Deutsche Minderheit

BDN-Hauptvorsitz: Ein Fulltime-Job von 16 bis 23 Uhr

BDN-Hauptvorsitz: Ein Fulltime-Job von 16 bis 23 Uhr

BDN-Hauptvorsitz: Ein Fulltime-Job von 16 bis 23 Uhr

Apenrade/Aabenraa
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Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen Foto: Karin Riggelsen

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Was macht ein Hauptvorsitzender? „Der Nordschleswiger“ hat beim amtierenden Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, nachgefragt.

Im Mai wählen die Delegierten aus den Verbänden und Vereinen der deutschen Minderheit, organisiert im Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), neben dem Hauptvorsitz auch eine Person, die den Vorsitz des Kulturausschusses übernimmt.

„Ich sage immer, die Aufgaben eines Hauptvorsitzenden sind vergleichbar mit denen eines Bürgermeisters“, so Hinrich Jürgensen. Das Amt bringe es mit sich, dass man in vielen Gremien vertreten sei. „Es ist ein Fulltime-Job, allerdings keiner von 8 bis 16 Uhr, sondern eher von 16 bis 23 Uhr“, so Jürgensen. Der Grund: In den Gremien sind viele Ehrenamtliche vertreten, die erst nach Feierabend Zeit haben. Hinzu kommen laut Jürgensen viele repräsentative Termine am Wochenende – in der Corona-Pandemie allerdings weniger.

Lobbyarbeit in Berlin notwendig

Der zeitliche Aufwand sei schwer zu bemessen, so Jürgensen. In den vergangenen Monaten sei aufgrund der Pandemie vieles weggefallen, aber auch ohne Corona gebe es Zeiten, in denen mehr anstehe, und Zeiten, in denen es ruhiger sei. Er spüre aber, dass es viel an Lobbyarbeit in Kopenhagen und vor allem in Berlin nachzuholen gebe. Nach der Wahl in Deutschland fange man praktisch wieder bei null an, so Jürgensen.

In Kopenhagen habe es in der Politik zwar keinen Personalwechsel in größerem Umfang gegeben, doch müsse die Minderheit daran arbeiten, über einen neuen Kontaktausschuss sichtbarer zu sein und die Zusammenarbeit zu verbessern.

Zahlen und Papier

Zahlen und Papier muss ein Hauptvorsitzender oder eine Hauptvorsitzende auch mögen. Der Bereich Investitionen bereitet Hinrich Jürgensen Sorgen. Die Höhe der Mittel, die die Minderheit erhalte, seien seit Jahren gleich, zwischenzeitlich sei das Geld auch einmal gekürzt worden. Er verweist auf die Teuerung und auf die Tatsache, dass viele Gebäude der Minderheit aus den 60er Jahren stammten und eine Renovierung nötig sei.

Als Chef müsse er auch immer die Frage stellen, ob die Struktur, die sich die Minderheit gegeben hat, noch zeitgemäß sei oder ob man nicht mehr für das gleiche Geld haben könne. Es gelte, Doppelstrukturen zu vermeiden, so Jürgensen.
 

Das ist wunderbar, wenn man sieht, es klappt auch!

Hinrich Jürgensen, BDN-Hauptvorsitzender

Was dem Hauptvorsitzenden Freude an seiner Tätigkeit macht, ist der Augenblick, wenn Jürgensen erkennt, dass sich was bewegen lässt. Als Beispiel nennt er das Deutsche Museum in Sonderburg. „Das ist wunderbar, wenn man sieht, es klappt auch!“

Aber die Realität heißt auch Mühsal: Etwa wenn Dinge nur schleppend vorangehen, wenn es Rückschläge gibt, und „wenn Behauptungen, intern oder extern, aufgestellt werden, die nicht stimmen, und man die Sachen erklären und richtigstellen muss“, so Jürgensen.

Zusammenhalt ist die Stärke

Als Stärke der Minderheit sieht Hinrich Jürgensen die Solidarität und den Zusammenhalt in der Minderheit an – und die hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die er sich verlassen könne und die eine Arbeit ablieferten, die auch außerhalb der Minderheit Anerkennung finde, so Jürgensen.

Als Hauptvorsitzender müsse man sich aber auch im Klaren sein, dass die demokratischen Strukturen es mit sich brächten, dass Beschlüsse Zeit bräuchten. „Man muss die Menschen mitnehmen, das braucht Zeit“, so Jürgensen.

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