Coronavirus
Selbstversuch beim Corona-Testmobil in Flensburg
Selbstversuch beim Corona-Testmobil in Flensburg
Selbstversuch beim Corona-Testmobil in Flensburg
Jede Woche müssen Grenzpendler einen Corona-Test machen. Wie fühlt sich so ein Test an und wie lange dauert er etwa?
Noch ist es ruhig an diesem Sonnabendmittag auf der Exe in Flensburg. In der Mitte des Platzes stapeln sich viele Weihnachtsbäume. Es ist frostig, das Thermometer zeigt 2 Grad Celsius. Der Straßenverkehr ist kaum hörbar und rauscht leise im Hintergrund. Von den Bäumen und Sträuchern zwitschern vereinzelt Vögel.
Wenn man die Exe von der Friesischen Straße aus begeht – vorbei am Lampengeschäft Elektro Stapelfeld – ist aus der Ferne ein dunkelblaues Wohnmobil zu sehen.
Dr. med Thomas Lorentz vom Labor Krause hat im vergangenen Jahr vier Wohnmobile umbauen lassen. Unter dem Namen „Abstrichmobil SARS-CoV-2-Testung“ dienen diese seit vergangenem Jahr als Corona-Testmobile. Seit 14. Januar befindet sich das Testmobil auf der Exe. Zuvor stand es vor der Diako.
Vor der leerstehenden Marktwache mit seinen roten Dachziegeln, hellen Backsteinen und dem Flensburger Wappen befindet sich seit kurzer Zeit eine Corona-Teststation vom Labor Krause. Ein dunkel-blaues Wohnmobil wurde dafür umfunktioniert und steht täglich ab 8 Uhr auf der Exe. Immer wieder fahren Autos direkt am Corona-Mobil vorbei. Vor der Station läuft Dr. Peter Knopf* auf und ab. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass er hier arbeitet.
Den Temperaturen entsprechend ist er nicht nur warm angezogen mit dicker Jacke und Handschuhen, sondern trägt auch einen grünen Hygienekittel und Mundschutz. Knopf wartet darauf, dass er neue Abstriche für einen Corona-Schnelltest oder PCR-Test entnehmen kann. Um einen Test zu machen, müssen Menschen ihr Mobiltelefon mit dem WLAN der Teststation verbinden.
Mitarbeiter vom Corona-Mobil
Knopf erklärt, dass er durch die Arbeit bei der Teststation seinen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten möchte. Auch wenn durch die Arbeit am Wochenende seine Freizeit leide, freut er sich, seit Dezember letzten Jahres aktiv Hilfe zu leisten, sagt er. Ein Mitarbeiter, der gerade dabei ist, weitere Schnelltests vorzubereiten, ergänzt: „Gerade während der Corona-Pandemie ist es schwer einen Job zu finden. Man fühlt sich so produktiver und dass man gebraucht wird.“
Sandra Herzog-Beiderkern ist heute mit einem Verwandten da. Mit Mundschutz bekleidet vertieft sie sich in ihr Handy und wirkt so, als hätte sie gute Laune. Ihr Verwandter trägt einen Blaumann und könnte Handwerker sein. Er überlässt Herzog-Beiderkern die Registrierung und antwortet entspannt, sobald seine Verwandte ihn etwas fragt.
Negativer Test bei der Einreise Pflicht
Beide unterhalten sich über die Registrierung für den Schnelltest, den sie gleich machen möchten. Sie benötigen ihn, um anschließend nach Dänemark zu fahren, berichtet Herzog-Beiderkern. Ihr WLAN scheint nicht so zu funktionieren, wie sie es möchte. Nach kurzer Zeit spricht sie Knopf an, ob sie etwas falsch macht
Knopf weist auf ein Werbebanner vor der Station und fragt sie, ob sie alle aufgelisteten Schritte befolgt habe. Nach kurzem hin und her schafft es Herzog-Beiderkern, sich und ihren Verwandten zu registrieren.
Für ihren vergangenen Schnelltest holte Herzog-Beiderkern sich einen Termin, worüber sie im Nachhinein froh ist. Auch wenn ein Corona-Schnelltest mit Termin teurer ist, musste Herzog-Beiderkern im Vergleich zu anderen nicht anderthalb Stunden warten, bis sie an der Reihe war.
Ein Selbstversuch
Auch wenn ich nicht Grenzpendlerin bin oder Corona-Symptome habe, möchte ich herausfinden, wie sich ein Corona-Schnelltest anfühlt.
Zunächst registriere ich mich mithilfe des WLAN vom Testmobil. Nach etwa fünf Minuten guckt der Kopf einer Mitarbeiterin des Testmobils aus dem Fenster. Trotz des Mundschutzes verstehe ich sie laut und deutlich. Sie fragt, ob ich mich gerade registriert habe, einen Schnelltest oder PCR-Test machen möchte und ob ich mit Karte oder in bar zahle.
30 Euro für einen Schnelltest
Nach einem kurzen Austausch mit der Mitarbeiterin und 30 Euro, die ich für den Schnelltest in bar zahle, wendet sich Knopf mir zu. Er erhält ein neues Teststäbchen aus dem Mobil, das ihm auf eine kleine Halterung platziert wird. Bevor ich auf Knopfs Bitte für den Abstrich ans Ende der Station gehe, blicke ich kurz die Mitarbeiter durch das Fenster an. Die junge, blonde Mitarbeiterin schaut auf Unterlagen, die sich in ihrer Hand befinden und einmal kurz zu mir, bevor sie sich wieder in ihre Arbeit vertieft.
Ich gehe nun ans Ende des Corona-Mobils, wo Knopf auf mich wartet. Bevor es losgeht, blickt er mich an. Ich fühle mich etwas unwohl bei dem Gedanken gleich ein Teststäbchen in die Nase und den Mund zu bekommen.
Er fragt, ob dies mein erster Schnelltest ist. Ich bestätige und erwidere mit einer Gegenfrage: „Wird das wehtun?“ Mit ruhiger Stimme antwortet Knopf, dass es unangenehm sein könnte. Ich antworte mit einem eher ängstlichen „Ok“...
Dann geht es auch schon los
Knopf bittet mich, für den Abstrich den Mund zu öffnen. Langsam und vorsichtig fängt Knopf an, das Teststäbchen in den Mund zu führen. Es fühlt sich im ersten Moment so an, als wäre ich beim Zahnarzt zur Kontrolle.
Dann wird es kurz unangenehm, als Knopf mit dem Teststäbchen den hinteren Teil meines Rachens berührt. Überraschend schnell ist er fertig. Leider war das nur der erste Teil. Noch bin ich zuversichtlich und halte still, während Knopf das Stäbchen in meine Nase führt. Es passiert zwar schnell, aber ich hätte nicht erwartet, wie tief das Stäbchen in meine Nase geht.
Schnelles, etwas schmerzhaftes Ende
Mir schießen Tränen in die Augen und im ersten Moment denke ich mir, dass ich mich nicht so anstellen sollte. Trotzdem tut es etwas weh und ist sehr unangenehm. Knopf, der den Abstrich wirklich schnell und trotzdem vorsichtig gemacht hat, fragt, ob alles ok ist. Ich antworte – leicht verstört – mit einem Ja und bin einfach nur froh, dass es vorbei ist. Der ganze Vorgang hat nicht mal vier Minuten gedauert.
Knopf fügt das „fertige“ Teststäbchen in ein kleines Reagenzglas, das ein Mitarbeiter der Teststation in dem kleinen Labor im Bus anschließend auf Corona untersucht. Der Mitarbeiter mit Mundschutz, der ein rotes Sweatshirt trägt und kurze blonde Haare hat, sagt mir, dass es etwa 20 Minuten dauert, bis mein Ergebnis da ist.
Erfahrung eines Grenzpendlers
Jetzt heißt es Warten. In der Zwischenzeit sind eine Hand voll neue Personen an der Station dabei, sich zu registrieren. Finn Coordts ist einer von ihnen. Routiniert tippt er seine Daten für die Registrierung ins Handy und gähnt. Coordts berichtet, dass er normalerweise jeden Donnerstag zum Testmobil geht.
Durch seinen Beruf bei einer Güterverkehrsfirma in Pattburg ist Coordts Grenzpendler und benötigt jede Woche einen Test. Alle, die in seiner Firma Homeoffice machen können, sollen das auch tun, so Coordts.
Durch den Zweischichtbetrieb fährt Coordts ein bis zweimal die Woche nach Dänemark. Da er und seine Familie in Harrislee wohnen und er es nicht weit zu seiner Firma hat, kann Coordts mit dem Fahrrad fahren und lässt gerne das Auto stehen, wie er sagt.
Ergebnis
Plötzlich ruft die Mitarbeiterin der Teststation meinen Nachnamen aus. Gespannt gehe ich zum Fenster für mein Ergebnis. Die Mitarbeiterin händigt mir mit einem Kopfnicken eine schriftliche Bestätigung aus. Mein Test ist negativ.
Glücklich packe ich das Schriftstück in meinen Rucksack. An der Teststation kommen und gehen weitere Menschen. Bei meinem Weg zurück zum Auto sehe ich erneut Coordts, der mit dem Fahrrad unterwegs ist.
Ich bin froh, dass ich vorerst keinen neuen Test machen muss. Ab Montag geht es wieder ins Homeoffice.
*Name geändert