Krise im Einzelhandel und Krise in dem fast 120 Jahre alten Handelsverein in Tondern. Dies wird deutlich bei der nächsten Generalversammlung, die am 5. Oktober stattfindet. Der amtierende, sechsköpfige Vorstand hat geschlossen seinen Rücktritt erklärt.

Die Vorsitzende Lene Andresen hatte bereits bei ihrer Wahl im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass die Amtsübernahme ihrerseits zeitlich befristet sein würde. Sie übernahm notgedrungen den Vorsitz, da sich kein anderes Mitglied für diesen Posten zur Verfügung stellte. Das hätte zur Auflösung des Vereins geführt. Im April erinnerte sie nochmals die Mitglieder daran, dass sie im Oktober zurücktreten werde. Damit bliebe Zeit, ihre Nachfolge zu klären, meinte sie. 

Nun spitzt sich die Lage zu, da auch ihre Vorstandskolleginnen und -kollegen das Handtuch werfen wollen. Beim jüngsten Mitgliedertreffen hatte sich niemand gemeldet, in den Vorstand eintreten zu wollen. 

Nur Kritik als Dank

„Das brachte für mich das Fass zum Überlaufen. Wir haben mit unseren Geschäften, wo viele von uns als Einzelkämpfer arbeiten, schon einen sehr langen Arbeitstag“, so ein Vorstandsmitglied. Die Arbeit des Vorstands würde lediglich kritisiert. Seitens der Kritikerinnen und Kritiker kämen weder konstruktive Vorschläge, noch böten sie ihre Hilfe an.

Schon bei der Generalversammlung 2021 drohte das Aus für den Traditionsverein, da keine Führungskraft gefunden werden konnte. Daher wurde zu einer außerordentlichen Generalversammlung im Januar einberufen. Lene Andresen, Geschäftsführerin im Imerco-Geschäft in Tondern, stellte sich daraufhin notgedrungen als Vorsitzende zur Verfügung, da die fünf anderen Vorstandsmitglieder den Posten ablehnten.  

Im April 2022 wurde es erneut brenzlig, als die Mitglieder einberufen wurden, um zu entscheiden, ob der Verein aufgelöst werden sollte. Dieser drastische Schritt wurde abgelehnt.

So begann die Krise

Nach dem Rücktritt des früheren Vereinsvorsitzenden Anders Jacobsen im Januar 2021 musste Peter Sørensen mehrere Monate kommissarisch den Vorsitz bestreiten. Dieser lehnte die Übernahme des Amts bei der Generalversammlung ab und beendete 2021 seine Vorstandsarbeit.

Zusätzlich wurde die Geschäftswelt durch die unerwartete Kündigung von Citychef Stephan Scheelke in die Enge gedrängt. Er hatte nach nur 15 Monaten im Amt im Juni 2021 gekündigt, um in gleicher Funktion wie in Tondern in Aalborg zu arbeiten.

Eine Wiederbesetzung dieses Postens ist nicht erfolgt. Es bahnt sich aber eine engere Zusammenarbeit mit dem Tonderner Wirtschaftsrat an, der unter anderem administrative Aufgaben übernehmen will.