Sankelmark 2019

Jugendarbeit – der Anfang einer Diskussion

Jugendarbeit – der Anfang einer Diskussion

Jugendarbeit – der Anfang einer Diskussion

Meike Riewerts
Sankelmark
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Bente Husmann, Schülerbotschafterin des Deutschen Gymnasiums Nordschleswig (Mitte), sowie Tobias Klindt (re.) und Jan-Ole Jürgensen von den jungen SPitzen nahmen kritisch die Jugendarbeit der Verbände unter die Lupe. Foto: Karin Riggelsen

Über das breite Angebot für Jugendliche waren viele überrascht. Trotzdem bekam jeder Verband sein Fett weg.

Um nicht nur über, sondern mit der Jugend zu sprechen, hatten am Sonnabend die Jugendlichen das Wort: Bente Husmann, Schülerbotschafterin des Deutschen Gymnasiums Nordschleswig (DGN), sowie Tobias Klindt und Jan-Ole Jürgensen von den jungen SPitzen nahmen kritisch die Jugendarbeit der Verbände unter die Lupe. Dabei stellten Probleme bei der Kommunikation, ein zu großes Angebot, fehlende Zusammenarbeit der Verbände sowie mangelhaftes Wissen über die Minderheit unter der Jugend die Hauptkritikpunkte dar – das bot viel Stoff zum Diskutieren.

Jeder Verband erhielt fünf Minuten, um ein Resümee seiner Jugendarbeit vorzustellen – und die Wenigsten kamen mit dieser Vorgabe aus, denn schnell zeigte sich: Das Angebot für die Jugend ist breit. Für Tobias Klindt, 1. Vorsitzender der jungen SPitzen, ist aber gerade dies der falsche Weg: „Wenn es so viel Angebot gibt, und ihr beklagt, dass zu wenig Leute kommen, dann sollte man vielleicht versuchen, sich auf einige zu spezifizieren und da erstmal erreichen, dass die Leute kommen, dann schafft man wieder ein Netzwerk.“ Seitens der Verbände kam dann der Wunsch nach einer Partizipation der Jugend in der Entwicklung von Projekten auf, „wenn ihr Ideen habt, bitte erzählt es uns, wir sind nicht weiter weg als das nächste Telefon“, so Marion Petersen von der Schleswigschen Partei (SP). „Wir wissen ja auch gar nicht genau, wie viele wir überhaupt mit der Jugendarbeit erreichen, vielleicht sollte das erstmal vom Bund systematisch aufgearbeitet werden“, warf Stephan Kleinschmidt (SP) ein. Erst so könne man die Frage beantworten, ob man die Jugendlichen erreiche und ob man das richtige Programm anbiete.

Ein Thema, das nach Bente Husmann Berücksichtigung finden solle, ist der Umgang mit Stress: „Es könnte viel mit dem Thema Stress gearbeitet werden, warum fühlen wir uns heute so unter Druck gesetzt?“, trat die Schülerin mit dieser Bitte an den Sozialdienst heran. Hans Grundt freute sich über den Vorschlag. Gern würde der Sozialdienst mehr für die Jugend machen, viel laufe natürlich über die Familienberatung, „aber das sind oft Einzelfälle, wir sind aber sehr interessiert an einem gemeinsamen Gespräch mit Jugendlichen über den gesellschaftlichen Druck“, so der Abteilungsleiter, der dazu gerne Gruppen anbieten würde. In Sachen Kommunikation sahen viele Verbände ein, dass diese nicht optimal funktioniere, es sei aber auch eine Herausforderung, an die Jugend heranzukommen, so René Schneider, Leiter der Bildungsstätte Knivsberg. Auch, wenn die meisten Verbände auf den sozialen Medien unterwegs seien, so folge man nicht allen Seiten und sei oft über das breite Jugendprogramm gar nicht informiert, so Tobias Klindt. Schnell wurden sich alle einig: Es müsse eine gemeinsame Kommunikationsplattform geschaffen werden, wo alle minderheitenrelevanten Themen gebündelt einsehbar wären.

Erstaunt war Tobias Klindt über das Minderheitenwissen der Jugend: „Neulich auf dem Knivsberg habe ich die jungen SPitzen repräsentiert und habe auch über die Minderheit insgesamt gesprochen. Da bin ich sehr überrascht, wie wenig die Schüler darüber wissen, die meisten wussten nicht, warum sie auf eine deutsche Schule gehen.“ Vor allem in Bezug auf die Identität, sei dieses Wissen sehr wichtig, so Klindt. Minderheitenrelevante Themen, so Käthe Nissen vom Deutschen Schul- und Sprachverein Nordschleswig (DSSV), stünden bereits ab der 4. Klasse auf dem Lehrplan, „und gerade letzte Woche hatten wir ein Treffen mit der Frage, wie die Identität gestärkt werden kann“. Nissen erzählte außerdem von der Idee, in Zukunft bereits Schülerbotschafter ab der 8. Klasse auszubilden. René Schneider schlug dazu vor, noch früher, im Kindergarten oder in der Vorschule etwa, damit anzufangen, über die Volksgruppe zu sprechen.

Ein Kritikpunkt wurde während der Veranstaltung gleich in Angriff genommen: Schüler des DGN luden einzelne Verbandsmitglieder in ihre Schulgruppe bei Facebook ein. Der Dialog zwischen Jung und Alt wurde von allen Teilnehmern als sehr produktiv und aufschlussreich empfunden. Als Hinrich Jürgensen um 17 Uhr das Forum beenden musste, war sicherlich noch nicht alles gesagt, aber ein Anfang für eine Diskussion gemacht, die sicherlich noch nicht zu Ende ist.

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