Leserinnenbericht

Ein ungewollt aktueller Ausflug in die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Ein ungewollt aktueller Ausflug in die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund

Ein ungewollt aktueller Ausflug in die KZ-Gedenkstätte

Michaela Nissen, Vorstandsmitglied des Sozialdienst Tondern
Tondern/Tønder
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Als echter Geheimtipp entpuppte sich das Café Zauberbuche in Stedesand. Foto: Privat

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Michaela Nissen, Vorstandsmitglied des Sozialdienst Tondern berichtet von dem seit langem geplanten Ausflug in die KZ-Gedenkstätte in Ladelund. 20 Teilnehmende ließen sich in der Stätte auf die Begegnung ein.

Nach längerer Planung, die durch die Pandemie immer wieder über den Haufen geworfen wurde, machte der Sozialdienst Tondern sich nun endlich auf die Fahrt über die Grenze nach Ladelund.

Ziel war die älteste KZ-Gedenk-und Begegnungsstätte Schleswig-Holsteins und eine der frühesten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland entstand.

Bevor wir uns dem emotional schwierigen Thema widmeten, stärkten wir uns bei Kaffee und Torten im wunderschönen Café Zauberbuche in Stedesand. Ein echter Geheimtipp, waren wir uns einig.

Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte in Ladelund Foto: Privat

Teilnehmende ließen sich auf die Begegnung ein

Nach einer Stunde fuhren wir dann über die Dörfer an unser eigentliches Ziel in Ladelund.

Wie nähert man sich einer Stätte, die plötzlich, nach dem Einmarsch in der Ukraine, wieder zu großer Aktualität gelangt? Möchte man sich überhaupt noch damit befassen? Kann man das aushalten?

Die gut 20 Teilnehmer ließen sich auf die Begegnung ein. Durch die Leiterin Frau Dr. Katja Happe und zu unserer Freude auch Günter Barten wurden wir durch einen Film und einleitende Worte in das Thema eingeführt.

2.000 Häftlinge hoben Panzerabwehrgräben aus

Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand in der Gemeinde Ladelund dieses Konzentrationslager. Die SS ließ 2000 Häftlinge aus zwölf Nationen zwischen Humptrup und Ladelund Panzerabwehrgräben ausheben. Damit sollte ein befürchteter Einmarsch der alliierten Truppen von Norden aufgehalten werden.

Niemand im Dorf konnte die Qualen der zur Arbeit getriebenen, hungernden Menschen übersehen.Innerhalb von nur sechs Wochen starben hier 300 Häftlinge. Sie wurden auf dem Dorffriedhof bestattet.

 
Die Aussage eines ehemaligen Lagerleiters Foto: Privat

Würdige Gestaltung und Pflege

Nach Kriegsende bemühte sich der Pastor Johannes Meyer um eine würdige Gestaltung und Pflege der Gräber.

Diese sind Ursprung und Zentrum der KZ-Gedenkstätte in Ladelund. Als deren Gründungstag gilt der 24. Oktober 1950, an dem erstmals 130 Angehörige getöteter Häftlinge aus dem niederländischen Putten die Gräber besuchten.

Seitdem finden regelmäßige Besuche von Angehörigen aus den Niederlanden und Gegenbesuche statt, über die Gräber hinweg haben sich Freundschaften gebildet.

Blick aus dem Fenster der Gedenkstätte Foto: Privat

Im Anschluss an die Einführung konnte sich jeder eigenständig im modernisierten Ausstellungsraum an verschiedenen Stationen näher informieren.

Besonders beeindruckend sind die Berichte ehemaliger Häftlinge. Jedem sei der Besuch dieser eindrucksvollen Gedenkstätte empfohlen, nähere Infos unter https://kz-gedenkstaette-ladelund.de.

Gedenken an die Ermordeten

Zum Abschluss gingen wir durch das Außengelände und gedachten der Ermordeten an ihren Gräbern.

Die Rückfahrt führte uns noch an der kleinen Erinnerungsstätte am ehemaligen Lager vorbei und der wolkenlose Abendhimmel rundete diesen besonderen Ausflug ab.

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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