Ärztemangel

Nordschleswigscher Zweifel am Regierungsvorschlag

Nordschleswigscher Zweifel am Regierungsvorschlag

Nordschleswigscher Zweifel am Regierungsvorschlag

Apenrade/Aabenraa
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Patient
Foto: Jesper Aggergaard/Unsplash

Investitionen in Gemeinschaftspraxen sollen dafür sorgen, dass junge Ärzte sich niederlassen. Ärzte-Sprecher sehen dafür im Landesteil jedoch keine Möglichkeit.

Mehr Ärzte für die Patienten, so das erklärte Ziel der Regierung, das Gesundheitsministerin Ellen Trane Nørby (Venstre) am Montag vorstellte. Erreichen will sie das, indem Geld für Ärztehäuser und Gemeinschaftspraxen zur Verfügung gestellt wird und mehr angehende Mediziner zu Allgemeinärzten ausgebildet werden. Der Vorschlag stößt  bei den Ärzten zwar auf Zustimmung, doch dürften die  kleinen, von einem Arzt geführten Praxen nicht vergessen werden, findet Henrik Ommen, Arzt in Lügumkloster  und langjähriger früherer Vorsitzender des Vereins der praktizierenden Ärzte (Praktiserende Lægers Organisation, PLO)  in Tondern.

Auch seine Amtsnachfolgerin, Susanne Smits,  glaubt – zumindest in Nordschleswig  –  nicht an die von der Regierung erhoffte Wirkung.

Jeder dritte Arzt im Land geht in den kommenden zehn Jahren in Pension. So liegt das Durchschnittsalter der Ärzte in Apenrade bei  52 Jahren, in Bredebro gar bei 59,5 Jahren. Bei 70 Prozent der Praxen im Land besteht ein Aufnahme-Stopp. Es werden keine neuen Patienten mehr angenommen.

Mit 600 Millionen Kronen will die Gesundheitsministerin es nun jungen Ärzten leichter und attraktiver machen, sich in einer Gemeinschaftspraxis niederzulassen.

Christian Freitag, Vorsitzender bei PLO, findet den Vorschlag gut, und glaubt an den Erfolg, mehr Allgemeinmediziner gewinnen zu können.

Mehrere Gründe für den Ärztemangel

„Es ist gut, dass von der Regierung das Problem erkannt wurde und Gegenmaßnahmen unternommen  werden“, findet auch Susanne Smits.  Allerdings fürchtet sie, dass die Regierungspläne keine Lösung in Nordschleswig sind.

„Gemeinschaftspraxen haben wir seit Jahren, und trotzdem lassen sich kaum junge Kollegen  nieder.  Viele wollen lieber in den großen Städten arbeiten. Das Problem ist aber  vielschichtiger und nicht nur durch Gelder zu lösen.   So ist der Verwaltungsaufwand in den vergangenen Jahren größer geworden und die Verantwortung, die uns aufgetragen wird,  gewachsen“, erklärt sie ihre Zweifel.

Henrik Ommen, Smits PLO-Vorgänger,  begleitet die Entwicklung mehr werdender Gemeinschaftspraxen  schon seit Jahren und sieht klare Vorteile für die dort arbeitenden Ärzte, die weniger Kosten hätten, Personal teilten und über mehr Freizeit verfügten. „Doch muss auch an diejenigen Patienten gedacht werden, die sich  lieber in einer Praxis mit dem Hausarzt ihres Vertrauens behandeln lassen wollen.  Diese Art Praxis sollte nicht vergessen werden“, erklärt er gegenüber dem Nordschleswiger.  

Hans Grundt, Abteilungsleiter beim Sozialdienst für Nordschleswig, macht darauf aufmerksam, dass der Weg zu den Praxen unter Umständen weiter werden könnte, wenn die kleinen Praxen geschlossen würden. Das könne besonders für ältere Patienten zu einem Transportproblem werden, sagt er. „Außerdem kann es in großen Praxen dazu kommen, dass  der Patient nicht vom Hausarzt behandelt wird, der das Vertrauen der Patienten hat.  Das muss bei der Arbeitsplanung der Gemeinschaftspraxen berücksichtigt werden“, findet Grundt.

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