Deutsche Minderheit
Mit Kartenspiel: Sally will Austausch über Identität fördern
Mit Kartenspiel: Sally will Austausch über Identität fördern
Mit Kartenspiel: Sally will Austausch über Identität fördern
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Die Kommunikationskonsulentin des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Sally Flindt-Hansen, hat sich ein Kartenspiel ausgedacht. Ihr Ziel ist es, dass die Teilnehmenden sich bewusster darüber werden, wie sie in bestimmten Situationen im Minderheitenkontext denken und handeln.
„Es wird den Menschen etwas bringen und damit uns“, sagt die Kommunikationskonsulentin des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Sally Flindt-Hansen, über ein neues, von ihr entwickeltes Spiel zur Identität der deutschen Minderheit.
In diesem geht es um Fragen, wie es sich anfühlt, Teil der Minderheit in Nordschleswig zu sein und welchen Einfluss dies auf das eigene Leben hat. Hintergrund ist, dass die Dachorganisation der Minderheit, der Bund Deutscher Nordschleswiger, erneut den Fokus auf das Thema Identität legt.
Die Frage nach der Identität ist komplex
„Identität ist ein abstraktes, mega fluffiges Thema“, so die Kommunikationskonsulentin. Und so reifte in ihr der Gedanke, das Thema in Form eines Kartenspiels für Gruppen anzugehen. „Es musste ein Format sein, wo die Aufgabe nicht heißt: Sprecht mal über Identität. Denn dann würde wahrscheinlich erst einmal Stille eintreten.“
Das Kartenspiel entwickelte sie innerhalb von zehn Monaten neben ihren anderen Aufgaben und probierte es anschließend in Testgruppen aus. Dazu sammelte sie im Alltag immer weiter Fragen und kategorisierte diese anschließend. Es soll als Teil der Initiative zur Förderung des Dialogs über Identität Gruppen einladen, darüber zu sprechen, mehr über sich und andere zu erfahren und neue Perspektiven zu gewinnen.
„Es musste ein Format sein, wo die Aufgabe nicht heißt: Sprecht mal über Identität. Denn dann würde wahrscheinlich erst einmal Stille eintreten.
Sally Flindt-Hansen
Das Spiel, das in drei Phasen unterteilt ist, enthält daher eine strikte Anleitung, wie die Gespräche geführt werden sollen. „So soll sich eine gewisse Dynamik entwickeln“, so Flindt-Hansen. „Identität spielt sich im Unterbewusstsein ab, daher ist es schwierig, darüber zu sprechen.“
Ziel ist es, dass die Teilnehmenden sich bewusster darüber werden, wie sie in bestimmten Situationen im Minderheitenkontext denken und handeln.
Das Identitätsgespräch richtet sich daher an Vereinsmitglieder, Vorstände, Kolleginnen und Kollegen sowie andere Gruppen, die durch einen Verein oder eine Organisation zusammengehören.
„Es wird mit Sicherheit einige geben, die dabei Grenzen überschreiten“, so Flindt-Hansen. „Es wäre toll, wenn sich die Menschen darauf einlassen.“
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Sally Flindt-Hansen verspricht „Aha-Erlebnisse“
In den Testgruppen, die das Spiel bereits im Vorfeld ausprobieren durften, habe es viele „Aha-Erlebnisse“ gegeben und es habe unterschiedliche Gefühle ausgelöst. Es seien aber auch Gemeinsamkeiten gefunden worden.
„Ich musste die Gespräche oft irgendwann bremsen, weil der Austausch sonst Stunden gedauert hätte“, sagt die Kommunikationsexpertin. In der Regel sollen sich die Gruppen einen Timer stellen und die drei Phasen binnen 90 Minuten absolvieren.
Es ist in erster Linie Arbeit mit uns selbst. Das Spiel soll ein Anstoß dafür sein.
Sally Flindt-Hansen
Wunsch nach respektvollem Dialog
Konkrete Ergebnisse werden die Gespräche allerdings kaum liefern. „Identität hat keine Fazitliste“, sagt Flindt-Hansen. Die Gruppen dürften daher nicht erwarten, dass ein Fazit bereits in der Spielebox liege.
„Es ist eine leere Hülle, die durch den Austausch mit Leben gefüllt wird“, sagt sie. „Es soll ein respektvoller Dialog werden, wo natürlich jeder seinen Senf dazugeben kann.“
Die Fragen sind so gestaltet, dass die Gespräche von allein ins Rollen kommen sollen.
Vier Phasen des Spiels
In der ersten Phase geht es um die Wahrnehmung der eigenen Identität. Fragen lauten etwa: „In welcher Sprache träumst du?“, oder „In welcher Sprache schreibst du deine Einkaufsliste“.
Die zweite Phase beleuchtet das eigene Verhalten, wenn man jemand anderem begegnet. Etwa die Frage „Verhältst du dich anders, wenn du Deutsch oder Dänisch sprichst?“ oder auch „Hast du ein deutsches und ein dänisches Leben?“.
In Phase drei sollen die Teilnehmenden auf einer Skala verschiedene Themen bewerten – etwa zu Fragen wie „Wie viel Deutsch sprichst du zu Hause?“ oder „Brauchen wir zweisprachige Ortsschilder?“
In Phase vier des Spiels sollen die Teilnehmenden abschließend eine Nordschleswig-Liste füllen. „Wir bekommen die abfotografierte Liste, mehr möchte ich aber nicht verraten. Es ist eine eigenständige Spielphase“, so die Kommunikationskonsulentin.
Was die Gruppen auf die Liste schreiben und ob ihnen überhaupt etwas einfällt, wisse sie nicht. „Vielleicht bringt es uns was und wir erleben Aha-Momente, vielleicht aber auch nicht.“ Möglicherweise sollen die Ergebnisse in einen Identitäts-Kanon einfließen, der in der Minderheit bereits früher diskutiert wurde.
Was hat der BDN davon?
Alles, was in der Gruppe diskutiert und ausgetauscht werde, bleibe auch in der Gruppe.
„Wir sind nicht dabei, es bleibt alles in dem Raum des Identitätsgesprächs.“
Doch was bringt es dann dem BDN?
„Wir hoffen, dass Gruppen aus der gesamten Minderheit mitmachen. In der Öffentlichkeitsarbeit geht es um die Kommunikation der deutschen Minderheit nach außen. Die harten Fakten sind dabei einfach, aber spannend ist ja: Wer ist die Minderheit?“, so Flindt-Hansen.
„Wenn wir uns dessen bewusster werden, dann können wir das auch besser vermitteln.“
Gerade bei Begegnungen mit Zugezogenen oder der Mehrheitsbevölkerung solle den Angehörigen der Minderheit klarer sein, wer sie sind. „Es ist in erster Linie Arbeit mit uns selbst. Das Spiel soll ein Anstoß dafür sein“, sagt die Kommunikationsverantwortliche.
Dabei sammele der BDN keine Daten oder Erkenntnisse – auch wenn es natürlich spannend wäre.
![Identität](/sites/default/files/styles/content/public/media/image/spiel-inhalt_dsc05206.jpg?itok=FlYx3_85)