Kommunales
Nestor H. C. Tästensen hat wohl keinen Neujahrsempfang ausgelassen
Nestor Tästensen: Keinen Neujahrsempfang ausgelassen
Nestor Tästensen: Keinen Neujahrsempfang ausgelassen
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Der 85-jährige Firmenbesitzer aus Lügumkloster will bei der Veranstaltung im Rathaus auch Farbe bekennen und die Minderheit vertreten.
Laden die Kommune Tondern und der Wirtschaftsrat zum Neujahrsempfang ein, ist Heinrich Carsten Tästensen dabei. Er habe wohl keine dieser Veranstaltung seit ihrer Einführung verpasst, glaubt der 85-jährige Besitzer der Leder verarbeitenden Firma Scanbelt in Lügumkloster (Løgumkloster). Mit Turnen und anschließendem Volleyball beim TSV hält sich der Unternehmer auf Trab.
Wunsch von Krankenschwestern übermittelt
„Ich wurde eingeladen. Dann komme ich auch. So habe ich diesmal die Möglichkeit ergriffen, unserem Bürgermeister unter anderem einen Wunsch von Krankenschwestern nach einem Scanner für Blasenuntersuchungen weiterzugeben. Ich habe beim 15-minütigen Gespräch mit Popp auch über andere Dinge gesprochen“, erzählt der Unternehmer.
„Außerdem bin ich da, um die deutsche Minderheit zu vertreten. Es gibt kaum noch Unternehmerinnen der Unternehmer aus der Volksgruppe“, meint der Firmenchef, bevor er sich wieder dem reichhaltigen Büfett zuwandte.
Am Montag war der 85-jährige Nestor der Anwesenden erneut unter den Gästen im Rathaus. Ungefähr 300 Menschen drängten sich im Rathaus-Foyer. Über so viel Zuspruch freuten sich die Gastgeber, Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) und der Vorsitzende des Wirtschaftsrats, Bo Kjelvist, gleichermaßen.
Zu Beginn des Neujahrsempfangs gedachte Jørgen Popp Petersen nochmals des in der vergangenen Woche verstorbenen Jens Rosendal, dem Ehrenbürger der Kommune Tondern. Daher wurde auch Rosendals „Forelskelsessang“ gesungen.
Als Moderator agierte ein gut aufgelegter Kommunaldirektor Lars Møldrup, der die Anwesenden mit witzigen Bemerkungen über die Arbeit einiger Medien zum Lachen brachte.
Wenig Arbeitslose
Bürgermeister Jørgen Popp Petersen freute sich über die wirtschaftlichen Erfolge mit Wachstum und Schaffung neuer Arbeitsplätze im vergangenen Jahr. Deswegen habe die Kommune auch eine rekordverdächtige niedrige Arbeitslosenquote. Die Betriebe hätten Tüchtigkeit bei der Umstellung auf die neue Entwicklung bewiesen, was viel Arbeit erfordere. Auch bei der Integration von ukrainischen Flüchtlingen auf den Arbeitsmarkt schneide Tondern als zweitbeste Kommune Dänemarks besonders gut ab. 93 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer hätten eine Arbeit gefunden.
Besonders wichtig sei es, dass Zugezogene die dänische Sprache erlernten. Ein weiterer Lichtblick sei, dass man jetzt in der Kommune Informatik und Pädagogik studieren könne. Der Tourismus steigere die Umsätze, und mit der Nutzung erneuerbarer Energie sei die Kommune weit vorangekommen. Zwei Projekte stünden kurz vor ihrer Gutheißung, unterstrich Popp Petersen.
Im Ton vergriffen
Neben den Erfolgsgeschichten gebe es auch weniger gute Erlebnisse. In diesem Zusammenhang nannte er das drohende Testzentrum für Windkraft in Ballum Enge. Auch bedauerte er den zum Teil gehässigen Ton bei der Diskussion über die neuen Ferienhäuser in Kongsmark auf Röm (Rømø), der zu nichts führe, meinte der Bürgermeister, wonach Bo Kjelkvist das Wort ergriff.
Ganz Ohr war die Versammlung, als eine junge Frau ans Rednerpult trat. Christina Kolding, gebürtige Nordschleswigerin, in Hongkong aber aufgewachsen, erzählte über die Förderung von jungen Talenten (NextGen) im Ecco-Konzern.
Nach 24 Jahren im Ausland ist sie nach Dänemark zurückgekehrt, obwohl das nie ihr Ziel gewesen sei. Heute lebt sie in Tondern. Auch wolle sie nirgendwo in einer Personalabteilung arbeiten, so ihr ursprünglicher Zukunftsplan, mit ihrem abgeschlossenen Studium in internationalem Unternehmensmanagement an der Oxford-Universität. Seit vier Jahren arbeitet sie in der HR-Abteilung des Schuhkonzerns.
Christina Kolding hat das zweijährige Förderungsprogramm durchlaufen, für das Ecco im vergangenen Jahr den Initiativpreis der Kommune und des Wirtschaftsrats erhielt. Heute ist sie Leiterin dieses Programms. Die Studierenden machen alle Prozesse von der Produktion von Schuhwerk und der Gerberei bis zur Verwaltung, kombiniert mit Aufenthalten im Ausland und Jobrotation mit. Zu 24 Prozent kommen die jungen Trainees aus dem süddänischen Raum, davon bekommen 40 Prozent eine Anstellung in Tondern oder Bredebro.
Talentförderung wichtig
Es sei wichtig, junge Talente zu fördern, so die junge Ecco-Führungskraft. Wichtig sei aber das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. „Fühlt man sich nicht wohl, verlässt man den Arbeitsplatz“, unterstrich Christina Kolding.
Obwohl einige der talentierten Auszubildenden meinten, nach ihrem Abschluss nicht bleiben zu wollen, da hier nichts los sei, habe sie versucht, ihnen doch das breite Aktivitätsangebot ans Herz zu legen. Die Angebote zu finden, sei aber eine Detektivarbeit. Daher sei eine bessere Präsentation und Vermarktung angebracht.
Die stellvertretende Leiterin der Tonderner Kulturschule, Jytte Sørensen, erklärte anschließend, dass sich die Einrichtung jeden Tag um die Talentförderung bemühe. So sorgten mehrere Musikschülerinnen und -schüler für die musikalische Umrahmung des Neujahrsempfangs.