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Ex-Bürgermeister Klose im Alter von 86 Jahren gestorben

Ex-Bürgermeister Klose im Alter von 86 Jahren gestorben

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dpa
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Der verstorbene SPD-Politiker Hans-Ulrich Klose. Foto: Jörg Carstensen/dpa/Archivbild

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Er war mit 37 Jahren der jüngste Regierungschef der Republik. Jetzt ist Hamburgs früherer Bürgermeister Hans-Ulrich Klose gestorben. Kanzler Scholz erinnert sich an dessen klare Haltung und klaren Worte. «Er liebte die Politik, die Poesie und...

Hamburgs früherer Bürgermeister Hans-Ulrich Klose ist tot. Der SPD-Politiker sei am Mittwoch im Alter von 86 Jahren friedlich zu Hause eingeschlafen, sagte seine Frau Anne Steinbeck-Klose am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. In den letzten Jahren seines Lebens habe er an Alzheimer gelitten. Klose lebte zuletzt viele Jahre in Berlin, soll aber wie 2015 Alt-Kanzler Helmut Schmidt auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg bestattet werden.

Klose war von 1974 bis 1981 Regierungschef in Hamburg. Danach profilierte er sich im Bundestag als Fraktionschef und versierter Außenpolitiker. Innerparteilich gehörte er als Schatzmeister bis 1991 zum engsten Führungskreis der SPD.

Bundeskanzler Olaf Scholz - vor seinem Wechsel nach Berlin ebenfalls Hamburger Bürgermeister - bescheinigte Klose eine klare Haltung und klare Worte. Er habe politisch keine Auseinandersetzung gescheut, schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X, vormals Twitter. «Er liebte die Politik, die Poesie und den Humor. Hans-Ulrich Klose hat Hamburg und die Bundesrepublik geprägt. Er wird fehlen!» Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nannt Klose auf der Plattform einen umsichtigen Ausnahme-Politiker mit Rückgrat und Weitblick.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) würdigte seinen Vorgänger als einen beliebten Regierungschef, hoch angesehenen Bundespolitiker und sympathischen Botschafter Hamburgs. «Hans-Ulrich Klose hat sich im Senat und als Bundestagsabgeordneter über Jahrzehnte für seine Heimatstadt, unser Land und die sozialdemokratische Politik in Deutschland eingesetzt», sagte Tschentscher. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit betonte, obwohl die Außenpolitik sein politisches Herzensthema gewesen sei, sei Hamburg immer ein wichtiger Ankerpunkt in seinem Leben geblieben. «Hans-Ulrich Klose hinterlässt eine große Lücke.»

«Der Tod von Hans-Ulrich Klose erfüllt uns mit tiefer Trauer», sagten Hamburgs SPD-Chefs Melanie Leonhard und Nils Weiland. «Wir verlieren einen großen Sozialdemokraten und hoch angesehenen Politiker, der als Erster Bürgermeister die Weichen für die erfolgreiche Entwicklung Hamburgs gestellt hat.»

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Rolf Mützenich, nannte Klose einen «herausragenden Politiker und feinen Menschen». Dieser habe sich «mit Anstand und Würde den politischen Herausforderungen gestellt» und «unserem Land in vielen wichtigen Funktionen gedient», erklärte Mützenich.

Klose leitete sieben Jahre die Geschicke im Hamburger Rathaus, bis er im Mai 1981 überraschend zurücktrat. Zwei Jahre später wechselte er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag und blieb dort bis 2013. Nach dem Rücktritt von Hans-Jochen Vogel wurde Klose 1991 zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt, musste den Posten aber 1994 an Rudolf Scharping abtreten.

Ins Amt des Hamburger Bürgermeisters startete Klose 1974 mit einem rigorosen Sparkurs. Als Vertreter des linken Parteiflügels kritisierte er den Extremistenbeschluss und versuchte die Abkehr Hamburgs von der Atomenergie zu erreichen. Wegen der mangelnden Unterstützung der SPD für seinen Kurs gegen das rund 70 Kilometer entfernt im Nachbarland Schleswig-Holstein gelegene Atomkraftwerk Brokdorf trat Klose als Bürgermeister 1981 zurück.

«Als Grüne bleibt uns insbesondere seine progressive Haltung zum Thema Atomkraft und sein Engagement gegen die Hamburger Beteiligung am AKW Brokdorf in Erinnerung», sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, Dominik Lorenzen. Als Abgeordneter und Vorsitzender der SPD-Fraktion sei er lange Zeit eine prägende Stimme deutscher Politik gewesen, «die nun sehr fehlen wird».

Auch die Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft würdigte Klose, der schon mit 37 Jahren Bürgermeister wurde und damit damals jüngster Regierungschef eines Bundeslandes war. «Hans-Ulrich Klose hat sich Zeit seines Lebens für unsere Stadt eingesetzt», sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering über den «verdienten Hanseaten». Die FDP-Politikerin Anna von Treuenfels-Frowein nannte ihn einen «streitbaren Intellektuellen», der Hamburg über Jahre geprägt habe.

Die Linken-Fraktionschefs Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus betonten: «Als Erster Bürgermeister hatte er unsere Stadt in einer bewegten Zeit geführt und dabei in zahlreichen Konflikten Haltung und Stil gezeigt.» Das gelte sowohl beim Extremistenbeschluss als auch im Streit um das Akw Brokdorf. «Klose wusste bereits vor mehr als 40 Jahren um die Risiken der Atomkraft und vor allem: Er handelte auch entsprechend.» AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann sagte: «Er war ein streitbarer und hanseatischer Sozialdemokrat, der immer das Gemeinwohl im Blick hatte.»

Seit 1998 widmete sich Klose auf Bundesebene der Außen- und Sicherheitspolitik, war Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und wurde 2010 zudem Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt - ein Posten, den er 2011 aus familiären Gründen vorzeitig wieder aufgab. Bei der Bundestagswahl 2013 kandidierte er nach mehr als 30 Jahren und acht Wahlperioden nicht mehr.

Nach Angaben der Senatskanzlei wurde am Hamburger Rathaus und an der Landesvertretung in Berlin für sieben Tage Trauerbeflaggung angeordnet. Gleichzeitig sei in der Rathausdiele ein Kondolenzbuch ausgelegt worden, in das sich Bürgerinnen und Bürger bis auf Weiteres täglich zwischen 10.00 und 18.00 Uhr eintragen können. Parlamentspräsidentin Veit wollte noch am Donnerstag unterzeichnen, Bürgermeister Tschentscher will sich am Freitag in das Buch eintragen, das später Kloses Familie übergeben werden soll.

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