Naturschutz

Tierärztliche Hochschule koordiniert Walzählung

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dpa
Hannover (dpa/lni) -
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Wale faszinieren: Aber um die Tiere schützen zu können, muss man wissen, wo sie leben - und wie viele von ihnen. Forscher aus acht Ländern Europas wollen das nun zum vierten Mal seit 1994 erfassen. Schon die ersten Untersuchungen zeigten Verän...

Der Meeressäuger Wal ist zunehmend in seinem Lebensraum bedroht. Doch um Wale schützen zu können, muss erst einmal klar sein, welche Walarten in welchen Gewässern leben: In den kommenden sechs Wochen erfassen Forscher aus acht europäischen Ländern die Bestände an Schweinswalen, Delfinen und anderen Kleinwalen in der Nordsee und atlantischen Gewässern. Es sei die vierte Erfassung einer Reihe, die 1994 begann, teilte die Tierärztliche Hochschule Hannover am Freitag mit. Das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Hochschule koordiniere die «international einzigartige» Bestandserfassung.

Die Zählung liefere repräsentative Daten und ermögliche Schätzungen zur Gesamtpopulationen. Menschliche Aktivitäten wie Unterwasserlärm, Beifang, Verschmutzung, Schifffahrt und der Verlust von Lebensraum bedrohten Kleinwale, teilte die Hochschule mit. Die erfassten Daten bildeten eine wichtige Grundlage für künftige Managementrichtlinien und Folgenabschätzungen für die Offshore-Industrie, Schifffahrt und Fischerei. Die EU verpflichte die Anrainerstaaten, die Kleinwalbestände in den Meeren regelmäßig zu erfassen.

Das Projekt «Small Cetaceans in European Atlantic waters and the North Sea» («Kleinwale in europäischen Atlantikgewässern und der Nordsee» - SCANS) erfasse ein 1,4 Millionen Quadratkilometer großes Forschungsgebiet, das von Südnorwegen bis zur Straße von Gibraltar reiche und sich bis zu den Gewässern westlich von Schottland erstrecke. Über sechs Wochen sollten acht Teams in Leichtflugzeugen das Gebiet entlang festgelegter Linien absuchen. Für das Gebiet im Golf von Biskaya werde ein Forschungsschiff eingesetzt.

«Es ist entscheidend, dass die internationalen Teams identisch geschult und abgestimmt sind, damit die Tiere im gesamten Gebiet repräsentativ erfasst werden und wir am Ende länderübergreifende Aussagen zu den Populationen treffen können», erklärte die Meeresbiologin Anita Gilles vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung. Die Erfassung leiste einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung der Biodiversität in Europa - und werde es «den Mitgliedstaaten ermöglichen, das Wissen über den ökologischen Zustand ihrer Meeresgewässer zu aktualisieren und neu zu bewerten».

Die gesammelten Daten sollten 2024 veröffentlicht werden, schon im kommenden Jahr solle es eine erste Schätzung geben, kündigte die Hochschule an. Die bisherigen drei Erfassungen von 1994, 2005 und 2016 hätten ergeben, dass in dem untersuchten Gebiet etwa 1,5 Millionen Wale leben - die Gesamtzahl der Schweinswale habe sich von 1994 bis 2016 kaum verändert. Aber: Die Populationen der Schweinswale verlagerten sich deutlich aus nördlichen in südliche Gebiete, wie die Daten zeigten.

Starke Rückgänge gebe es beim Schweinswal in der Keltischen und Irischen See, die Gründe waren zunächst unklar. «Neben erhöhtem Beifang kommt auch das regional wechselnde, eventuell auch zunehmend verminderte Beuteangebot, und die steigenden menschlichen Einflüsse in Frage», urteilte Gilles.

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