Folketingswahl 2022

Nach spannendem Wahlabend: Das sind die Reaktionen aus der Minderheit

Nach spannendem Wahlabend: Das sind die Reaktionen aus der Minderheit

Nach spannendem Wahlabend: Reaktionen aus der Minderheit

Nordschleswig
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Am 1. November 2022 haben die Däninnen und Dänen ihr neues Folketing gewählt. Foto: Karin Riggelsen

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Welche Parteien sollen sich einem Regierungsbündnis um Mette Frederiksens Sozialdemokraten anschließen, und welche Erwartungen sollte die Regierung erfüllen? „Der Nordschleswiger“ hat darüber mit dem BDN-Hauptvorsitzenden Hinrich Jürgensen, SP-Parteisekretärin Ruth Candussi und Katharina Kley von den Jungen Spitzen gesprochen.

Nach einem spannenden Wahlabend stehen die Sozialdemokraten um Mette Frederiksen als Gewinner da. Mit 90 Mandaten hätte Frederiksen ein rotes Bündnis im Rücken, aber sie strebt ein breites Regierungsbündnis über die Mitte hinweg an. 

Bis es so weit ist, dass eine Regierung gebildet wird, dauert es aber noch. Erst einmal müssen der Wahlabend und das Ergebnis sacken. „Der Nordschleswiger“ hat sich in der Minderheit umgehört.

SP und BDN für breites Regierungsbündnis

Ruth Candussi ist Parteisekretärin der Schleswigschen Partei (SP) und war am Dienstag selbst als Wahlhelferin im Bezirk Apenrade Süd im Einsatz. Vom Wahlergebnis ist sie nicht sonderlich überrascht. „Es zeichnete sich ja vor der Wahl ab, wer nach vorn preschen würde und welche Parteien es schwer haben würden“, sagt sie am Mittwoch.

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), saß bis um 3 Uhr nachts wach und hat die Hochrechnungen und Interviews im Fernsehen verfolgt. „Das war super spannend. Aber eigentlich kommt jetzt erst der wirklich interessante Teil“, sagt der 63-Jährige. 

Es geht darum, die Interessen möglichst vieler Menschen zu vertreten. Das gelingt am besten mit einem breiten Bündnis.

Hinrich Jürgensen, BDN-Hauptvorsitzender

„Mette Frederiksen hat in der Nacht gesagt, sie will ein breites Bündnis über die Mitte hinweg, und das würde ich auch gut finden.“ Es sei schon immer das Bestreben der Minderheit gewesen, dass man möglichst alle mit ins Boot holt. „Das ist hier dasselbe.“

Hinrich Jürgensen ist der Hauptvorsitzende des BDN. Foto: Karin Riggelsen

Ein Bestreben, das auch Candussi teilt: „Als Partei der Mitte entspräche ein breites Regierungsbündnis dem Temperament der SP.“ Dass man lernt, zusammenzuarbeiten und Kompromisse zu finden, sei die Idee von Politik und Demokratie. 

Jürgensens Ansicht nach hat zwar der rote Block mehr Mandate gewonnen als der blaue, „aber die meisten Stimmen haben doch die Parteien der Mitte“. Auch typisch Minderheit: Das Denken in zwei Blöcken findet Jürgensen nicht gut. „Es geht darum, die Interessen möglichst vieler Menschen zu vertreten. Das gelingt am besten mit einem breiten Bündnis.“

Ruth Candussi
Ruth Candussi ist Parteisekretärin der SP. Foto: Karin Riggelsen

Im Wahlkampf wurden viele Versprechen in Bezug auf die Grenzkontrollen gemacht. Ich würde mir wünschen, dass diese keine leeren Wahlversprechen waren.

Ruth Candussi, SP-Parteisekretärin

Die wichtigsten Themen der Minderheit

Auch thematisch haben Jürgensen und Candussi dieselben Erwartungen an eine neue Regierung. Candussi: „Im Wahlkampf wurden viele Versprechen in Bezug auf die Grenzkontrollen gemacht. Ich würde mir wünschen, dass diese keine leeren Wahlversprechen waren.“

Die Polizisten sollen Polizeiaufgaben lösen und nicht den Leuten an der Grenze zuwinken.

Hinrich Jürgensen, BDN-Hauptvorsitzender

Am liebsten hätte die SPlerin, dass die Kontrollen abgeschafft werden, aber diese Forderung hat viele Gegnerinnen und Gegner, „auch hier in der Region“, dessen sei sie sich bewusst. Deshalb fordert sie, wie auch Jürgensen, dass eine intelligente Lösung gefunden wird, die den Grenzlandbewohnerinnen und -bewohnern – und besonders den Pendlerinnen und Pendlern – das Leben leichter macht.

„Die Kontrollen müssen nicht weg, aber die physischen Kontrollen müssen abgeschafft werden“, so Jürgensen. „Die Polizisten sollen Polizeiaufgaben lösen und nicht den Leuten an der Grenze zuwinken.“

Jürgensen wünscht sich noch etwas: „Dass unser Gymnasium endlich mit den anderen Gymnasien im Land gleichgestellt wird.“ Sprich: Das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig (DGN) soll vom Staat finanziert werden, wie es bei den anderen deutschen Schulen bereits der Fall ist.

Katharina Kley ist 1. Vorsitzende der Jungen Spitzen. Foto: Cornelius von Tiedemann

Und was steht insgesamt an? „Klima. Die Themen Energie und Nachhaltigkeit werden die bestimmenden Aufgaben und Herausforderungen der neuen Regierung sein“, ist Candussi sich sicher. 

Was wünscht sich die junge Generation?

Katharina Kley von den Jungen Spitzen – der Jugendpartei der SP – sieht das genauso. Für die junge Generation stehe das Klima an oberster Stelle. „Klimathemen sind im Wahlkampf zu sehr untergegangen, und ich hoffe, dass sie wieder in den Fokus rücken.“

Klimathemen sind im Wahlkampf zu sehr untergegangen und ich hoffe, dass sie wieder in den Fokus rücken.

Katharina Kley, Vorsitzende der Jungen Spitzen

Neben Klima, so Kley, gebe es ein Themenfeld, das der jungen Generation deutlich mehr bedeutet als der älteren. „Ich habe mit vielen Erstwählerinnen und Erstwählern gesprochen und erlebe es in meinem eigenen Umfeld: Die psychische Gesundheit ist den jungen Menschen ein wichtiges Anliegen.“ 

Die Versorgung im ländlichen Raum habe große Defizite, die es aufzuarbeiten gelte. „Dass dieses Anliegen der jungen Generation nicht vergessen wird, würde ich mir von der neuen Regierung wünschen“, sagt Kley.

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