Liebe kennt keine Grenzen

Wie der Glaube Lasse und Pauline zusammenführte

Wie der Glaube Lasse und Pauline zusammenführte

Wie der Glaube Lasse und Pauline zusammenführte

Nina Stein
Nina Stein
Nordschleswig/
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Seit einem Jahr sind Lasse und Pauline ein Paar. Foto: Privat

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Zwischen Pauline und Lasse liegen knapp 370 Kilometer und eine Grenze. Obwohl sie eine Verbindung zu dem Land des jeweils anderen haben, lernten sie sich aus einem Zufall heraus kennen. Wie die beiden zueinandergefunden haben – und was ihr Glaube damit zu tun hat.

„Hey, kommst du aus Berlin?“, fragt Lasse Damgaard an einem Abend seine zukünftige Freundin Pauline. Die beiden haben zuvor noch kein Wort miteinander gesprochen. Das Einzige, was Lasse Damgaard zu dem Zeitpunkt von Pauline Herm weiß, ist, dass sie aus Deutschland kommt. Pauline, die jedoch nicht in Berlin, sondern in Plau am See wohnt, ist daraufhin etwas irritiert. „Dann habe ich ihm versucht zu erklären, wo ich herkomme, und so sind wir ins Gespräch gekommen.“

Über das Himmelfahrtswochenende macht Pauline mit ihrer Jugendgruppe einen Austausch nach Dänemark. „Wir sind beide Mitglieder in der Neuapostolischen Kirche.“ Insgesamt sind etwas mehr als 20 Jugendliche und junge Erwachsene der Kirche vor Ort, davon kommt jeweils die Hälfte aus Deutschland und Dänemark. Auch Lasse gehört dazu. „Ich hatte ungefähr mit allen anderen gesprochen außer mit ihm“, erzählt Pauline, die erst am Sonnabend, dem dritten Tag der Fahrt, mit Lasse in Kontakt kommt.

Am Sonntag habe sie ihn schließlich nach seiner Nummer gefragt. „Er hat mir am Anfang nicht seine Nummer gegeben, sondern nur Facebook und Instagram.“ Nach einigen Gesprächen über Instagram gibt Lasse Pauline seine Nummer schließlich doch noch.

Ich hatte ungefähr mit allen anderen gesprochen außer mit ihm.

Pauline Herm

Picknick und Pizza

Ein paar Monate später fährt Pauline zusammen mit ihrer Familie nach Henne Strand in den Urlaub. „Seit ich denken kann, sind wir fast immer jedes Jahr zwei Wochen nach Dänemark in den Urlaub gefahren. Daher war es mir nicht fremd, dorthin zu kommen.“

Dadurch sehen Lasse und Pauline sich wieder. Da er aus Bedsted kommt, treffen sie sich auf halbem Weg – im Vikingscenter in Ripen (Ribe). „Wir hatten beide Bücher dabei.“ Daher fahren sie kurze Zeit später für ein Picknick in die Nähe eines Waldes. „Pauline hat dänisch und ich habe deutsch gelesen“, sagt Lasse. Weil Lasse auf dem Tønder Gymnasium Deutsch gelernt hat, fällt ihm das nicht schwer. Nach ihrem Picknick fahren sie noch einmal in die Stadt, um Pizza zu essen.

Pauline und Lasse treffen sich sprachlich in der Mitte

Trotz Lasses Deutschkenntnissen sprechen er und Pauline überwiegend auf Englisch. „Die Überwindung, Englisch zu sprechen, war am Anfang da, aber jetzt ist es ganz normal“, meint Pauline, die bereits vor der Beziehung fließend Englisch gesprochen hat. „Für mich ergibt es Sinn, sich in der Mitte zu treffen, damit es nicht einseitig ist. Und es ist natürlich einfacher, weil wir es besser sprechen.“ Obwohl sie sich durch ihre Urlaube in Dänemark ein dänisches Vokabular angeeignet hat, kann sie dies nur selten anwenden. „Dadurch, dass seine Eltern gut Deutsch sprechen, bin ich nicht gezwungen Dänisch zu lernen, auch wenn ich es versuche.“

Für mich ergibt es Sinn, sich in der Mitte zu treffen, damit es nicht einseitig ist.

Pauline Herm

Ein Teil von Lasses Familie kommt aus Deutschland. „Es gab viel deutsche Sprache in meiner Kindheit und Jugend. Deswegen hatte ich auch ein Interesse, die Sprache zu lernen, bevor ich Pauline kennengelernt habe“, sagt der 26-jährige. Trotz seiner Vorkenntnisse ist ihm das Deutsch sprechen zu Anfang schwergefallen. Noch dazu spricht Paulines Familie nur wenig Englisch und kein Dänisch. „Wenn man es täglich macht, fällt es leichter.“

Acht Stunden Autofahren im Zwei-Wochen-Takt

Ende Juli vergangenen Jahres nimmt Lasse dann den vierstündigen Weg zu Pauline nach Plau am See auf sich. „Es hat einfach gepasst“, sagt Pauline im Nachhinein über das Treffen. Am Ende des langen Wochenendes, an dem auch der erste Kuss zwischen den beiden fällt, fragt Pauline ihn schließlich ganz klassisch, ob sie zusammen sein wollen. Pauline, die bei der Erzählung glücklich zu Lasse schaut, fügt hinzu: „Er hat übrigens Ja gesagt.“

Der Beginn ihrer Beziehung ist zugleich der Beginn einer Fernbeziehung für die beiden. Zwischen Paulines und Lasses Wohnorten liegen etwa 370 Kilometer. „Wir haben das Glück, dass Lasse durch seinen Job freier planen kann.“ Lasse arbeitet als Ausbilder bei Beredskabsstyrelsen. Dadurch würde sich vermehrt ein längeres Wochenende ergeben, an dem sie sich Zeit füreinander einräumen können. Während sie sich zu Anfang ihrer Beziehung ungefähr einmal im Monat gesehen haben, sehen sie sich derzeit im Zwei-Wochen-Takt. Dennoch zehrt die Beziehung auch an ihren Nerven. „Auf Dauer ist es schwierig“, gesteht Pauline.

Es hat einfach gepasst.

Pauline Herm

Eine Zukunft in Nordschleswig?

Ihr Wunsch ist es daher, in nächster Zeit zusammenzuziehen. Ein festes Datum gibt es aber noch nicht. „Ich würde auch gerne zu Lasse ziehen und für die Arbeit nach Deutschland pendeln.“ Die gebürtige Mecklenburg-Vorpommerin, die im öffentlichen Dienst arbeitet, hat sich bereits im Norden von Schleswig-Holstein beworben.

 „Wir haben auch besprochen südlich der Grenze zu wohnen, sodass es sich etwas mehr wie ein zu Hause anfühlt für Pauline“, erklärt Lasse. Doch Pauline glaubt, dass ihr das Einleben besser gelingt, wenn es nicht für beide eine neue Lebenssituation darstellt. Sie ergänzt zudem: „Meine Familie und ich sind Dänemark-Fans und ich habe früher aus Spaß gesagt, dass ich nach Dänemark ziehe. Daher war der Gedanke auch nicht ganz aus der Luft gegriffen.“

Die beiden halten sich noch offen, wo sie genau wohnen möchten, tendieren jedoch zu Nordschleswig. Damit könnte der frühere Wunsch von Pauline, in Dänemark zu leben, somit bald Wirklichkeit werden. Doch in erster Linie ist es ihnen wichtig, nah beieinander zu sein – und damit weiter der Grenze zu trotzen.

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