnen und Bürgern zu viel des Guten. Foto: Brigitta Lassen

Wer geglaubt hatte, dass das Wasserrieseln über die Spundwand und Steinschüttung auf alle Ewigkeit sichtbar bleiben würde, müsse umdenken. „Die Natur erobert sich ihr Terrain zurück, was den Pflanzen, Insekten und Vögeln zugutekommt. Dies ist auch ein Stück Biodiversität, womit wir als Kommune voll im Trend liegen.“Konsequentes Schneiden würde auch viel zu teuer, wenn sich die Natur nach einem Eingriff wie der Schnäpelpassage erhole.

Erlaubt wurde der Kommune Tondern immerhin, am stadtnahen Ufer des Mühlenteichs links und recht drei Meter von der Schwebebrücke Vegetation zu entfernen, sodass bei einem Spaziergang durch den Park auch das Wasser gesehen werden kann“, unterstreicht der Mitarbeiter der Technischen Verwaltung.

„Wir lassen zum Beispiel auch im hinteren Teil des Parks am früheren Seminar verwildern. Unkraut wird nicht entfernt,und umgefallene Bäume bleiben liegen. Das gefällt auch nicht allen.“

Im Vordergrund blüht die Kohldistel. Foto: Brigitta Lassen

Des Volkes Stimme tobt sich in diesem Jahr wieder heftig auf Facebook aus. Den Anstoß gab Søren Malchow. Tondern bezeichne sich als schöne Stadt. Für ihn sei es aber fraglich, ob man diesen Anblick den Touristinnen und Touristen bieten könne. Ein solcher Anblick sei nicht Ausdruck eines herzlichen Willkommens.

Kein Geld für Instandhaltung

Viele Millionen Kronen seien im Rahmen der Tonderner-Marsch-Initiative für den Park am Mühlenteich mit Schwebebrücke, Promenade etc. ausgegeben worden. Bei solchen Summen hätte es gepasst, auch Geld für die Instandhaltung zu reservieren. Obwohl man meine, dass so wilde Natur aussehe, könne der Eindruck geweckt werden, die Stadt sei bettelarm und könne sich eine Instandsetzung nicht leisten. Eine Seite sei Biodiversität, eine andere sei die Strömung, die durch zu viele Pflanzen negativ beeinträchtigt werde, so Malchow, der mit diesen Kommentaren die Lawine losgetreten hatte.

Dass auch die Schwanenblume im Mühlenteich wächst, zeugt von guter Wasserqualität. Foto: Brigitta Lassen

Viele geben ihm recht, andere schwärmen von dem wilden, bunten und duftenden Look des Teichs, der Insekten und Vögeln zugutekomme. Suche man einen englischen, kurz gemähten Rasen, geschnittene Hecken, Schotter und Ähnliches könne man in die Villenviertel gehen. Auf mehr solcher Wüsten könne man verzichten, so die Gegenargumentation.

Andere sind zwar Anhänger des Wildwuchses, meinen aber doch, dass dieser gestutzt werden müsse, da das Wasser und der Skulpturenpark vom Kongevej aus nicht zu sehen sind. Nur Einheimische wüssten, was sich hinter den Pflanzen für eine Perle verberge.

 

Wie die drei anderen nordschleswigschen Kommunen beteiligt sich auch Tondern an der Aktion „Danmarks vildeste Kommune“, die das Umweltministerium zum Wohle der Biodiversität ausgeschrieben hat.

 

Der Igelkolben Foto: Brigitta Lassen
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