Sankelmark

Gemeinsam lebt sich’s besser

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Professor Manfred Hanisch Foto: Karin Riggelsen

Professor Manfred Hanisch von der CAU hat bei der Neujahrstagung der deutschen Minderheit in Sankelmark über den Brexit und weitere Krisen der EU gesprochen. Für die Briten gehe es um alles oder nichts, meint er.

„In einer Krise geht es um alles oder nichts, sie ist ein Wendepunkt“, so der Historiker Professor Manfred Hanisch von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der mit diesen Worten seinen Vortrag „Der Brexit – die Flüchtlingskrise – Die Finanzkrise. Reflexionen über die Krise der EU“ einleitete. Im weiteren Verlauf ging er dann – aus aktuellem Anlass –  vermehrt auf den Brexit ein. 

Seiner Auffassung nach sind es die Briten, bei denen es um alles oder nichts gehen wird. Die EU werde der Austritt zwar schmerzen, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie es Großbritannien schmerzen werde.  Seiner These nach geht es um ein entweder  – oder, um ein Mehr an nationaler Souveränität oder um ein Mehr an Wohlstand, Freiheit, Sicherheit und zwar als Mitglied in der  EU. 

Verdruss wächst

Da sollte die richtige Wahl eigentlich nicht schwerfallen, doch in den Völkern Europas wächst der Verdruss über die Union, populistische Parteien schimpfen auf sie die und haben damit beachtlichen Erfolg. Dass nicht alles optimal läuft, gibt auch Professor Hanisch zu, doch gibt er zu bedenken, dass die Europäer in der längsten Friedenszeit leben, die es in diesen Breitengraden jemals gab – der letzten im 16. und 17. Jahrhundert setzte der Dreißigjährige  Krieg ein jähes Ende, in dem ein Drittel der Bevölkerung zugrunde ging. Frieden – neben der Reisefreiheit ein Wert, den die Menschen von heute nicht mehr zu schätzen wüssten, so Hanisch, der einige Zeit an der Universität Cambridge verbrachte und die Situation auf der Insel kennt. Dort blockiere das Mehrheitswahlsystem eine nachhaltige Kompromissfindung, so Hanisch, hinzu komme eine Jahrhunderte alte Klassengesellschaft, die es Populisten einfach mache – mit Unterstützung der dortigen großen Boulevardblätter – die EU als Sündenbock darzustellen, obwohl eher das Gegenteil richtig sei.

Digitalisierung und Globalisierung

Digitalisierung und Globalisierung führe,  wie andere Gründe vergangener Jahrzehnte, dazu, zu Arbeitslosigkeit, da neue Technik und billigere Produktionsstätten die Arbeiter hier überflüssig mache. Dies sei aber nicht die Schuld der EU, im Gegenteil, vereint sei man besser in der Lage, multinationalen Großkonzeren die Stirn zu bieten. 

Hanisch: Zweite Brexit-Abstimmung

Der Privatmann Manfred Hanisch wagt am Ende auch eine Prognose:  Seiner Meinung nach wird die Premierministerin kommende Woche scheitern. Danach werde sich die  Bevölkerung in einer zweiten  Abstimmung gegen einen Brexit entscheiden. Denn, wie der Wissenschaftler vorher darlegte, wirtschaftlich gesehen sei auch die EU für die Briten ein Vorteil, sie sei in der EU so gut verflochten, dass ein Agieren außerhalb der Union große Nachteile mit sich brächten, was die EU sehr wohl wisse und deshalb recht gelassen agiere. Darüber hätten Populisten in den vergangenen zwei Jahren aber nicht gesprochen, doch so langsam dämmere es den Briten, was da auf sie zukomme, so Hanisch.

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