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Sommerschule: Schwerpunkt deutsch-dänische Grenze

Sommerschule: Schwerpunkt deutsch-dänische Grenze

Sommerschule: Schwerpunkt deutsch-dänische Grenze

Jon Thulstrup
Jon Thulstrup
Nordschleswig
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Die Sommerschule war auch zu Besuch im neuen Deutschen Museum in Sonderburg. Museumsleiter Hauke Grella führte durch die neue Ausstellung. Foto: Jon Thulstrup

Rund 25 deutsche und dänische Studierende sind in der vergangenen Woche zu einer grenzüberschreitenden Sommerschule zusammengekommen. Dabei wurde ein genauerer Blick auf die Minderheiten gerichtet, wobei auch die eine oder andere interessante Frage aufkam.

Wie definiert man eine Grenze? Welche Rolle spielen Sprache und Identitäten? Wo positionieren sich die Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland im politischen Sinne? Das ist eine kleine Auswahl an Fragen, die bei der diesjährigen Sommerschule der Süddänischen Universität (SDU), der Christian-Albrechts-Universität (CAU), der Europa-Universität Flensburg (EUF) und der Philips-Universität Marburg in Jaruplund näher analysiert wurden.

Seit rund zehn Jahren gibt es dieses grenzüberschreitende Seminar der drei Universitäten SDU, CAU und EUF, das wie in den vorherigen Jahren die deutsch-dänischen Beziehungen und die beiden Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze als Dreh- und Angelpunkt sehen. Die beiden Minderheiten sind mit dem Bund Deutscher Nordschleswiger und der dänischen Zentralbibliothek auch maßgeblich an dem Seminar beteiligt.  

Thomas Wegener Friis, Lektor an der Süddänischen Universität und einer der Organisatoren der Sommerschule, bietet das Seminar seit nunmehr zehn Jahren an. „Eines der großen Ziele dieser Sommerschule ist natürlich, dass die Studenten etwas über das deutsch-dänische Grenzland lernen. Sie lernen, dass es kulturelle Unterschiede zwischen den Deutschen und Dänen gibt – obwohl diese beim ersten Blick nicht sichtbar sind“, so der Forscher. Außerdem lernen sie ihm zufolge, was es heißt, deutsch oder dänisch zu sein und sich damit zu identifizieren. Die Teilnehmer schließen die Sommerschule mit einer Prüfung ab.

Beitrag zur Völkerverständigung

„Die Studenten sind eine Woche lang in gemischten Gruppen. Die Prüfungspflicht bedeutet, dass sie gezwungen sind zusammenzuarbeiten“, so Friis und ergänzt: „Das, was sie (die Studenten, Anm. d. Red.) hier lernen, können sie später im Berufsleben nutzen.“ Auch sein Kollege, Oliver Auge, Professor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, schätzt die grenzüberschreitende Dimension der Sommerschule. Neben Friis ist er von Anfang an mit dabei.

„Die Sommerschule ist sozusagen auch ein Beitrag zur Völkerverständigung“, betont Auge. Die Arbeit bereitet ihm viel Spaß. „Die Studenten sind sehr engagiert. Am Anfang haben nur die Wenigsten Ahnung vom deutsch-dänischen Grenzraum.“ Deshalb sei dieses Seminar auch wichtig für den grenzüberschreitenden Austausch.

Universität Marburg seit einem Jahr mit dabei

Seit einem Jahr ist mit Dr. Martin Göllnitz auch die Universität zu Marburg an der Sommerschule beteiligt. Er sorgte mit seinem Vortrag „Das Danewerk als grenzpolitischer Zankapfel“ für einen Einblick in die alte Festungsanlage und deren Bedeutung. Er freut sich insbesondere über den Kontakt zu den Studenten. „Das deutsche System ist oft eine Barriere. Bei der Sommerschule kann man mit den Studenten interagieren. Man kommt mit einer Gruppe zusammen, die man im Alltag nicht sieht“, so der Forscher.

Es sei insbesondere gut für die Studenten aus Marburg vor Ort zu sein, weil diese hier mit einer Grenze in Berührung kommen. „Viele wissen nicht, was es heißt, in einer Grenzregion zu leben und dass Minderheit mehr bedeutet, als SSW zu wählen oder den Nordschleswiger zu abonnieren“, unterstreicht er. Aber auch für ihn als Forscher hat die grenzüberschreitende Sommerschule viele Vorteile. „Die Studenten stellen auch viele kritische Nachfragen, an die wir als Forscher gar nicht gedacht hatten.“

Paneldiskussion mit BDN-Koordinator Thore Naujeck und Anke Spoorendonk vom SSW. Foto: Jon Thulstrup

Besuch auf dem Knivsberg und im Deutschen Museum

Neben Vorträgen von Forschern wie Oliver Auge oder Jørgen Kühl, der über umstrittene Grenzen sprach, stand auch ein Ausflug zum Knivsberg und zum Deutsche Museum in Sonderburg auf dem Programm. Dort wurde die Gruppe vom Museumsleiter Hauke Grella in Empfang genommen, der den Studenten in den neuen Räumlichkeiten des Museums über die Geschichte der Minderheit berichtete.

Zu einem Showdown der beiden Minderheiten kam es im Laufe der Woche auch, als BDN-Koordinator Thore Naujeck sich kurzfristig zu einer Paneldiskussion mit Anke Spoorendonk bereit erklärte. Hier wurden viele politische und geschichtliche Themen bezüglich der Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland, aber auch in Europa allgemein, debattiert.

Credit-points inklusive

Die Studenten sehen die vielen Vorteile der Sommerschule. Amrei Kramer von der Europauniversität Flensburg ist eine Zuzüglerin im Grenzland. „Ich bin dabei, weil ich mehr über diese Region und die Konflikte lernen wollte“, so die Studentin, die auch betont, dass sie für die Sommerschule auch die begehrten Credit-points, die ein Student im Laufe eines Semesters sammeln muss, bekommt.

Rune Kortbek von der Süddänischen Universität sieht das ähnlich. Er hat schon mehrmals an der Sommerschule teilgenommen. „Insbesondere den kulturellen Austausch unter den Studenten finde ich gut“, so der Masterstudent aus Odense.

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