Erasmus
Von der Oberpfalz nach Jeising
Von der Oberpfalz nach Jeising
Von der Oberpfalz nach Jeising
Das EU-Projekt Erasmus wird nicht nur für Lernaufenthalte für Schüler, sondern auch für eine Studienfahrt für ihre Lehrkräfte genutzt.
„Die Schüler machen hier ganz tolle pädagogische und auch soziale und persönliche Erfahrungen“, erklärt Studienrat Taregh Stadler im deutschen Kindergarten in Jeising. Er ist Mitarbeiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums in Neustadt an der Waldnaab. Seit 2017 gibt es aus der Oberpfalz Verbindungen zum DKCT (Deutsche Kindertagesstätten und Clubs in der Kommune Tondern). Die Berufsfachschule für Kinderpflege und die Fachakademie Sozialpädagogik des Schulzentrums nutzen das EU-Projekt Erasmus für Lernaufenthalte.
Derzeit schnuppert mit Franziska Schuster nicht nur eine Praktikantin pädagogische Luft in der Jeisinger Einrichtung, sondern zehn Lehrkräfte des Schulzentrums im nördlichen Bayern informierten sich während einer Studienfahrt ebenfalls über den DKCT als Organisation. Die Plattform bildet dafür das Erasmus-Programm Lehrermobilität.
„Es gibt nicht nur ein ähnliches, pädagogisches Verständnis, sondern auch die Aufgeschlossenheit ist entsprechend wie bei uns. Es ist hier einfach ein ganz anderes pädagogisches Arbeiten als in Deutschland und Bayern“, so Stadler.
Sehr viele Kompetenzen
„Was die Selbstständigkeit anbelangt, wachsen die Praktikantinnen enorm“, erklärt DKCT-Gesamtleiterin Ute Zander. Für sie ist die Erfahrung mit dem engen Kontakt mit der Schule neu. Lehrkräfte sind die zwei ersten Tage des Praktikums vor Ort, und die Praktikantinnen müssen im Vorfeld ein Kulturprogramm geplant haben. „Wir sehen das für uns auch als Fortbildung“, erläutert Stadler. Die Praktikanten müssen sich für den Lernaufenthalt im Ausland bewerben. Im Vordergrund stehe für die Schule der pädagogische Aspekt. „Sie erwerben aber sehr viele Kompetenzen, an die wir gar nicht denken. Es ist ein gigantisch tolles Projekt, um andere Länder kennenzulernen, und auch Toleranz für andere Länder und Kulturen zu lernen“, so Stadler. Die Praktikantin hat auch den Kindern in Jeising die oberpfälzische Kultur nähergebracht, als sie an einem Tag im Dirndl und mit Brezeln in den Hort kam.
„Für uns als DKCT ist es ein großer Schatz, dass die Praktikantinnen kommen, Erwartungen stellen und reflektieren. Es ist eine tolle Besonderheit, dass Franziska Schuster jetzt bei uns ein einjähriges Praktikum macht“, sagt Zander in Gedanken an die junge Frau, die 2017 ihren Abschluss als Kinderpflegerin gemacht hat und nun ihre Ausbildung zur Erzieherin dranhängt. Kurz vorher hatte Franziska Schuster gemeinsam mit der Praktikantin Anna Ehlers, die sich an der Fachschule in Niebüll ausbildet, ihre Erfahrungen aus den DKCT-Einrichtungen an die Lehrergruppe vermittelt. Diese hakte nicht nur mit interessierten Fragen nach, sondern hielt auch viel Lob für die Präsentation bereit. Die zwei jungen Frauen zogen dabei Vergleiche zwischen Kindertagesstätten in Deutschland und dem DKCT. Außer Gemeinsamkeiten waren den Praktikantinnen auch viele Unterschiede aufgefallen. Ein Beispiel war, dass die Kinder südlich der Grenze nur bei schönem Wetter draußen spielen, während es beim DKCT bei jeder Witterung (ausgenommen bei Unwetter) ins Freie geht und Regenkleidung Pflicht ist. Zudem schlafen die Lütten im Kinderwagen draußen, und die Kinder werden aktiv in die Essenszubereitung einbezogen.
Zur Zukunftsmusik in der Zusammenarbeit gehört, dass Ute Zander hofft, einen Gegenbesuch antreten zu können. „Total genial wäre es, wenn der ganze DKCT eine Studienfahrt nach Neustadt machen könnte“, so Zander, die für die Lehrkräfte ein pädagogisches und regionales Programm eingefädelt hatte.