Knivsbergfest

Empfang: Lob für Hinrich Jürgensen

Empfang: Lob für Hinrich Jürgensen

Empfang: Lob für Hinrich Jürgensen

Knivsberg/Knivsbjerg  
Zuletzt aktualisiert um:
BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen im Gespräch mit Kirsten Eickhoff-Weber, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages Foto: Helge Möller

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Familienfest mit politischer Komponente: Ob sich Nachfahren für etwas entschuldigen sollten, was sie nicht begangen haben, war eine Frage auf der Delegiertenversammlung vor einigen Tagen. Gemeint war die Entschuldigung des BDN-Hauptvorsitzenden zur Rolle der Minderheit in der NS-Zeit. Unterstützung erhielt Jürgensen auf dem Empfang aus Kopenhagen.

Pascal Hector, designierter Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Dänemark, hat in seiner Rede auf dem Knivsbergfest die Entscheidung Hinrich Jürgensens gelobt, sich für die Rolle der Minderheit in der NS-Zeit zu entschuldigen.

Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Dachverband der deutschen Minderheit, hatte sich im Sommer anlässlich der Feierlichkeiten zur Wiederangliederung Nordschlewigs an Dänemark, dort Genforening genannt, für die angesprochene Rolle der Minderheit vor der dänischen Königin entschuldigt.

Hector führte aus: „Ihre Entschuldigung, lieber Hinrich Jürgensen, für die unrühmliche Rolle der Minderheit in der Nazizeit anlässlich der zukunftsweisenden gemeinsamen Baumpflanzung der Staatsoberhäupter am Deutschen Museum in Sonderburg war richtig und fand die ihr gebührende breite Anerkennung.“ Er fügte hinzu: „Ich möchte ganz persönlich Danke sagen."

Der designierte deutsche Botschafter in Kopenhagen, Pascal Hector, lobte die Entscheidung Hinrich Jürgensens, sich für die Rolle der Minderheit in der NS-Zeit vor der Königin zu entschuldigen. Foto: Helge Möller

Jürgensen: Geschichte erklären

Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen selbst ging auf dieses Thema in seiner Rede auf dem Empfang ein. Das Knivsbergfest sei eine Tradition, die älter sei als die deutsche Minderheit. Es sei ein Fest, das sich über die Jahrzehnte gewandelt habe. „Das Knivsbergfest war viele Jahre eine deutsch-nationale Veranstaltung. Heute ist es das fröhliche Familienfestival der deutschen Minderheit“, so Jürgensen, der unterstrich: „Wir können vor unserer Geschichte nicht davonlaufen, wir können sie aber erklären.“

Der Hauptvorsitzende verwies auf die Umbenennung des ehemaligen „Ehrenhains“ in „Gedenkstätte“, auf die Arbeit des Historikers Jon Thulstrup, der die Vergangenheitsbewältigung in der Minderheit im Allgemeinen und die Rolle der Gedenkstätte im Besonderen erforscht, und schließlich wies Jürgensen auf die Umbenennung des „Langbehnhauses“ in Haus Knivsberg hin, eine Umbenennung, die die alten Namen nicht tilgt.

Nicht oder sondern und

Sowohl Pascal Hector als auch Kirsten Eickhoff-Weber, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, unterstrichen in ihren Reden, dass es in Nordschleswig, beziehungsweise im Grenzland, heute nicht um ein Deutsch oder Dänisch gehe, sondern um ein Deutsch und Dänisch. Beide würdigten das deutsch-dänische Minderheitenmodell und erinnerten daran, dass es der Unesco als immaterielles Kulturerbe vorgeschlagen wurde. Sie vergaßen aber auch nicht zu erwähnen, dass der Weg kein leichter war zu dem Miteinander.

Der designierte Botschafter räumte auch ein, dass in der Corona-Pandemie zwar der Güterverkehr sehr schnell und weitgehend reibungslos die Grenze passieren konnte, dies aber nicht im selben Maße für die menschlichen Kontakte innerhalb einer Grenzregion gegeben war. „Hier sehe ich durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten, gerade auch in Vorbereitung auf eine mögliche nächste Krise – so sehr wir auch hoffen, dass eine solche niemals eintreten möge“, so Hector. Die jüngste Vergangenheit hat aber seinen Worten nach auch gezeigt, dass offene Grenzen keine Selbstverständlichkeit sind. Sie müssten immer wieder erarbeitet werden. Er rief zudem in Erinnerung, dass diese der EU zu verdanken seien.

Die Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Kirsten Eickhoff-Weber, freute sich wie alle Redner nach den Corona-Beschränkungen der vergangenen Monate auf ein freies, ungezwungenes Miteinander. Sie machte schließlich auf die Ausstellung „Die 100-jährige Geschichte der Minderheiten im Grenzland“ im Schleswig-Holsteinischen Landtag aufmerksam. Diese kann bei freiem Eintritt im Landtag vom 14. September bis zum 14. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden.

Jasper Andresen sagte in seiner Rede, die Minderheit müsse ihr Angebot ständig den Bedürfnissen der Menschen anpassen, so bleibe sie attraktiv. Foto: Helge Möller

Andresen: Unmöglich, lange ohne Knivsbergfest zu leben

Auf die Zeit ohne Gemeinschaft, aufgrund von Corona, ging der Vorsitzende des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig (DJN), Jasper Andresen, ein. Rückblickend sagte er, gerade diese Gemeinschaft, das Gemeinsame, das Zusammensein habe die vergangenen eineinhalb Jahre gelitten, und für einen Verband, wie es der Jugendverband sei, der vom Treffen und Zusammensein lebe, sei das besonders schwierig gewesen.

Der Beschluss im Frühjahr, ein Knivsbergfest 2021 zu feiern, zeigt nach Andresens Überzeugung, welchen Status es in der Minderheit hat. „Einhellige Meinung des Knivsbergfestausschusses war, so weit wie möglich zu gehen, um das Fest stattfinden zu lassen, weil sich kaum jemand vorstellen konnte, so lange ohne Knivsbergfest aushalten zu müssen. Und heute sind wir zum Glück hier.“

 

Wenn wir Menschen an die Minderheit binden wollen, dann müssen wir sicher sein, dass unser Angebot stimmt.

Jasper Andresen, DJN-Vorsitzender

Allerdings ohne Handballturnier, räumte Andresen ein. Diesem kam in der Vergangenheit immer eine große Bedeutung zu. Doch das Interesse am Handball scheint offenbar zu schwinden. Sport werde heute anders betrieben. Er machte als Vorsitzender des Verbandes deutlich: „Wenn wir Menschen an die Minderheit binden wollen, dann müssen wir sicher sein, dass unser Angebot stimmt. Das tun wir am besten, nein, das können wir nur, wenn alle Verbände zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass es attraktiv ist, in der Minderheit zu leben.“ Ein gutes Beispiel dafür sei das Knivsbergfest geworden.

Für seine Arbeit bekam der DJN ein großes Lob vom Vorsitzenden der Schleswigschen Partei, Carsten Leth Schmidt.

Mehr lesen

Kommentar

Jens Kragh Iversen
Jens Kragh Iversen Sportredakteur
„Der unerwartete Triumph des Kollektivs“