Landwirtschaft

Verlust ist nicht zu neutralisieren

Verlust ist nicht zu neutralisieren

Verlust ist nicht zu neutralisieren

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Kopenhagen/Seewang
Zuletzt aktualisiert um:
Nach einem relativ guten Jahr 2017 kommt es in diesem Jahr knüppeldick für die Bauern: niedrige Preise und miese Ernte. Foto: Helge Möller

Staatliche HIlfe kann die Verluste der Bauern nicht ausgleichen, meint LHN-Chef Jørgen Popp Petersen nach dem Dürre-Gipfel auf Axelborg. Dort erklärte der Umweltminister, er habe keinen Geldsack dabei, sei aber für alles offen.

Krisensitzung in der Zentrale der dänischen Landwirtschaft, Axelborg in Kopenhagen: Alle Vorsitzenden der Landwirtschaftsvereine im Lande waren gestern zum Dürre-Gipfel geladen.  Dabei auch LHN-Chef Jørgen Popp Petersen aus Seewang, der feststellte, dass der politische Wille zu helfen – mit der Folketingswahl vor Augen – durch die Bank da sei.

Wichtig sei aber vor allem, dass auch in der Bevölkerung Verständnis da sei für die schwierige Lage.
„Aber es ist eine Illusion zu glauben, dass die Auswirkungen der schlechten Ernte durch staatliche Hilfe neutralisiert werden können“, so Popp mit der Feststellung, dass weder der LHN noch der Kreis auf Axelborg für steuerfinanzierte Staatshilfe sei. Aber man müsse natürlich auch sehen, was diesbezüglich in den Nachbarländern passiere.

Die schon angedachte Hilfe werde nicht ausreichen, und nach Finanzkrise, niedrigen Preisen und nun Dürre sei die Lage insbesondere für junge Bauern, die kein Polster haben anlegen können, sehr schwierig: „Wirklich helfen würde, wenn der Markt mit höheren Preisen auf Milch und Schwein reagiert.  Man muss die Lage immer im Auge behalten, denn die Probleme verlagern sich laufend.“

Ellemann imponiert

Der zuständige Minister kam  auch zum Dürregipfel und zeigte sich imponiert, wie die Bauern „in der schlimmsten Situation der vergangenen 100 Jahre Fokus haben auf Hilfe zur Selbsthilfe“.
Umwelt- und Lebensmittelminister Jakob Ellemann-Jensen (V) lobte die bäuerliche  Kreativität, wenn es darum gehe, den Minister zu inspirieren. Er erklärte, dass er keinen Geldsack dabeihabe –  aber für alles offen sei. Noch habe man aber keinen Überblick über das tatsächliche Ausmaß des Erntedefizits der dänischen Landwirtschaft. Vorab hatte der dänische Bauernverband begrüßt, dass die Regierung  schon Hilfsmaßnahmen anderer Art versprochen hat, damit die Bauern  Futter  haben für ihr Vieh. Zudem lockert der Staat befristet Umweltauflagen. U. a. soll das  Ausbringen der Nachsaat  flexibler gehandhabt werden.

Bauernchef Martin Merrild:  „Wir sind Schwankungen gewöhnt. Dieses Mal aber übertrifft die Realität alles, was wir uns bis jetzt vorstellen konnten.“

Merrild: Nicht mit dem Hut in der Hand

Darauf könne man sich einfach nicht vorbereiten.  Aus Landwirtschaftskreisen wurde  der Wunsch laut, die Lage zu nutzen, um grundlegende Reformen/Lockerungen durchzuführen, die  vorbeugen. Es wurde auch an die Banken appelliert, dass sie aktuell  guten Willen zeigen.

Außerdem rechnet das Steuerministerium an einem Modell zur Stundung der Boden- und Mehrwehrtsteuer etc. Martin Merrild machte deutlich, dass die Bauern nicht mit dem Hut in der Hand stehen, um zu betteln. Man müsse aber realistisch sein. Die meisten seien gepolstert, um diese Krise zu überstehen. Aber es gebe auch Kollegen, die mit einer zu strammen Ökonomie fahren. Die kämen nun leider in die Situation, dass sie der Bank neue Budgets vorlegen müssen. Dabei gehe es dann um individuelle Verhandlungen: „Ich glaube und hoffe, dass die Banken große Flexibilität zeigen werden.  Dabei ist die Unterstützung seitens der Politik so wichtig. Das sendet ein Signal.“

 

Ökobauern betroffen

Ökobauern betroffenDie aktuelle Seges-Prognose sagt, dass die Miss-Ernte die dänischen Bauern 6,4 Milliarden Kr. kosten wird. Insbesondere die Tierhaltung ist wegen des gravierenden Futterengpasses stark  betroffen. Die Ökomilchbauern trifft es knüppeldick mit rund 1,3 Millionen Kr. weniger pro Durchschnittsbetrieb – die konventionellen Milchproduzenten kommen mit rund der Hälfte davon. Der Durchschnittsschweinebauer soll 780.000 Kr. weniger haben wegen der Ernte.

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