Familiennachricht

Pflanzenbauberater Claus Erichsen ist auch mit 80 auf Trab

Pflanzenbauberater Claus Erichsen ist auch mit 80 auf Trab

Pflanzenbauberater Claus Erichsen ist auch mit 80 auf Trab

Monika Thomsen
Tingleff/Tinglev
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Der Pflanzenbauberater und Fachmann für Landwirtschaftsrecht, Claus Erichsen, ist seit mehr als 50 Jahren beim LHN tätig. Foto: Karin Riggelsen

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Beständigkeit und Fleiß zeichnen den langjährigen Berater des Landwirtschaftlichen Hauptvereins aus. Im Wandel der Zeit berät er einige Familien bereits in dritter Generation. Claus Erichsens Fachkompetenz ist auch in rechtlichen Angelegenheiten gefragt.

Auch an seinem 80. Geburtstag am Freitag, 8. März, wird Pflanzenbauberater Claus Erichsen durch die Tür zu seinem Büro – das erste auf der rechten Seite im Gang – im Beratungscenter des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN) in Tingleff gehen. 

An die Tatsache, dass viele Menschen in seinem Alter seit mehreren Jahren in Rente sind, verschwendet Claus Erichsen im Alltag nicht viele Gedanken. Nur bei besonderen Anlässen, wie jetzt zum 80., rücken die Zahlen auf seiner Geburtsurkunde in sein Bewusstsein. 

„Ich habe in den mehr als 50 Jahren immer meine Arbeit gerne gemocht und auch eine gewisse Verpflichtung gefühlt“, so Claus Erichsen, der seine Arbeit lebt und den LHN durch Jahrzehnte mitgeprägt hat. 

Ansprechpartner für drei Generationen

Erichsen, der seit 1972 beim LHN ist, berät mittlerweile in zweiter Generation und in einigen Fällen auch die dritte Generation auf den Höfen. Das durch die Jahre aufgebaute Vertrauensverhältnis zu den Familien führt dazu, dass sich die Beratung nicht ausschließlich auf den Pflanzenbau konzentriert, sondern dass auch in privateren Zusammenhängen der Rat von Claus Erichsen gefragt ist.

„Sie wollen dann meine Meinung als Sparringspartner hören. Bei etwaigen Kontroversen haben sie keinen Bedarf dafür, dass ich drumherum rede, sondern es ist wichtig, dass ich Klartext rede. Es gibt viele menschliche Faktoren“, so Claus Erichsen.

Der bescheidene und fleißige Jubilar schätzt an seiner Arbeit auch die langjährigen zwischenmenschlichen Beziehungen. Viele Kontakte hat er durch die Jahre auch nach Deutschland geknüpft.

 

 

Claus Erichsen geht schnellen Schrittes auf die 80 zu. Foto: Karin Riggelsen

Beratung im Wandel der Zeit

Die Arbeit hat sich im Laufe seiner mehr als fünf Jahrzehnte beim LHN gewandelt. 

„In früheren Jahren waren wir draußen im Feld, um zu beraten. Heute geht es oft um die Verwaltung der verschiedenen Anträge der Landwirtschaft, die ständig komplizierter werden. Da gibt es durch die Richtlinien nicht viel Spielraum. Wir dürfen keine Fehler machen, da die Konsequenzen für die Landwirte groß sind, wenn zu Sanktionen gegriffen wird“, sagt der bald 80-Jährige. 

Daher sei dies weniger spannend als in früheren Jahren. Die Beratung der Gegenwart findet oft vom Schreibtisch aus statt. Ausgenommen in der Kartoffelproduktion, da gibt es während der Wachstumssaison Feldbesuche im 14-täglichen Intervall. 

Als die Felderwirtschaft am Küchentisch geregelt wurde

„Früher saßen wir am Küchentisch auf den Höfen. 1987, als wir die ersten Computer bekamen, hatte ich diese mit und für jeden Hof gab es eine Diskette“, erinnert sich Claus Erichsen. Inzwischen gehören zu seinem Computer auf dem Schreibtisch drei Monitore. 

Claus Erichsen an seinem Schreibtisch Foto: Karin Riggelsen

Der aktive Pflanzenbauer

Claus Erichsen verfügt jedoch nicht nur über theoretisches Pflanzenbau-Wissen, sondern auf seinem Hof baut er 145 Hektar mit Kartoffeln, Mais und Getreide an. 

„In diesem Jahr ist es meine 45. Ernte“, so der Jubilar. Seit 1980 lebt er auf seinem Elternhof Fårgaard bei Lügumkloster, wo er vor 80 Jahren geboren wurde und mit drei Geschwistern heranwuchs. 

Landwirtschaftsrecht als ein Standbein

Claus Erichsen, der früher auch die Rolle als Geschäftsführer wahrnahm, hat sich durch die Jahre in seiner Tätigkeit als Berater in rechtlichen Fragen für die Landwirtschaft bei Enteignungen eine Nische aufgebaut. Er hat eine Vielzahl von Schadensersatzfällen bei der Enteignung von Ländereien bestritten.

 „Du musst gut vorbereitet sein. Es sind die Argumente, die zählen. Wir haben im Prinzip alle Verfahren gewonnen. Bei einigen mussten wir jedoch Kompromisse eingehen“, so Claus Erichsen. 

Die Liste dieser Verfahren ist lang. Sei es etwa der Bau der Autobahn nach Sonderburg (Sønderborg), geologische Untersuchungen nach Erdgas und Erdöl in Nordschleswig, ein Moorprojekt in Tingleff (Tinglev), der Bau des Wildschweinzauns, einer Stromleitung oder eines Radwegs. Auch außerhalb des Landesteils war seine Fachkompetenz in dieser Sparte gefragt.

Claus Erichsen hat in vielen Fällen von Enteignung von landwirtschaftlichen Flächen beraten. Foto: Karin Riggelsen

Viele Länder bereist

Der Vater von drei Töchtern ist nicht nur mit dem LHN, sondern auch mit Nordschleswig eng verwurzelt. Er ist jedoch viel in der Welt herumgekommen und hat als Referent bei deutschen Vereinen auch andere an seinen Erlebnissen teilhaben lassen. 

„Mir kam letztens der Gedanke, dass ich eigentlich meine Reiseziele auf einer Weltkarte mit Kreuzen markieren müsste. Ich glaube, es sind 27 Länder, die ich bereist habe“, so der Sonderberater des LHN.  

Ein Fan der Färöer

Erichsen, der 1970 an der Landbohøjskole in Kopenhagen sein Studium als Agronom abschloss, war in dem Jahr erstmals in Amerika, als er zwei Monate in Iowa arbeitete. 

Auf die Färöer verschlug es ihn 1971 elf Monate für seinen militärischen Wehrdienst „Wir hatten damals 24 Stunden Dienst und dann 48 Stunden frei“. Seine freie Zeit ließ er nicht ungenutzt verstreichen, sondern er wirkte in Thorshavn als Berater für den dänischen Landwirtschaftsrat und hatte den direkten Kontakt zu den Landwirten. 

Schnaps als Mitbringsel

„Das war eine tolle Zeit. Ich bin in die Färöer verliebt und bin seither dreimal dort gewesen“, erzählt Erichsen. „1971 wurde der Alkohol jeweils für drei Monate zugeteilt. Mir standen in dem Zeitraum acht Liter zu. Ich bat darum, meinen Anteil in Halbliter-Flaschen zu erhalten. Somit brachte ich den Landwirten eine halbe Flasche Schnaps anstelle von einer Blume für die Frau des Hauses mit“, erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln.

Auch mit seiner Familie ist er zu den Färöern gereist. Inzwischen haben Maren und Claus Erichsen fünf Enkelkinder. Sind die Eheleute auch geschieden, so pflegen sie gute familiäre Beziehungen und feiern unter anderem stets Geburtstage und Weihnachten gemeinsam.  

Die älteste Tochter Cathrine wohnt in Kopenhagen, Wiebke in Augustenburg (Augustenborg) und Anne in Greifswald. 

 

Claus Erichsen hat seit 52 Jahren seinen Gang beim LHN. Foto: Karin Riggelsen

Großes ehrenamtliches Engagement

Claus Erichsen hat nie einen Bogen um Ehrenämter gemacht, sondern hat sich stets viel auf örtlicher und überregionaler Ebene engagiert.

 „Vieles ist von allein gekommen. Ich habe getan, was ich konnte“, sagt er. Erichsen hat sich zum Beispiel als zweiter Vorsitzender der Deutschen Schule in Lügumkloster eingebracht, war 16 Jahre Vorstandsmitglied der Sparkasse in Lügumkloster, davon sechs Jahre als zweiter Vorsitzender und war zwölf Jahre Vorsitzender des Deutschen Volkshochschulvereins. 

Er ist Vorstandsmitglied in mehreren Stiftungen und seit 2015 im Vorstand des VDA-Nordschleswig. Seit 2008 ist er Kirchenvertreter für die Nordschleswigsche Gemeinde im Pfarrbezirke Lügumkloster. Auch als Rechnungsprüfer ist er ehrenamtlich tätig. Im Vorstand des Seniorenklubs des LHN ist er seit 2010 aktiv.

Die Reiseziele anno 2024

Claus Erichsens Reiselust ist ungebrochen und somit hat der 79-Jährige auch für 2024 umfassende Reisepläne geschmiedet. Im Sommer geht es erst nach Australien und dann weiter nach Neuseeland. Aber erst steht eine Geburtstagsfeier auf dem Programm.

 

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