Kommunales

Vater Møller im Spagat zwischen Politik und Handball-WM

Vater Møller im Spagat zwischen Politik und Handball-WM

Vater im Spagat zwischen Politik und Handball-WM

Lügumkloster/Løgumkloster
Zuletzt aktualisiert um:
Kevin Møller (Bildmitte) mit seinem Teamkollegen und Freund Niklas Landin Foto: Jonas Ekströmer/Scanpix

Man sah Jens Møller aus Lügumkloster die Anspannung an, und mehrmals musste er während der virtuellen Stadtratssitzung am Mittwochabend seinen Platz vor dem Computer verlassen. Denn gleichzeitig lief im Fernsehen das Spiel für den Einzug in das Halbfinale der Weltmeisterschaft in Ägypten. Für Dänemark stand sein Sohn im Tor.

Der Zeitpunkt konnte nicht schlechter sein für die um einen Tag vorgezogene Sitzung des Tonderner Stadtrats. Denn während die Politiker vor ihren Computern saßen, spielte Jens Møllers Sohn Kevin mit seiner Mannschaft um den Einzug ins Halbfinale bei der Handball- Weltmeisterschaft in Ägypten.

Sehr zur Zufriedenheit des Vaters des überragenden Torwarts von Barcelona gewann das dänische Team das Spiel, das einem Krimi gleichkam.

„Zum Glück war die Tagesordnung nicht so umfassend, sodass ich mehrfach zum Fernseher eilen konnte, um zu sehen, wie es Dänemark erging. Wir werden, obwohl sich die Spieler leistungsmäßig steigern müssen, auch Spanien besiegen und ins Finale kommen. Auch das Endspiel wird Dänemark gewinnen und seinen Titel verteidigen“, ist sich der Venstre-Politiker sicher. Im zweiten Halbfinale stehen sich Frankreich und Schweden gegenüber. Natürlich wird Dänemark gewinnen. Neben Kevin spielt mit Anders Zachariassen der zweite Nordschleswiger in der Mannschaft.

„Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn ein Sohn bei einer Weltmeisterschaft dabei ist. Und ab und zu kullerten mir auch die Tränen übers Gesicht und der Schweiß stand mir auf der Stirn“, erzählt Møller von seinem Spagat zwischen Kommunalpolitik und Handball-WM. Schließlich sei es auch Kevins erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.

Jens Møller (unten, Bildmitte) musste bei der virtuellen Stadtratssitzung des Öfteren zum Fernseher laufen. Foto: Screenshot: Brigitta Lassen

Während eines solchen Spiels würden die handballerische Karriere seines Sohns und ihre Anfänge Revue passieren. Dass er nur die Nummer zwei zwischen den Pfosten sei, mache ihm überhaupt nichts aus. Denn Niklas Landin und Kevin seien gute Freunde.

Kein Problem, die Nummer 2 zu sein

„Sie besuchten beide die Sportnachschule in Oure auf Fünen. Dort sind die Schüler in Einzelhäusern untergebracht. Kevin und Niklas, der im Übrigen ein ungemein angenehmer Mensch ist, wohnten im selben Haus. Kevin bekam zu wissen, dass er als Torwart für den Handballverein GOG nicht gut genug sei. Er durfte aber in der Schulmannschaft, die eine Talentschmiede von GOG war, das Tor hüten, während Niklas für GOG spielen durfte“, denkt Jens Møller zurück.

Kevin Møller hat starke Leistungen bei der WM gebracht. Foto: Mohamed Abd El Ghany/Scanpix

 

Auch in Barcelona sei Kevin die Nummer zwei hinter Gonzola P. de Vargas Moreno, spanischer Nationaltorhüter. Auch diese Position akzeptiere er, da jeder die gleiche Spielzeit bekomme, erzählt Møller.

Nach drei Jahren Spanien bei einem der bekanntesten Klubs der Welt zieht es den 31-jährigen Nordschleswiger in der nächsten Saison zurück nach Flensburg, wo er von 2014 bis 2018 schon vier Jahre im Tor stand.

Kevin Møller war an Covid-19 erkrankt

Jens Møller hat keine Angst, dass sein Sohn während der Weltmeisterschaft mit dem Corona-Virus angesteckt wird. Der 31-Jährige war bereits Anfang 2020 infiziert worden und hatte schwere Symptome. Sieben Wochen lang musste er in einer nur 70 Quadratmeter großen Wohnung im vierten Stock in Isolation verbringen. „Er war so schwer erkrankt, dass der Barcelona-Arzt jede dritte Stunde anrief, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Hätte er Fieber gehabt, wäre er ins Krankenhaus gekommen. Bei ihm sind Gott sei Dank keine Spätfolgen aufgetreten“, erzählt Møller erleichtert.

Als die öffentliche Stadtratssitzung vorbei war, wollte Jens Møller freudestrahlend seinen Ratskollegen über den Einzug der dänischen Mannschaft berichten. Das war gar nicht nötig. Man war sich über den Sieg der Dänen schon im Klaren, wenn man Bo Jessen (Tønder Listen) beobachtete. Im Hintergrund verfolgte Jessens Familie das megaspannende Spiel im Fernsehen. Der Jubel drang mehrfach durch, und Jessen zeigte die geballte Faust, als der Sieg Realität war.

 

 

 

 

 

 

 

Kevin Møller

Kevin Møllers Handballkarriere begann schon im jungen Alter, damals noch als Spieler in Bedstedt (Bedsted). Seine Trainerinnen entdeckten sein Talent und das von vier weiteren Mannschaftskameraden. Daher wechselten sie als Fünftklässler zum Tinglev IF nach Tingleff zu Trainer Manfred Muus.

Kevin Møller hat das Tor sowohl bei GOG Håndbold, Stavangar und Flensburg-Handewitt als auch aktuell in Barcelona gehütet.  Auch in diesem Jahr will er mit seiner Mannschaft das Final-4 in Köln erreichen. Vor einem Jahr unterlag Barca dem THW Kiel.

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