Kommentar zum Wahlergebnis in Tondern

Vielleicht nicht die feine Art, aber so kann Politik sein

Vielleicht nicht die feine Art, aber so kann Politik sein

Vielleicht nicht die feine Art, aber so kann Politik sein

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Das Rätselraten ist vorbei: Jørgen Popp Petersen (l.) wird Tonderns neuer Bürgermeister. Foto: André Mackus

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Verbitterung des quasi abgesetzten Bürgermeisters Henrik Frandsen ist verständlich. Aber die Politik hat ihre eigenen Spielregeln.

Wenn sechs Kinder mit dem siebten nicht spielen wollen, dann ist dies zwar nicht fair, aber so läuft das Leben ab und zu. In der gleichen Rolle wie das ausgestoßene Kind steckte die Tønder Listen in der Nacht zum Mittwoch, als sich sechs andere Parteien zu Koalitionsgesprächen zurückzogen und erst wieder herauskamen, als das Spiel gelaufen war.

Bei Kindern können Eltern noch etwas geradebiegen. In der Politik ist dies nicht möglich. Die Spielregeln sind halt anders, und die sechs Parteien mit 21 Abgeordneten wollen einen neuen Kurs einschlagen, der Zusammenarbeit heißt.

Bürgermeister Henrik Frandsen in der Wahlnacht Foto: Jane Rahbek Ohlsen

 

Der amtierende Bürgermeister Henrik Frandsen, der mit seiner Liste auf Anhieb 5.906 Stimmen und neun Mandate holte, war verbittert und angeschlagen, als er kurz vor der Verkündung der Koalitionsabsprache das Rathaus verließ und ins Bett ging.

 

Dass seine erfolgreiche Partei nicht zum Spielen eingeladen wurde, ist größtenteils auf Frandsen und seinen Führungsstil zurückzuführen, meinen die anderen. Immer wieder gab es in den vergangenen vier Jahren heftige und teils feindselige Diskussionen im Stadtrat, denn hinter den Kulissen wurde öfter so gearbeitet und agiert, dass nicht alle 31 Abgeordneten wussten, was überhaupt Sache war.

Die Frauen machen es vor: So kann Politik sein. Louise Thomsen Terp (Schleswigsche Partei) und Mette Bossen Linnet (Venstre) freuen sich gemeinsam über ihre Wiederwahl. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Daher wollen die sechs Koalitionspartner einen Neubeginn mit Jørgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei als Kapitän. Zwar ist die SP mit 2.706 Stimmen nur die viertgrößte Partei des Stadtrates, doch auf den SP-Bürgermeisterkandidaten konnten sie sich letztendlich alle einigen.

Popp Petersen wird das Regieren in dieser Situation vermutlich nicht einfach gemacht. Die vergiftete Stimmung wird bestimmt mit in den Stadtrat getragen werden, wenn die Tønder Listen die Rolle als aggressive Opposition einnehmen wird.

 

Die Fortsetzung des schlechten Arbeitsklimas schadet der Kommune Tondern. Daher bleibt zu hoffen, dass die 31 Abgeordneten keinen Schiffbruch erleiden. Denn damit wäre den Bürgerinnen und Bürgern der Kommune nicht gedient. Zwar hat jeder fünfte Wähler sein Kreuz bei der Tønder Listen gesetzt. Aber man muss auch einsehen, dass die anderen die besseren Trümpfe gezogen haben, und sollte nicht den Beleidigten spielen, auch wenn es bitter ist.

 

Ein Neuanfang sei mit Henrik Frandsen an der Spitze nicht möglich, meinen die anderen Parteien. Daher müsste er sich eigentlich fragen, warum das so ist.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Jan Køpke Christensen
„Stine Bosse skærer sin målgruppe i EP-valgkampen“