Erneuerbare Energie

Protest aus beiden Windrichtungen

Protest aus beiden Windrichtungen

Protest aus beiden Windrichtungen

Tondern/Tønder
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Die Gruppen der Anhänger und Gegner waren in etwa gleich groß. Hier demonstrieren die Gegner. Foto: Brigitta Lassen

Gegner und Fürsprecher großer Windkraftanlagen in der Kommune Tondern standen sich am Dienstag vor dem Rathaus friedlich gegenüber. Politiker auf „Spießrutenlauf“.

Die eine Hälfte der etwas mehr als 150 Demonstranten lehnen große Windräder auf dem Festland ab, das andere Lager befürwortet erneuerbare Energie in der Kommune Tondern. Die in zwei Lager säuberlich geteilten Teilnehmer ließen den Stadtratsmitgliedern am Dienstag freie Passage zu einer geschlossenen Sondersitzung über Windenergie im Rathaus.

Themenabend über Windenergie

Der Themenabend soll den Kommunalpolitikern dienen, wenn über neue Windenergieprojekte entschieden werden soll. Und einige Vorhaben liegen schon auf dem Tisch. So sollen beispielsweise 18 neue Windräder bei Haved gebaut werden, die etwa 80.000 Haushalte mit Strom versorgen können. Die Sitzung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, während die Demonstranten draußen froren.

Mit blauen Handzetteln plädierten die Befürworter für Windenergieprojekte auf dem Festland, die Gegenseite erschien mit gelbem Protestmaterial. Foto: Brigitta Lassen

Die Kritiker der modernen, wesentlich größeren und effizienteren Windkraftanlagen meinen, dass diese nicht aufs Festland gehören, sondern aufs Meer. Windräder von diesen Dimensionen würden in kleinen Ortschaften Zwietracht säen und seien schädlich für den Menschen, für die Tierwelt und die Natur. Die Bürger würden die Dörfer verlassen, die Region würde wegen der Profitgier auswärtiger Unternehmen veröden, so ihre Argumente.

Die Gegenseite befürwortet Windräder als erneuerbare Energiegewinnung. Mit den ausgezahlten Entschädigungen könnten ländliche Räume Aufwind bekommen, da dann Geld für örtliche Weiterentwicklung zur Verfügung stünde, so ein weiteres Argument.

Windpark stört nicht

Auch für Andreas Hansen, der in Jerpstedt/Hjerpsted seit vielen Jahren ein Ferienhaus nahe des mit 40 Windrädern bestückten Energieparks zwischen Schads/Skast und Jerpstedt besitzt, zählen neben dem Umweltaspekt auch die finanziellen Vorteile für die Bürger auf dem Lande. „Diese Anlagen haben mich nie gestört, auch nicht, wenn ich mich im Freien aufhalte. Die 40 Windräder sollen mit 15 neuen und größeren Hochleistungsmodellen ersetzt werden. Diese  können den Stromverbrauch in der Kommune Tondern zu 90 Prozent abdecken. Und der CO2-Ausstoß würde beträchtlich reduziert. Der ländliche Raum stirbt aus, wenn nicht Geld für eine Weiterentwicklung da ist“, unterstreicht Hansen. 

Gelb trifft auf Blau: Conrad Hvidt (Mitte) und sein Sohn Julius (l.) sorgten für eine Lärmkulisse. Mehrere Teilnehmer aus dem blauen Block hielten die Aktion für übertrieben. Foto: Brigitta Lassen

Diese Argumente zählen nicht für Conrad und  Julius Hvidt aus Schads/Skast, die ebenfalls Nachbarn dieses nur eineinhalb Kilometer entfernt liegenden Windparks sind beziehungsweise gewesen sind. Ihre Familie lebt seit 400 Jahren in dieser Region. Zwar hat Sohn Julius, der als Arzt in Esbjerg arbeitet, schon lange sein Elternhaus verlassen, könnte sich aber nicht vorstellen, dieses zu übernehmen, falls die neuen Mega-Windräder kommen.

Dort zu wohnen, ist mein Wunsch

Julius Hvidt, Schads/Skast

„Dort zu wohnen, ist eigentlich mein Wunsch. Ich würde gerne näher an meinem Zuhause wohnen“, unterstreicht er. Er und sein Vater Conrad spielen bei der Demo ein Tonband mit lautem Rauschen ab.  Damit soll der Lärmpegel wiedergeben werden, den die 40 Windräder in Schads aus nächster Nähe verursachen. Mit dieser Aktion irritieren sie die Gegner sichtlich. 

Hof wird verkauft

Conrad Hvidt hat bereits entschieden, seinen Hof zu verkaufen, wenn die 16 Riesen-Räder kommen. „Wir hören schon heute unentwegt die Windmühlen, auch im Haus, und werden morgens um 4 Uhr von ihnen geweckt“, schimpft er. Seit vielen Jahren kämpft er ohne Erfolg gegen den 1995 errichteten Windpark als Nachbarn und prozessiert hat.

Die beiden Lager ließen eine freie Gasse für die Politiker. Foto: Brigitta Lassen
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