Hinrich Jürgensen

„Ich finde, wir sollten die Ruhe bewahren“

„Ich finde, wir sollten die Ruhe bewahren“

„Ich finde, wir sollten die Ruhe bewahren“

Gaardeby/Gårdeby
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Hinrich Jürgensen
Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN): Die Zeit nutzen, die Ruhe bewahren. (Archivfoto) Foto: Cornelius von Tiedemann

Der Chef der deutschen Minderheit in Dänemark, Hinrich Jürgensen, sieht mit den Corona-Maßnahmen viele lange geplante Ereignisse einfach wegbrechen. Aber er sieht auch Chancen, die Zeit zu nutzen. Auf dem Trecker, mit dem Buch in der Hand – und vor allem mit den Enkelkindern.

Dänemark fährt herunter – und die deutsche MInderheit in Nordschleswig macht mit. Der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) und seine Mitgliedsverbände haben so ziemlich alle Veranstaltungen abgesagt. Und auch die allermeisten Einladungen, denen Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Dachverbandes der Minderheit, in den kommenden Wochen hätte folgen sollen, gelten nicht mehr.

„Ich empfehle, dass man sich an die Richtlinien hält, die die Regierung herausgegeben hat und dass man darüber nachdenkt, dass man, wenn man selbst vielleicht nicht zu einer Risikogruppe gehört, andere möglicherweise ansteckt. Deshalb kann ich nur allen empfehlen, dass sie sich daran halten und das nicht einfach abtun“, so sein Rat an alle in der Minderheit.

Eine Auszeit nehmen

„Und ich finde, wir sollten die Ruhe bewahren. Es als eine Art Ferien oder Auszeit sehen. Nutzt die Zeit, zu Hause irgendwelche Sachen gemacht zu kriegen, die immer vor sich hergeschoben wurden“, sagt der 60-Jährige. „Man sollte einfach nicht in Panik geraten, die Zeit genießen oder sie mit der Familie nutzen, oder ein spannendes Buch lesen“, rät Jürgensen,

Die Bilder, die am Mittwochabend aus überfüllten Supermärkten übertragen wurden, haben ihn nachdenklich gemacht. „Was ich schlimm finde, ist diese Art des Hamsterns. Es herrscht doch keine Not in Dänemark. Und wenn man da in der Schlange steht, macht es das ja noch schlimmer“, sagt er.

Er will sich lieber auf die positiven Aspekte konzentrieren. „Vor einigen Tagen war mein Kalender noch proppenvoll, der ist jetzt komplett leer. Das heißt, auch ich werde mir jetzt Dinge zu Hause vornehmen, die ich auf die lange Bank geschoben habe. Ich muss unbedingt meine Scheune aufräumen, meine Terrasse ist ganz grün, die muss mit dem Hochdruckreiniger saubergemacht werden, ich habe Bäume gefällt, wo die Äste wegmüssen. Leider ist es ja noch so nass, dass wir nicht richtig auf die Felder können, sonst wäre das ja auch optimal gewesen“, so der Landwirt.

Absagen von 2020-Terminen ärgerlich

Über eine unausweichliche Folge der Maßnahmen ärgert er sich dann doch: Die Absage zahlreicher Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr 2020.

„Es ist sehr traurig, dass die Dinge wegbrechen, denn es war eine einmalige Chance. Einige der Projekte, die wir hatten, mit Liet und Osterseminar der Jugend Europäischer Volksgruppen und so weiter, wo wir wirklich in Europa zeigen können, welche fantastische Region wir haben. Das ist sehr schade.“

Mitgefühl für betroffene Branchen – Freude über die Enkel

Und schade sei es auch „für Leute, die jetzt Geburtstag haben, private Feiern geplant haben, die jetzt ausfallen, Kindstaufe, Hochzeiten, das trifft natürlich immens hart. Und es wird wirtschaftliche Konsequenzen haben. In einigen Bereichen vielleicht nicht ganz so schlimm, die Produkte werden dann einfach etwas später genutzt werden. Aber für Restaurants, Fluggesellschaften und derartige Unternehmen ist es ja nicht so, dass man dann im Herbst zweimal fliegt oder dreimal außer Haus isst. Einige Branchen trifft es sehr hart.“

Dagegen habe er es gut getroffen, mit „plötzlich ganz viel Freizeit“. „Wir haben unsere Kinder eingeladen, mit ihren Kindern mal bei uns vorbeizukommen. So isoliert, wie wir jetzt sind, sind wir ja auch keine Ansteckungsgefahr. Dann fahren wir mal einen Tag eine Tour mit dem Trecker und sowas. Denn wenn man eine kleine Wohnung hat und mit den Kindern zusammenhockt, dann kann es sonst ein langer Tag werden.“

 

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