HSV-Präsident

Jansen über AG-Querelen: «Respekt fehlte häufiger»

Jansen über AG-Querelen: «Respekt fehlte häufiger»

Jansen über AG-Querelen: «Respekt fehlte häufiger»

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Marcell Jansen, Präsident Hamburger Sportverein e.V. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

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Im Aufsichtsrat des Zweitligisten Hamburger SV ging es zuletzt hoch her. Präsident Marcell Jansen berichtet von Beleidigungen. Die Arbeit als Chef des e.V. will er fortsetzen - unter einer Bedingung.

HSV-Präsident Marcell Jansen hat einen zuletzt rauen Umgangston bei Sitzungen im AG-Aufsichtsrat des Hamburger Fußball-Zweitligisten beklagt. «Ja, es gab Beleidigungen und Bedrohungen. Das ist leider so», sagte der 37-Jährige in einem interview mit der «Bild am Sonntag». Namen nannte der frühere Nationalspieler nicht. Er betonte aber auch, dass der Austausch zuletzt «wieder konstruktiv» gewesen sei, «und diesen Weg sollten wir gemeinsam weitergehen».

Heftige Kritik war unter anderen vom Aufsichtsratsmitglied Karl Gernandt am gesamten Präsidium mit Jansen an der Spitze geübt worden. Gernandt sitzt als Vertreter von Investor Klaus-Michael Kühne im Kontrollgremium. «Der gegenseitige Respekt fehlte in der Vergangenheit leider häufiger», sagte der HSV-Chef dazu.

Wie jemand mit ihm oder über ihn spreche, sei seine Sache. «Wenn aber - und das ist beim HSV leider geschehen - das Präsidium und der komplette Beirat heftig attackiert werden, dann ist das respektlos», sagte Jansen. «Um das klarzustellen: Das kam nicht von Herrn Kühne persönlich! Aber das alles ist hier geschehen, und es trifft Menschen, die mit viel Leidenschaft und mit einem hohen Zeitaufwand professionell und zeitgleich ehrenamtlich einen Verein unterstützen. Und diese Menschen haben einen respektvollen Umgang verdient!»

Der 85-jährige Kühne selbst hatte in einem Interview mit dem «Manager Magazin» zu seinem Zwist mit Jansen unter anderen den Satz «Die Schlacht ist noch nicht geschlagen» gesagt. «Diese Wortwahl passt nicht zum HSV und auch nicht zu mir. Sie passt auch nicht in den Fußball in einer Zeit, in der Russland die Ukrainer angreift», kritisierte Jansen den in der Schweiz lebenden Milliardär.

Laut Jansen hat sich das Verhältnis zu Kühne dem Anschein nach entspannt. «Herr Kühne hat mir kürzlich die Hand gereicht, ich habe ihm meine gereicht, und wir hatten einen guten Austausch.»

Anteilseigner Kühne hatte 120 Millionen Euro unter bestimmten Bedingungen dem HSV angeboten. Jansen hatte zurückhaltend auf die Offerte reagiert. «Die Frage ist nicht, was ich will, sondern ob die Rahmenbedingungen von Herrn Kühne im Einklang mit den Interessen der HSV-Mitglieder stehen», erläuterte er in dem Interview seine Haltung.

Jansen selbst war in den vergangenen Monaten in die Kritik geraten, weil er unter anderen am umstrittenen und nach wenigen Monaten zurückgetretenen Finanzvorstand Thomas Wüstefeld lange festgehalten hatte, den bei Fans und Mitgliedern kritisch gesehenen Detlef Dinsel im Aufsichtsrat behalten wollte und im Clinch mit HSV-Sportvorstand Jonas Boldt lag.

Dem seit Ende Februar konstituierten AG-Aufsichtsrat gehört Dinsel nicht mehr an. Jansen gab seinen Posten als Chef des Kontrollgremiums an den HSV-Vizepräsidenten Michael Papenfuß ab. Der HSV ist mit 75,1 Prozent größter Anteilseigner der AG. Derzeit sind sechs statt der sieben Posten im Aufsichtsrat besetzt.

Trotz aller Querelen denkt Jansen nicht an einen Rückzug vom Präsidenten-Amt. «Das habe ich nicht vor», betonte er. «Aber falls im HSV-Umfeld noch mal jemand bedroht oder beleidigt wird, gehe ich diesen Weg nicht mit!»

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